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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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das Blut kam: Die Kugel war durch die Milz gegangen, deren eine Hälfte kaum mehr als eine breiige Masse war.
    Solly Morris spähte über die Abschirmung, in seiner Stimme lag strenger Tadel, als er sagte: »Der Blutdruck sinkt immer tiefer.«
    Snyman nickte höflich. »Wir werden ihn gleich wieder hochbringen. Verlieren Sie nicht die Nerven.« Geschickt und blitzschnell wie ein Taschendieb ließ er seine Hände in der Bauchhöhle verschwinden und zog die Milz, oder was davon noch übrig war, hervor. Die Schwester hatte ihn aufmerksam beobachtet und hielt schon die lange Sezierschere bereit, die Snyman ihr, ohne aufzusehen, abnahm. Er schnitt die Verbindung zwischen Niere und Milz durch und zog sie näher an sich heran. Er streckte die Hand aus. Klemme … Schere … Schnitt.
    Alle Gefäße von der Milzschlagader bis zum Magen wurden mit Gefäßklammern gefaßt, die Milz hing nur noch an einem Stiel, der aus Milzarterie und -vene bestand. Professor Snyman klemmte ihn ab und trennte ihn durch. Aus den Tiefen der Bauchhöhle holte er die zerschmetterte Milz hervor und hob sie in die Höhe. Die Schwester hielt ihm eine Schale hin, und er legte das Organ behutsam hinein.
    »Die Blutung steht, Solly. Geben Sie etwas Blut. Ich warte ein paar Minuten.« Er legte ein steriles Gazetuch über das Operationsfeld und sah zu Bennett hinüber. »Mir scheint, die Kugel hat die Wirbelsäule nicht berührt. Sie ist durch die Milz und den Magen gegangen und hat ein paar Schlingen des Dünndarms gestreift.«
    Offenbar widerstrebte es Bennett, seine Diagnose zu ändern. »Er hat aber über Empfindungslosigkeit in den Beinen geklagt.«
    Professor Snyman zuckte die Achseln, er hatte keine Lust, sich auf sinnlose Diskussionen einzulassen. »Das war sicher der Schock. Sie haben doch keine neurologischen Veränderungen festgestellt?« Er wartete Bennets Antwort nicht ab, sondern wandte sich an Solly. »Na, wie sieht's bei Ihnen aus?«
    Solly Morris stellte das Pumpen ein und verschwand hinter der Abschirmung. Man hörte seine Stimme nur gedämpft, als er sagte: »Besser. Der Druck ist auf neunzig gestiegen. Sie können weitermachen.«
    Bennett war noch ganz verstört nach dem unerwarteten Rüffel des Professors. Er schwitzte heftig unter den grellen Operationslampen, seine Brillengläser waren beschlagen. Er lehnte den Kopf zurück und versuchte, sie abzuwischen. Professor Snyman nahm das Gazetuch fort, hielt eine Gefäßklemme hoch und sah Bennett auffordernd an. Als er nicht sofort reagierte, sagte Snyman mit übertriebener Liebenswürdigkeit: »Würden Sie bitte so freundlich sein, die Klemme zu halten, damit ich die Milzarterie unterbinden kann?«
    Deon sah, daß Bennett noch mit seiner Brille beschäftigt war, und wollte nach der Klemme greifen, aber Bennett stieß seine Hand unsanft zurück. Die Schwester hatte schon eine Packung Catgut aufgerissen und reichte Snyman den Faden. Er machte eine Schlinge um seine Pinzette und streifte sie abwärts über die Arterie. Sie rutschte auf die Klemme zurück. Bennett, der nicht so recht sehen konnte, was er tat, hielt die Klemme verdreht und zupfte daran herum.
    Professor Snyman verlor die Geduld. »Zeigen Sie mir die Klemmenspitze«, bellte er. Bennett zog mit einem Ruck an der Klemme. Sie rutschte von der Arterie. Ein hellroter Blutstrahl spritzte Snyman ins Gesicht. Blitzschnell hielt die Schwester eine neue Arterienklammer bereit, aber Deon war schneller. Er saugte das hervorquellende Blut aus der Höhle und griff instinktiv mit untrüglicher Sicherheit nach dem pulsierenden Stengel. Seine Hände zitterten vor Anstrengung, aber er ließ nicht los, niemals, bis in alle Ewigkeit.
    Und Bennett stand immer noch reglos da.
    Professor Snyman, dessen Brille provisorisch von der Schwester geputzt worden war, riß ihr die Klemme aus der Hand. Er beugte sich vor und faßte die Arterie hinter Deons Fingern. In dieser Stellung verharrte er lange Zeit und starrte in die offene Wunde, als berge sie eine schreckliche Wahrheit. Dann richtete er sich langsam auf und drehte sich zu Bennett.
    »Idiot«, sagte er leise. »Sie verdammter Idiot.«
    Wie Professor Snyman vermutet hatte, war die Kugel durch die Magenwände und zwei Schlingen des Dünndarms gegangen.
    Die Operation wurde fortgesetzt, als sei nichts geschehen. Die Risse wurden genäht, Teile des Dünndarms herausgeschnitten und Gefäßverbindungen hergestellt. Deon hatte quasi die Assistenz übernommen. Zuerst war er etwas linkisch und mußte sich

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