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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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schmachtenden Töne gingen in Rock’n’roll über, Elvis Presley gellte ohrenbetäubend aus dem Lautsprecher, und die Tanzenden stampften den Takt zu der sinnlich heiseren Stimme, bis der Fußboden erbebte.
    Plötzlich fuhr ihm ein freudiger Schrecken in die Glieder, beinahe hätte er seinen Wein verschüttet: In der Menge wiegte und wand sich leidenschaftlich im Rhythmus der Musik ein Mädchen mit langem, weinrotem Haar. Aber es war nicht Trish. Sie konnte es nicht sein.
    Vor kurzem hatte er eine ihrer Freundinnen von der Kunstakademie getroffen. Sie hatten ein paar nichts sagende Worte gewechselt, und zum Schluß hatte er beiläufig gefragt: »Was macht eigentlich Trish? Siehst du sie noch?«
    Das Mädchen hatte ihn abschätzend angesehen. »Weißt du das nicht? Sie ist doch nach Spanien gegangen!«
    »Ach? Das ist ja interessant. Was macht sie denn da?«
    Das Mädchen hatte die Achseln gezuckt und mitleidig gelächelt. »Sie malt. Sie kann froh sein, wenn sie dabei nicht verhungert.«
    Er beobachtete die Rothaarige mit ihrer wehenden, dunklen Mähne, und beim Gedanken an das, was er verloren hatte, wurde ihm ganz flau im Magen. Im Laufe der letzten Monate hatte Trish in seiner Vorstellung neue Gestalt angenommen. Die herben Züge in ihrem Charakter waren weicher geworden: ihr messerscharfer Verstand, der prüfende Blick ihrer grünen Augen, mit dem sie mühelos seine Maske aus Eitelkeit und Täuschung durchdrang.
    Er erinnerte sich an ihr phantasievolles Liebesspiel und ihre flammende Begeisterung in der Diskussion; an die Augenblicke stiller Besinnlichkeit, wenn er es nicht gewagt hatte, sie anzusprechen, aus Angst, ihren inneren Frieden zu stören.
    Ob sie wohl in Spanien einen anderen gefunden hatte? Er verscheuchte den Gedanken. Lieber wollte er sich vorstellen, wie sie in ihrem Studio eifrig malte, Bilder voller Licht und Weite, die sie mit ihren tiefgründigen Augen erblickte und mit großem Verstehen auf die Leinwand bannte.
    Er trank den Wein in ein paar hastigen Zügen aus und schüttelte sich angewidert. Trotzdem füllte er das Glas wieder und fuhr fort, die Gäste zu betrachten.
    Eine junge Blonde drehte ihrem Partner abrupt den Rücken zu und tanzte allein weiter Sie merkte, daß Deon sie anstarrte, und blieb stehen. Arrogant musterte sie ihn von oben bis unten. »Hallo«, sagte sie, »was gibt's da zu glotzen?«
    »Ich bin eben erst gekommen«, erwiderte er.
    »Du bist fremd hier, ich hab' dich noch nie gesehen.«
    »Gleichfalls.«
    Das Mädchen ignorierte seine kesse Antwort. »Du siehst aus, als wüsstest du nicht, wo du hingehörst. Oder findest du es langweilig hier?«
    »Das nicht, aber ihr habt mir alle ein paar Gläser voraus«, sagte er unsicher. »Ich muß erst in Stimmung kommen.«
    »Brauchst du Unterstützung dabei?«
    »Ja«, sagte er ernsthaft, »ich glaube schon.«
    Ihre Pupillen waren unnatürlich groß und wurden von der blassblauen Iris dünn umrandet. Das gab ihrem Blick etwas Starres, das ihn ziemlich aus der Fassung brachte. War sie rauschgiftsüchtig? Aber sie war noch so jung, achtzehn oder neunzehn vielleicht.
    »Wie heißt du?« fragte sie. Betrunken war sie jedenfalls nicht, denn sie sprach völlig klar, mit dem typischen Akzent der oberen Zehntausend.
    »Deon. Und du?«
    »Ich?« Als sei sie überrascht, daß jemand ihren Namen noch nicht kannte. »Ich heiße Liz.«
    »Und weiter?«
    »Liz. Nichts weiter.«
    »Du mußt doch einen Nachnamen haben.«
    Sie schüttelte den Kopf; das helle Haar stand ihr wie ein Federnkranz um die Stirn. »Einfach Liz. Liz, die geheimnisvolle Fremde.« Sie ergriff seinen Arm und zog ihn mit. »Komm, wir tanzen.« Ihr Partner, der die ganze Zeit hinter ihr gestanden hatte, warf Deon einen finsteren Blick zu und wollte sich dazwischenmengen, aber sie stieß ihn zurück. »Hau ab, Tony«, sagte sie grob, »zieh Leine.«
    Im stolzen Bewußtsein eines Marines, der kampflos gesiegt hat, stellte Deon sein Glas hin und tanzte mit seiner neuen Eroberung davon.
    Er tanzte schlecht. Anfangs mußte er noch auf seine Füße hinuntersehen, um dem rasenden Takt der Musik folgen zu können. Bald fühlte er sich aber sicher genug, den Blick zu heben und seine blonde Partnerin anzulächeln. Sie tanzte mit hemmungsloser Hingabe, ihr Körper wand sich wie eine Schlange, die Hüften kreisten geschmeidig – an solche Mädchen war Deon nicht gewöhnt.
    Sie hob mit müder Grazie die Arme, eine Geste, die er unendlich anmutig fand. Sicher war sie Balletteuse, oder

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