Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
beobachtete und hörte zu, wie sie und Godfrey das Publikum bearbeiteten, und am Ende des Abends wurde ihm klar, dass auch er öffentliche Auftritte bewältigen konnte. Es hatte ihm nur die Technik gefehlt, die ihm das nötige Selbstvertrauen gab. Davon konnte er sich tragen lassen.
    Danach war er mit Georgia und ihrem Publicity-Manager essen gegangen. Und es war der Anfang einer Verbindung, die sich zu einer überraschend engen Beziehung entwickelte. Überraschend deshalb, weil sie von Temperament, Lebensauffassung und -stil her nicht unterschiedlicher hätten sein können, obwohl es den schaurigen Grundzug in Georgias Werk auch bei seinen eigenen Serienkillern gab. Aber gegenseitiger Respekt und herzliche Zuneigung hatten sie in vielen Dingen, von der Politik bis zur sozialen Herkunft, immer über ihre Differenzen hinwegsehen lassen. Wegen seiner belustigten Toleranz, mit der er manchmal ihre recht skandalösen Aussprüche aufnahm, hatte ihre Freundschaft nie Schaden genommen. Er bedauerte nur, dass Fiona hinter Georgias öffentlich zur Schau getragener Fassade nie ihre Wärme wahrnehmen konnte. Irgendwie schien Georgia Fiona immer zu reizen, obwohl er nie ganz hinter die Ursache dieses Ärgers kommen konnte. Eine seiner Meinung nach harmlose Bemerkung konnte Fionas Augen plötzlich zornig aufblitzen lassen, was ihm ein Rätsel war. Schließlich erklärte er es sich damit, dass die Chemie zwischen den beiden nicht stimmte, und versuchte sie voneinander möglichst fern zu halten.
    Kit wünschte, er könnte herausfinden, was mit Georgia los war.
    Obwohl sie durchaus in der Lage war, ihre Verleger durch ein inszeniertes Verschwinden in Verlegenheit zu bringen, glaubte er doch nicht, dass sie Anthony darunter leiden lassen würde.
    Trotz ihrer zahlreichen Abenteuer und Seitensprünge brauchte sie Anthonys beharrliche Hingabe für ihren Seelenfrieden. Im Lauf der Jahre hatte ihr Mann sich in Bezug auf ihre Vorliebe für junge südländische Liebhaber eine Haltung wohl überlegter Nonchalance angeeignet. Aber wie bizarr ihre Ehe auch für Außenstehende erscheinen musste, so bestand für Kit kein Zweifel, dass ihre Verbindung ein Zweckbündnis zum Überleben war.
    Er überprüfte den Gedanken noch einmal, den er zuvor ohne Zö-
    gern verworfen hatte. Natürlich wäre es möglich, dass Anthony mit ihr unter einer Decke steckte. Es war zwar schwer vorstellbar, dass Anthony, dieser grundanständige Mann, Presse und Polizei an der Nase herumführte. Aber wenn ihn jemand dazu verleiten könnte, dann wäre es Georgia. Und die Chance, dass es wirklich so sein könnte, war vermutlich noch größer, wenn die Polizei ihr Verschwinden nicht ernst nahm. Kit klammerte sich an diese Hoffnung, denn über die unangenehmere Möglichkeit, die ständig am Rande seines Bewusstseins lauerte, wollte er nicht nachdenken. Wenn wirklich etwas Schreckliches geschehen wäre, wollte er die Gewissheit so lange wie möglich hinausschieben. Er konnte sich nicht einmal theoretisch vorstellen, dass Georgia niemals zurückkehren würde.
    Kit zwang sich, solche Gedanken zu verdrängen, und vertraute der abergläubischen Vorstellung, er könne ihre Rückkehr beeinflussen, indem er sie sich genau ausmalte. Er erlaubte sich dabei ein ironisches Lächeln. Schon jetzt konnte er sich die Pressekonferenz vorstellen, auf der Georgia wieder auftauchte.
    Würde sie den Trick mit der Amnesie versuchen? Irgendwie hatte er seine Zweifel daran. Nein, sie würde einen melodramatischen Auftritt bei weitem vorziehen. Nach dem, was dem lieben armen Drew geschehen war, hatte sie sich versteckt. Aber dann hatte sie beschlossen, sich der Welt wieder zu zeigen, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dass die Ungewissheit über ihr Schicksal ihren Freunden, Lesern und ihrem von ganzem Herzen geliebten Mann Anthony Schmerzen bereitete.
    Ja, dachte er. So würde sie es machen. Aus manchen Ecken würde ein Aufschrei der Empörung wegen einer so krassen Manipulation der Medien und der Zeitverschwendung bei der Polizei kommen – und zwar in dieser Reihenfolge, das war Kits feste und zynische Meinung. Aber ihre Fans, deren Phantasie angeregt war von dem Stoff, den er und Georgia und die anderen ihnen lieferten, würden es gut finden. Und das war die Hauptsache.
    Sein entschlossener Versuch, sich selbst Mut zuzusprechen, hatte jedoch keinen rechten Erfolg. Die anderen, weniger unter-haltsamen Möglichkeiten waren leider immer noch unübersehbar. Selbstmord konnte er von

Weitere Kostenlose Bücher