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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Sie wegkommen.« Sehr fest und bestimmt. Aber da war noch etwas in der Stimme. Angst. Die Angst, die eine alte Frau vor einem Eindringling hat? Oder war da noch etwas anderes?
    »Ehrlich, ich tue Ihnen nichts«, versicherte Deon. »Ich habe eine Nummer angerufen, und ein Mann hat mir diese Adresse gegeben, und ich soll sagen, daß ich ein Freund von Peter bin und Joan suche.«
    »Telefon. Peter. Joan«, sagte die Stimme mürrisch. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Aber sie klang etwas unsicher, und Deon fühlte sich ermutigt, fortzufahren.
    »Ich tue Ihnen wirklich nichts. Ich bin nicht von der Polizei oder so was.«
    Mit Schärfe: »Was soll die Polizei damit zu tun haben?«
    »Verzeihung«, sagte er schüchtern, »so hab' ich es nicht gemeint.« Er hielt inne, überlegte fieberhaft, wie er sie beruhigen könnte. »Bitte, öffnen Sie doch wenigstens die Tür, dann kann ich Ihnen alles erklären.«
    »Nein.« Schrill, wie im Vorgefühl ihres Triumphs.
    Er saß fest. »Was zum Teufel noch mal soll ich denn noch tun? Ich hab' gesagt, was mir aufgetragen wurde, oder? Ich bin ein Freund von Peter und möchte Joan sprechen.«
    »Ich will keine Männer haben«, sagte die Frau mit Hasserfüllter Stimme. »Ich will hier keine Männer haben, hören Sie? Gehen Sie fort.«
    »Ich komme nur, um zu fragen … um nach einer gewissen Sache zu fragen. Eine Freundin von mir möchte etwas, und ich bin gekommen, um darum zu bitten.«
    »Ich will hier keine Männer haben«, zischte die Frau erbost.
    »Ehrlich, ich will mich in nichts einmischen.« Offenheit schien jetzt die beste Politik, entschied er. »Sehen Sie mal, ich studiere Medizin, also – ich kenne mich in diesen Dingen aus. Ich will mich nur davon überzeugen, daß alles in Ordnung geht.«
    »ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte die Frau hinter der Tür mit dem Messingdelphin schnell.
    »Ich wollte nur sehen, ob auch alles steril ist und so weiter.« Lahm fügte er hinzu: »Ob alles in Ordnung geht.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, und es wäre besser, wenn Sie jetzt sofort gingen. Sonst rufe ich die Polizei.«
    Vor Schreck riß er die Augen weit auf. Was, wenn es wirklich das falsche Haus wäre? Vielleicht hatte er die Angaben falsch verstanden. Möglicherweise gab es zwei Gardenienstraßen, und die andere war die richtige, die Straße im Slum mit den üblen Spelunken und den an jeder Straßenecke lauernden Messerstechern, wie er es sich ja auch vorgestellt hatte; nicht dieser gepflegte, abgeschiedene Vorort für ältliche Bürger. Am besten machte er, daß er fortkam, ehe die alte Kuh wirklich die Polizei anrief. »Ich gehe ja schon!« rief er. »Entschuldigen Sie die Störung.«
    »Gehen Sie«, sagte die Frau hinter der Tür.
    Die Stimme am Telefon war die gleiche wie gestern. Irgendwie ausländisch, aber kein Akzent, den er kannte.
    »Ja«, sagte der Mann am Telefon.
    »Ich habe gestern schon mal angerufen«, sagte Deon mit drängender Stimme. »Wegen einer gewissen Angelegenheit.« Eine lange Pause, schließlich rief Deon: »Hallo, hallo!«
    »ich bin hier«, sagte die Stimme ungerührt. »Wer spricht dort?«
    »Mein Name ist Deon. Ich habe gestern mit Ihnen gesprochen.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Also, es hat nicht geklappt. Ich bin zu der Adresse gegangen, die Sie mir gegeben haben, und habe gesagt, was Sie mir auftrugen, aber man hat mir nicht aufgemacht.«
    Der Mann am Telefon lachte bissig. Es war das boshafte Lachen eines Menschen, der viel Schlechtes gesehen hat. »Das war töricht von Ihnen, mein Freund.«
    »Wieso?«
    »Ich sagte Ihnen, Sie sollten das Mädchen hinschicken. Nicht selbst hingehen.«
    »Aber ich wollte doch nur …«
    »Was Sie wollen, spielt gar keine Rolle«, unterbrach der Mann ihn scharf. »Ich habe gesagt, das Mädchen soll hingehen. Wir haben es nicht gern, wenn Männer sich einmischen. Verstanden?«
    »Die Frau wollte nicht mal die Tür aufmachen.«
    »Da haben wir's«, sagte die fremde Stimme. »Jetzt haben Sie sie verärgert und mißtrauisch gemacht.«
    »Es tut mir leid. Ich wollte mich ja nur vergewissern, daß alles seine Richtigkeit hat. Daß alles steril ist und so weiter.« Die Stimme wurde feindselig. »Was verstehen Sie denn schon davon?«
    »Nun … ich … ich studiere Medizin.«
    »Aha«, sagte die Stimme gedehnt. »Ein Medizinstudent. Warum machen Sie's denn dann nicht selbst?«
    »Ich … ich kann es nicht.«
    Der Mann kicherte. »Schiß in der Hose, wie?« sagte er mit gleichgültiger

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