Die Erbsünde
sich nicht beherrschen. »Ich bin Herzspezialist, wie Sie wissen. Er ist Genetiker. Wir arbeiten auf völlig unterschiedlichen Gebieten.«
»Ich weiß, Herr Professor, aber wir dachten, wo Sie beide so gute Freunde sind …«
»Tut mir leid. Ich habe nichts weiter dazu zu sagen.«
Am Montag wiederholten die Morgenzeitungen im wesentlichen den Bericht der ›Afrikaans Sunday‹, aber geschickt auf aktuell zurechtfrisiert. Professor Davids war nicht zu erreichen gewesen, um einen Kommentar abzugeben. Der Gesundheitsminister und der Präsident der Medizinischen Körperschaft hatten angekündigt, daß Ermittlungen angestellt und entsprechende Schritte unternommen werden sollten.
Deon war besorgt, als er ins Krankenhaus fuhr. Den ganzen Abend hatte er versucht, Philip zu erreichen, ohne Erfolg. Soweit war er in Sicherheit. Aber wie lange noch? Ein unvorsichtiges Wort … Wieder und wieder zählte er sich die Gründe auf, warum er in diese Kontroverse nicht verwickelt werden durfte.
Vor der Station wartete ein Grüppchen Männer vom Herzteam auf ihn. Weniger als sonst. Das Personalproblem war also immer noch nicht gelöst. Er grüßte geistesabwesend.
Robby war schon im Ärztezimmer. Er rückte seine schmalen Schultern in dem weißen Kittel zurecht, der immer eine Nummer zu groß für ihn zu sein schien, als sie hereinmarschiert kamen. »Hallo, Deon.«
»Morgen.«
Robby musterte ihn mit einem ironischen Blick. »Unser Freund Philip sitzt ja ganz schön in der Patsche mit seinen Versuchen, künstlich Babys herzustellen. Wieso hält er sich nicht an die natürliche Methode? Oder ist er vielleicht andersrum?«
Einige der Assistenzärzte lachten verlegen, aber sie verstummten sofort, als sie Deons Gesicht sahen.
»Ich dachte, er ist auch dein Freund, Robby?« sagte er mit schneidender Stimme. Robby lachte und sah weg.
»Na ja, natürlich, ich …«
»Und selbst wenn er das nicht mehr ist, dann ist er immer noch dein Kollege«, fügte Deon verächtlich hinzu.
Robby blinzelte, dann hob er die Hände und sagte, das Ganze ins Lächerliche ziehend: »Nicht schießen, Sheriff.«
Deon zog seinen Kittel über und ging zur Tür. Sein Gesicht war rot vor Zorn.
»Ich wollte dich doch nur auf den Arm nehmen«, sagte Robby versöhnlich. »Deswegen brauchst du doch nicht gleich in die Luft zu gehen.« Er grinste hinter Deon her. »Sag bloß, du hast auch Babys gemacht!«
Deon war schon aus dem Zimmer, jetzt wirbelte er herum, und Robby, der damit nicht gerechnet hatte, rannte ihn fast um und taumelte zurück. Deon hatte die Schultern eingezogen, als setzte er zum Sprung an. Seine Stimme war messerscharf.
»Mit seiner Arbeit habe ich nichts zu schaffen, aber er ist mein Freund, wenn er auch der deine nicht ist, und ich würde zu ihm halten wie zu einem Bruder.«
Die Atmosphäre während der Visite war denkbar beklemmend. Verstohlen hielt man sich möglichst im Hintergrund, um nicht aufzufallen. Die Assistenzärzte berichteten kurz und bündig, welche Fortschritte ihre Patienten gemacht hatten. Deon ging von Bett zu Bett und nahm alles mechanisch in sich auf, aber gleichzeitig verfolgte ihn das Gefühl, daß die Gestalt in dem weißen Kittel und dem dunklen, gutgeschnittenen Anzug, die sich so sicher unter den Patienten bewegte und klipp und klar Anweisungen gab, nicht wirklich er war, sondern ein Fremder, den er interessiert und sogar etwas ungläubig beobachtete. Mittendrin brach er die Visite unter einem fadenscheinigen Vorwand ab. Philip mußte doch sicher inzwischen zu erreichen sein!
Er ging durch die Eingangshalle auf die Tür zu, als Moolman die Treppe heruntergepoltert kam.
»Professor! Professor!«
Deon blieb verdrossen stehen. Moolmans Brille war ihm fast bis auf die Nasenspitze gerutscht. »Der Hund, den wir letzte Woche operiert haben! Er lebt noch immer!«
»Ach? Wie schön.«
Moolman war sichtlich enttäuscht über Deons Mangel an Begeisterung. Er verschränkte schützend die Arme vor der Brust.
»Ich glaube, wir können jetzt die Experimente einstellen«, sagte Deon. »Wie geht es Giovanni?«
»G-g-gut.« Moolman holte tief Luft, um Herr über sein nervöses Stottern zu werden. »Natürlich hat er einen hohen Hämoglobingehalt, aber davon abgesehen sind die Bluttests normal. Und er fühlt sich pudelwohl auf der Station.«
»Gut. Sie behalten ihn im Auge?«
»Ja, Sir.«
»O.K.«, sagte Deon abschließend, aber Moolman ließ sich nicht abschütteln.
»Äh – Professor?«
Deon runzelte die
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