Die Erde
gegenseitig am liebsten aufgefressen, und wir sollen da unten Frieden schließen und seelenruhig nebeneinander ausgestreckt liegen! – Oh, nein, oh, nein, keine Versöhnung, nie und nimmer!«
»Als ob ich mich darum schere! Du kannst mich schon zu lange mal sonstwo, als daß ich mir Gedanken darüber machen würde, ob du in meiner Nahe verfaulst.«
Diese Verachtung brachte Lengaigne vollends außer sich. Er stammelte, falls er als letzter ins Gras beiße, werde er eher nachts kommen und Macquerons Knochen wieder ausgraben.
Und der andere antwortete grinsend, daß er das gern sehen möchte, da mischten sich die Frauen ein.
Wütend wandte sich die hagere und schwarze Cœlina gegen ihren Mann.
»Du bist nicht bei Verstand, ich habe dir doch gesagt, daß du hierfür kein Gefühl hast ... Falls du dich darauf versteifst, wirst du allein da liegen bleiben in deinem Loch. Ja, ich werde woanders hingehen, ich will mich nicht von dieser Schlampe vergiften lassen.«
Mit dem Kinn zeigte sie auf Flore, die weich und weinerlich dastand und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.
»Da müßte man erst mal wissen, wer wem schaden würde ... Laß dir keine grauen Haare wachsen, meine Schöne. Ich bin nicht scharf darauf, daß dein Aas meinem die Krankheit angeschleppt bringt.«
Die Bécu und die Frimat mußten einschreiten, um die beiden auseinanderzubringen.
»Na, na«, sagte die Bécu immer wieder, »wo ihr doch einig seid, wo ihr doch nicht zusammen liegen werdet! – Jedem nach seinem Willen, es steht einem doch frei, sich seine Leute auszusuchen.«
Die Frimat stimmte zu.
»Klar, das ist selbstverständlich ... So möchte ich meinen Alten, der bald sterben wird, lieber zu Hause behalten, als daß ich ihn in die Nähe von Vater Couillot legen lasse, mit dem er zeitlebens Streit gehabt hat.« Tränen waren ihr in die Augen gestiegen bei dem Gedanken, daß ihr gelähmter Mann die Woche vielleicht nicht überstehen würde. Als sie ihn gestern hatte zu Bett bringen wollen, war sie mit ihm umgepurzelt; und wenn er abgekratzt wäre, hätte sie sich bestimmt beeilt, ihm zu folgen.
Aber jäh geriet Lengaigne mit Delhomme aneinander, der soeben zurückkam.
»Hör mal, du bist doch gerecht, man muß den da bewegen, von hier abzuhauen, man muß ihn auf seinen Platz in der Reihe zurückbringen, samt den anderen.«
Macqueron zuckte die Achseln, und Delhomme bestätigte, daß die Grabstelle ihm gehöre, da er ja nun mal bezahlt hatte. Da nützte alles nichts.
Geierkopf, der sich bemühte, ruhig zu bleiben, brauste auf. Die Familie sah sich zu einer gewissen Zurückhaltung genötigt, die Schaufeln Erde schlugen weiter dumpf auf dem Sarg des Alten auf. Aber Geierkopfs Entrüstung war zu stark, er zeigte mit einer Handbewegung auf Delhomme und schrie:
»Ach was, wenn du darauf rechnest, daß der grüne Junge da Verständnis für dieses Gefühl hat! Er hat ja seinen Vater neben einem Dieb beerdigt!«
Das gab einen Skandal, die Familie nahm Partei, Fanny unterstützte ihren Mann, indem sie sagte, der wahre Fehler liege darin, daß sie damals beim Tode ihrer Mutter Rose nicht neben ihr eine Stelle für den Vater gekauft hätten, während Jesus Christus und die Große über Delhomme herfielen und sich auch gegen Vater Saucisses Nachbarschaft empörten, als sei das etwas Unmenschliches, das durch nichts entschuldigt werde. Herr Charles war ebenfalls dieser Meinung, allerdings mit Maßen.
Man verstand schließlich sein eigenes Wort nicht mehr, da überschrie Geierkopf die Stimmen und brüllte:
»Ja, ihre Gebeine werden sich in der Erde umdrehen und sich gegenseitig auffressen!«
Auf einmal waren sie alle dieser Meinung, die Verwandten, die Freunde, die Bekannten. Das war's, er hatte es gesagt: die Gebeine würden sich in der Erde umdrehen. Die Fouans würden sich untereinander vollends zerfleischen, Lengaigne und Macqueron würden sich noch heim Verwesen streiten, die Frauen, Cœlina, Flore, die Bécu, würden einander mit ihren Zungen und ihren Krallen vergiften. Man schlief nicht zusammen, nicht einmal unter der Erde, wenn man sich nicht ausstehen konnte. Und auf diesem sonnenbeschienenen Friedhof wurde von Sarg zu Sarg unter dem Frieden des Unkrauts von den alten Toten eine wilde Schlacht ohne Waffenstillstand ausgetragen, dieselbe Schlacht, die diese Lebenden hier zwischen den Gräbern austrugen.
Aber ein Aufschrei Jeans brachte sie auseinander, ließ sie alle die Köpfe wenden.
»Auf La Borderie brennt's!«
Jetzt war kein
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