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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Körpertemperaturen während der Operation Schäden am Gehirn verhindern konnten, die durch Sauerstoffmangel entstanden. Deon war ein wenig berauscht vor Stolz und Erschöpfung, als er die letzte Tasse Kaffee leerte.
    Robby sah auf seine Uhr. »Du, es ist verdammt spät, zehn nach elf, und morgen müssen wir wieder im Operationssaal sein.«
    »Na und?« antwortete Deon wegwerfend. »Ist dir klar, daß du hier ein Wunder vor Augen hast?«
    Der afrikanische Laborgehilfe führte gerade zwei Promenadenpinscher in ihre Zwinger zurück. Deon machte eine großartige Handbewegung. »Sieh sie dir an. Eine Stunde lang waren sie tot. Kein Herzschlag, keine Atmung, kein Kreislauf, keine feststellbare Gehirntätigkeit. Allen normalen Begriffen nach tot. Und jetzt laufen sie wieder herum.«
    Robby grinste ihn an.
    »Ich will dir mal was sagen«, fuhr Deon fort. »Eines Tages werden wir diese Methode bei Gehirnverpflanzungen anwenden.«
    »Ich melde mich als freiwilliger Spender«, sagte Robby düster, »an meinem hängen sowieso die Fetzen runter.«
    Aber Deon hörte kaum hin. Langsam stand er auf, seine Finger krampften sich um die Kaffeetasse, er biss sich auf die Unterlippe, seine Augen verengten sich zu einem Schlitz. Robby, der die Symptome kannte, seufzte aus Herzensgrund. »Was ist denn jetzt?« fragte er mit Leidensmiene.
    »Ich kann dir sagen, wie wir eine Gehirn Verpflanzung machen können. Es ist ganz einfach. Wir müssen nur die Einzelheiten ausarbeiten.«
    »Und wie soll das vor sich gehen?«
    »Wir verpflanzen den Kopf des einen Hundes auf den Körper des anderen.«
    Robby sah ihn ungläubig an. »Ist das dein Ernst?«
    »Wenn ich es dir doch sage!«
    »Du bist verrückt«, sagte Robby trocken. »Hypothermie kann wohl das Gehirn schonen, aber was ist mit den Nerven? Wenn du erst das Rückenmark durchtrennt hast …«
    »Du verstehst mich falsch. Ich habe ja nicht vor, beide Köpfe abzuschneiden, nur einen! Den pfropfe ich auf den andern Körper, mit einem gemeinsamen Kreislauf.«
    Robby überlegte. »Ach so. Ja, das könnte gehen. Ein Hund mit zwei Köpfen. Aber das kannst du wohl kaum Gehirnverpflanzung nennen.«
    »Vielleicht nicht«, gab Deon zu. »Der zweite Kopf hat natürlich keine Kontrolle über den Körper, aber wenn es uns gelingt, das Gehirn zu schonen, funktionieren die Schädelnerven weiter. Wenn also das Gehirn lebt, tut der Kopf es auch, und damit können wir demonstrieren, was mit der Hypothermie alles erreicht werden kann.«
    Robby drückte seine Zigarette in der Untertasse aus. »Geh nach Hause und schlaf noch mal drüber«, sagte er.
    Deon ging nach Hause, aber an Schlaf war nicht zu denken. Bis zum Morgengrauen lag er neben dem warmen Körper Elizabeths wach und überlegte fieberhaft, wie das Problem zu lösen war. Das Wichtigste war, beide Gehirne zu schützen, während die Blutzufuhr abgeschnitten war. Er stellte sich die beiden Hunde auf dem Operationstisch vor. Sie sollten nebeneinander angeschnallt werden – Spender rechts, Empfänger links. Beide Kreisläufe mußten an dieselbe Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Deon wollte das venöse Blut beider Hunde in denselben Oxygenator abfließen lassen und es dann durch zwei Arterienpumpen zurückpumpen. Während des Kühlvorgangs wollte er einen Einschnitt am Halsansatz des Spenders machen und die Halsschlagader und Drosselader freilegen. Robby sollte ebenso am Empfänger vorgehen.
    Dann wollte er die Temperatur beider Tiere auf zehn Grad Celsius senken, die Arterienpumpe zum Spender abstellen und all sein Blut in die Maschine laufen lassen. Dann wurden die vier Gefäße zwischen zwei Klammern geteilt und der Kopf des Spenders abgetrennt. Nun galt es, durch eine Gefäßverbindung den Kopf auf den Hals des Empfängers zu setzen, und zwar so, daß er ihn von der Seite ansah. Jetzt die Klammern abnehmen, und während wieder angewärmt wurde, mußte das Ende des Rückenkanals mit einer Muskelklappe geschlossen werden, damit die Spinalflüssigkeit nicht auslaufen konnte. Der Kopf hatte keine Muskelstütze, also würde er eine Gipsschiene anlegen müssen.
    Deon rückte näher zu Elizabeth, aber sie drehte sich zur andern Seite und murmelte etwas im Schlaf. Schließlich schlief er ein, und als er erwachte, stand sie gerade auf, um das Baby zu füttern. Das Sonnenlicht fiel hell durch das Fenster.
    Eine Woche später führten sie die Operation durch, und alles verlief, wie Deon es sich vorgestellt hatte. Der transplantierte Kopf öffnete die

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