Die Erde ist nah
Menschheit mit dem Gewehrkolben an das Tor des Weltraums pocht.«
»Ich weiß, daß Sie es auf die Soldaten abgesehen haben«, sagt der Kapitän mit einem leeren Lächeln. »Ich weiß, daß Sie damit schon bei einer Reihe von Projekten Schwierigkeiten hatten. Aber glauben Sie nicht, daß mich die Sucht nach Krieg und Blut in die Armee geführt hat. Das ist eben einmal meine philosophische Einstellung, an die ich glaube. Ich glaube an eine fest organisierte, bewährte Ordnung.« Wir diskutieren ziemlich lange. Obwohl mir ein solches Gespräch ermöglicht, die Denkweise des Kapitäns besser kennenzulernen, geht es mir doch in erster Linie um Jenkins. Zum Schluß erklärt der Kapitän: »Ich unterschätze keinesfalls Ihre Funktion in der Expedition. Schließlich bin ich auch kein Dummkopf, der sich vormacht, daß er eine Schar von Robotern kommandiert. Nun, ich möchte Ihnen im Falle Jenkins irgendwie helfen. Allerdings nicht mit einem Kompromiß. Ich schlage folgendes for: Wir rekapitulieren öffentlich den Fall Jenkins. Mein Antrag zu seiner Bestrafung bleibt natürlich unverändert. Ich bin aber bereit, den Fall mit einer Erklärung zu beschließen, daß ich nach der Rückkehr zur Erde im Interesse der objektiven und gerechten Lösung des Falles auf das Recht der Mitsprache verzichte. Mehr können Sie von mir nicht verlangen.«
Noch am selben Tag wird der »Fall Jenkins« behandelt. Es dauert kaum eine halbe Stunde. Nach der Schlußerklärung des Kapitäns gehen wir stumm auseinander. Mir scheint, daß die Geste des Kapitäns einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Ich glaube sogar, daß es gar keine Geste war.
8
Wohl deshalb, damit nicht der Eindruck entstand, daß sich unser kosmisches Raumschiff allmählich in ein ruhiges Sanatorium verwandelte, folgte ein neuer Meteoritenalarm. Die Radars stellten in den Tiefen unter uns einige große Meteoritenschwärme fest. Das konnten abgebröckelte Gesteinsstücke oder ganze, von der Anziehungskraft des Mars festgehaltene Felsblöcke sein, irrende Steinreste eines ehemaligen Planeten, der sich wahrscheinlich einmal zwischen Mars und Jupiter bewegt hatte. Begann ein neuer Angriff geheimnisvoller finsterer Mächte? Nach den Messungen der Radargeräte befand sich die Gruppe der Meteoriten in sicherer Entfernung und bewegte sich außerhalb unserer Bahn.
Mit dem Schwinden der lichten Flecke auf dem Radarbildschirm ließ die Aufregung allmählich nach. Um so erschütternder wirkte auf die Besatzung des Konvois ein Notsignal vom ersten Lastschiff: Defekt der Luftdichtung. Gray meldete in der Zentrale ein starkes Sinken des Drucks und rasches Abnehmen der Luft. Briggs war bewußtlos. Nach kurzer Zeit schwebte die Rettungsmannschaft in schweren Raumanzügen um den Bug des ersten Lastschiffes. Gleichzeitig kam die Meldung von der Ursache des Unfalls. Im Panzer des Schiffsrumpfes, gerade an der Stelle, wo sich die Kabine befand, war ein zentimetergroßes, von einem Meteoriten durchschlagenes Loch. Nach Silcotts Aussage war das Metall um die Öffnung völlig geschmolzen. Als Gray später den Vorfall schilderte, konnte er nicht mehr sagen, als daß er den Eindruck hatte, irgendwo in den Räumen des Schiffes einen Schuß gehört zu haben, nach dem er sofort Blutandrang im Kopf verspürte. In diesem Augenblick schloß sich automatisch der Gesichtsverschluß des kosmischen Helms. Er wandte sich nach Briggs um, der gerade im Augenblick der Explosion getrunken hatte. Sofort fiel ihm die unnatürliche Lage seines Körpers auf. Als er sich zu seinem Gesicht beugte, erkannte er, daß Briggs bewußtlos war, und daß an der Stelle, wo der bewegliche durchsichtige Teil des Helms an die Dichtung anschließt, ein Stück des abgerissenen Saugröhrchens hing, das die Kosmonauten beim Trinken verwenden. Der Deckel des Helms hatte sich zwar infolge des Unterdrucks automatisch geschlossen, das eingeklemmte Röhrchen aber die vollkommene Abdichtung verhindert. Wir hatten also einen neuen Patienten. Zum Glück zeigte sich, daß der Unfall keine ernsten Folgen hatte. Nach wenigen Stunden schien Briggs wieder in Ordnung zu sein. Außer starken Schmerzen in den Ohren spürte 'er keine weiteren Beschwerden.
Dieses Ereignis wurde sehr lange unter der Besatzung diskutiert. Der Meteorit, der die Wand des Lastschiffes durchschlug, konnte nach Ansicht des Planetologen Gompton keinen größeren Durchmesser als einen Millimeter haben. Und doch rief seine kinetische Kraft beim Aufprall auf die
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