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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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überlegte er schuldbewusst, ob sie etwas wußte. Oder ahnte sie es? Weibliche Intuition? Quatsch. War denn überhaupt eine Veränderung in ihm vorgegangen? Was empfand er denn wirklich für Trish? Abgesehen von einer oberflächlichen Anziehung, der Illusion wieder gefundener Jugend und gemeinsamer Interessen und Erinnerungen war doch nichts zwischen ihnen. Oder machte er sich da etwas vor?
    Er konnte die quälende Selbstanalyse nicht mehr ertragen. Er stand auf und langte nach dem Morgenrock neben dem Bett. Auf dem Weg zum Bad hörte er aus der Küche das vertraute Klappern von Geschirr. Er rasierte sich und duschte, zum Schluß drehte er das kalte Wasser weit auf und hielt das Gesicht dem prickelnden Nass entgegen, aber selbst der eisige Regen konnte seine nagenden Zweifel nicht fortwaschen.
    Es war Sonntag, also zog er Jeans und ein offenes Hemd an, darüber streifte er einen alten Pulli, denn draußen war es empfindlich kühl.
    In der Küche war Elizabeth mit dem Frühstück beschäftigt. Es duftete nach gebratenen Eiern mit Speck. Plötzlich merkte er, daß er einen Bärenhunger hatte, denn gestern abend hatte er kaum etwas gegessen, weil sie sich während des ganzen Abendessens gestritten hatten.
    »Morgen«, sagte er vorsichtig testend.
    Elizabeth warf ihm einen kurzen Blick zu. Ihre grünen Augen hatten die Farbe von Eissplittern. Grün und kalt. Sie sah sofort wieder weg.
    Aha, dachte er, dicke Luft. Na gut, ganz wie du willst.
    In der Kaffeemaschine sprudelte der Kaffee, er goss sich eine Tasse ein, stürzte ihn schwarz und bitter hinunter, stellte die Tasse hin und ging zur Tür.
    »Ich geh' jetzt die Zeitungen holen«, sagte er. Diesmal sah sie nicht auf. »Dann geh doch zum Kuckuck«, sagte er laut zu ihrem abweisenden Rücken und knallte die Tür hinter sich zu.
    Er schimpfte ärgerlich vor sich hin, bis er den kleinen Laden in der Nähe des Stadtzentrums erreichte, wo er regelmäßig seine Sonntagszeitungen kaufte. Alberne Ziege. Bildete sie sich ein, mit Gehässigkeit etwas bei ihm zu erreichen? Er hatte keine rechte Lust, wieder nach Hause zu fahren. Wenn sie schweigen wollte, bitte, sie konnte den ganzen Tag lang die himmlischste Ruhe haben, weil er nämlich nicht da sein würde. Aber wo sollte er hin? Ins Krankenhaus? Er hatte Bescheid gesagt, daß er heute keine Krankenvisite hielt. Zu Trish? Es war verlockend. In einer Viertelstunde konnte er bei der Frau sein, die er – ja, was? Liebte? Oder die er bemitleidete? Wieder packte ihn das brennende Verlangen, bei ihr zu sein. War dies wirklich eine vom Schicksal bestimmte Leidenschaft, für die er alles mit sich in den Abgrund ziehen konnte, oder war es die übliche Marotte eines alternden Mannes, dem das Leben zu entgleiten droht?
    Er saß im Auto vor dem Lädchen und begann, lustlos die ›Afrikaans Sunday‹ durchzublättern, die zuoberst auf dem Stapel Zeitungen neben ihm auf dem Sitz lag. Er las ziel- und planlos hier und dort eine Überschrift oder eine Bildunterschrift. Beim Umblättern durchfuhr ihn ein leiser Schrecken. Quer über die ganze Seite stand in fetten, riesigen Buchstaben die skandalöse Überschrift: Südafrikanischer Arzt macht Retortenbabys. Darunter stand in weniger schreienden Lettern: Versuche mit den Eiern von Frauen in einem Labor am Kap. Ein Foto zeigte Philip, der, den Kopf leicht zur Seite geneigt, spöttisch in die Kamera lächelte. Es war an dem Tag aufgenommen worden, als er seine Vorlesung gehalten hatte.
    »Gott im Himmel«, stöhnte Deon. Er überflog eilig den langen Bericht. Sein eigener Name wurde nirgends erwähnt. Ein Glück. Wenigstens das nicht. Er las den Artikel noch einmal von vorn bis hinten aufmerksam durch. Er war so geschrieben, daß er den Eindruck erweckte, sachlich und objektiv zu sein, aber die persönlichen Gefühle des Journalisten von Abscheu und Entrüstung kamen deutlich durch. Ein Informant, dessen Name nicht genannt wurde, hatte enthüllt, was sich in diesem Labor in Kapstadt tat. Es wurden Experimente mit menschlichen Eiern und Samen gemacht, die Bezugsquelle dieser Eier war ein Geheimnis. Der farbige Arzt, für diese Angelegenheit verantwortlich, war kanadischer Staatsbürger, aber gebürtig vom Kap. Das schlimmste aber war, daß manche dieser Eier leicht von weißen Frauen stammen konnten. Woher der Samen kam, blieb der Phantasie des Lesers überlassen. Deon las den Artikel ein weiteres Mal durch. Sein Name war wirklich nicht genannt. Jetzt galt es, dafür zu sorgen, daß Philip ihn

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