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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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Hände, mein Junge.«

Herbst
6
    Der Tag fing ruhig an. Auf der Tafel stand nur ein Fall, eine einfache Gallenblasenentfernung. Nach der Operation brachte Deon den Patienten auf die Station zurück. Eigentlich hatte er jetzt frei, daher entschloß er sich, früh zu Mittag zu essen. Vielleicht konnte er dann am Nachmittag ein paar Stunden Schlaf nachholen.
    Er hatte gerade den Löffel in die Suppe getaucht, als sein Name durch den Lautsprecher gerufen wurde.
    Auf der Frauenstation waren zwei neue Patientinnen eingeliefert worden. Die erste war eine Frau in mittleren Jahren mit sympathischen Gesichtszügen. Ihr Blick war voller Angst. Eine Krankenschwester machte sich übereifrig an ihrem Bett zu schaffen. Deon sah sich inzwischen die Krankengeschichte an. Sie war vor fünfzehn Monaten zum ersten Mal hier gewesen. Sie hatte eine faserige Krebsgeschwulst gehabt, und man hatte ihr die linke Brust abnehmen müssen. Bei ihrer letzten Untersuchung hatte man über dem Schlüsselbein ein Knötchen ertastet, und nun sollte eine Probeexzision gemacht werden. Unter den Notizen stand hingekritzelt die Frage: Wiederauftretender Brustkrebs? Dieselbe Frage stand in ihren Augen. Die Ärzte hatten ihr zur Beruhigung gesagt, daß es sich nur um eine Routineuntersuchung handle.
    Deon sagte lächelnd zu ihr: »Guten Tag, Mrs. Moor.«
    Beinahe hätte er hinzugefügt: »Nett, daß Sie wieder bei uns sind«, als sie das Gesicht zur Seite drehte und lautlos weinte. Er tätschelte ihr linkisch die Schulter und sah sich hilfesuchend nach der Schwester um, die verschwunden war. Schließlich kam sie doch wieder, und er ordnete ein Beruhigungsmittel an. Er beschloß, die andere Patientin zu untersuchen, bis Mrs. Moor sich beruhigt hatte, wenn das in ihrer Situation überhaupt möglich war.
    »Man kann alles heilen, nur nicht den Tod«, hatte Trish einmal gesagt. Es war an einem Sonntagnachmittag gewesen, kurz nachdem sie sich kennen gelernt hatten. Sie hatte in ihren schwarzen, engen Hosen und einer knallroten Bluse mit untergeschlagenen Beinen auf seinem Bett gesessen und mit feurigem Pathos Lyrik zitiert. Wer mochte wohl jetzt in seiner Bude wohnen?
    Er wandte sich entschlossen der nächsten Patientin zu. Zum Glück war sie nur hier, um sich die Krampfadern veröden zu lassen. Zu viele Schwangerschaften, zu verstopft, zu dick, zu eitel …
    Als er die zahlreichen Formulare für Röntgenaufnahmen, Blutuntersuchungen, biochemische und voroperative Anweisungen ausgefüllt hatte, ging er hinunter ins Dienstzimmer. Er war niedergeschlagen, einmal wegen Mrs. Moor, und dann auch, weil die Erinnerung an Trish ihn quälte. Er mußte einfach mal weg vom Krankenhaus. Bei Hamish war heute Abend eine Party. Eigentlich hatte Deon vorgehabt, an seinem freien Abend früh ins Bett zu gehen. Aber vielleicht brauchte er die Abwechslung nötiger als Schlaf. Bei Hamish Dentons Parties kam man meistens auf seine Kosten.
    Im Dienstzimmer traf er Philip Davids, der allein am Tisch saß und einen Brief schrieb.
    »Hallo«, sagte Deon, »ich hab' dich ewig nicht gesehen.« Er goss sich eine Tasse Kaffee ein und warf einen Blick über die Schlagzeilen der Abendzeitung, die geöffnet auf einem Stuhl lag.
    »Hallo, Deon! Ja, man hält uns ganz schön auf Trab, nicht?«
    »Na ja, noch acht Monate. Hast du dich schon entschieden, ob du nach Europa gehst?«
    »Ich weiß noch nicht so recht, aber ich glaube schon.«
    »Wärst auch schön dumm, wenn du's nicht tätest.« Deon ging mit der Tasse in der Hand ans Schwarze Brett und studierte den Dienstplan. »So 'ne Scheiße!«
    Philip hob fragend die Augenbrauen.
    »Nachtdienst auf der Unfallstation. Dabei war ich letzte Woche schon dran und müßte heute frei haben«, schimpfte Deon.
    »Hattest du denn etwas Besonderes vor?« fragte Philip.
    »Na ja, eine Party, draußen in der Hout-Bucht …«
    Philip überlegte kurz. »Weißt du was? Geh du ruhig zu deiner Party. Ich habe heute Stationsdienst, aber es scheint ziemlich ruhig zu sein. Ich spring' dann für dich ein, falls es nötig ist, und wenn ich es allein nicht schaffe, ruf ich dich an.«
    »Das ist riesig nett von dir. Hier ist die Nummer. Ich schreib' sie dir auf, ja?« sagte Deon.
    »Gut. Ich rufe dich nur an, wenn es unbedingt notwendig ist.«
    »Okay, Philip, und herzlichen Dank.«
    »Gern geschehen. Viel Vergnügen!« Philip wandte sich mit einer abschließenden Geste seinem Brief zu.
    Als Deon ankam, war die Party längst in vollem Gange. Noch ehe er den Motor

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