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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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verdächtigt, während die groß angelegte Suche nach ihr weiterging. Silent Pool wurde mit Schleppnetzen durchsucht, kleinere Flugzeuge flogen in geringer Höhe über den Bezirk, um nach Spuren zu suchen, und ein Rudel von Airedaleterriern und Bluthunden wurde zum Fährtensuchen eingesetzt, alles ohne Ergebnis.
    Die Polizei von vier Grafschaften organisierte eine groß angelegte Suchaktion in den Downs, an der 15 000 Freiwillige teil-nahmen.
    Der Kriminologe Edgar Lustgarten verfasste einen Kommentar für die Daily Mail, in dem er schrieb, Agatha habe sich einen
    »typischen Fall von psychischer Vergeltungsmaßnahme«
    erlaubt. Der Verkauf ihrer Bücher boomte natürlich. Inzwischen nutzte eine Frau, die im Hydropathic Hotel (jetzt das Old Swan) als Mrs. Neele angemeldet war, alle Angebote des Hotels für sieben Guineas in der Woche. Sie plauderte mit Gästen, behauptete, sie sei aus Südafrika, nahm die Mahlzeiten im Restaurant ein und tanzte gern im Ballsaal.
    Aber der Banjo-Spieler der Hotelband hatte Augen wie ein Luchs und erkannte sie von einem Pressefoto her. Die Polizei wurde gerufen und beobachtete sie zwei Tage lang, bevor ihr Mann ankam und bestätigte, dass die mysteriöse Mrs. Neele tatsächlich seine Frau sei.
    Die Presse warf ihr vor, ihr sei es nur um die Publicity gegangen, obwohl zwei Ärzte bestätigten, dass sie an einer echten Amnesie litt, die durch Stress ausgelöst wurde. Agatha Christie nahm die Wahrheit über ihr Verschwinden mit ins Grab. Wir werden nie erfahren, ob sie wirklich ihr Gedächtnis verlor oder ob sie öffentlich an ihrem Ehemann Rache genommen hat.

    Und heute müssen wir uns ähnliche Fragen zu Georgia Lesters Verschwinden stellen. Ist sie zu diesem Zeitpunkt, da ihr neues Buch gerade herausgekommen ist, nur auf Publicity aus? Rächt sie sich an ihrem Verleger, weil er ihre Angst vor einem Verfolger nicht ernst nahm? Oder ist der britischen Queen of Crime etwas Ernsteres zugestoßen?
    Ihre Legionen von Lesern warten angstvoll auf die Antwort.
    Sie sind nicht die Einzigen, dachte Kit. Er hätte auch gern eine Antwort gehabt. Und außerdem, wenn Georgia tatsächlich ihr eigenes Verschwinden inszeniert hatte, glaubte er eine Antwort zu verdienen. Sie galten schließlich als befreundet, er und Georgia. Sie war eine der ersten Krimiautorinnen, die er kennen lernte, als er sein erstes Buch publiziert hatte.
    Er erinnerte sich lebhaft an die erste Lesung, die sie gemeinsam bei einem Literaturfestival in den Midlands abhielten. Sein erster Roman war gerade als Taschenbuch herausgekommen, und es war sein dritter Auftritt als Autor. Er war von ehrfurchtsvoller Scheu überwältigt mit Georgia, die schon Bestseller schrieb, und mit einem anderen Autor, dessen Bücher nach einer besonders brillanten Fernsehfassung plötzlich berühmt geworden waren, auf der Bühne stehen zu dürfen. Vor der Veranstaltung hatte der aufgrund der Fernsehsendung populär gewordene Schriftsteller im Aufenthaltsraum schadenfroh Kits Lampenfieber bemerkt und die Situation ausgekostet. Er machte bösartige, herablassende Bemerkungen und gab Anekdoten über gerade noch vermiedene Katastrophen zum Besten, bei denen nur die größten Optimisten es geschafft hätten, nicht in Panik zu verfallen.
    Am Ende einer dieser Geschichten war Georgia hereingerauscht, ganz in weiße Seide und Chanel N°5 gehüllt. Sofort bemerkte sie Kits gequältes Gesicht und warf dem anderen Autor einen durchdringenden Blick zu. »Du bist wirklich ein gemeiner Kerl, Godfrey, den lieben armen Jungen so aus der Fassung zu bringen«, sagte sie und setzte sich wie ein eleganter Schwan auf Kits Sessellehne. Sie legte eine manikürte Hand auf seinen Arm.
    »Ich hab mich so darauf gefreut, Sie kennen zu lernen, Kit. Ich fand, der Dissection Man ist der absolut beste Thriller, den ich letztes Jahr gelesen habe. Ich weiß einfach, dass Sie ein Megastar werden.«
    Er hatte mit einem verlegen gemurmelten Kompliment geantwortet.
    »Und Sie brauchen absolut nicht nervös zu sein, mein Lieber.
    Denken Sie nur daran, die Leute da draußen sind da, weil ihnen unsere Bücher gefallen. Sie wünschen sich so sehr, Sie genauso zu lieben wie Ihre Bücher. Sie müssten geradezu ein Scheusal sein, wenn sie Sie nicht ins Herz schlössen. Und das sind Sie offensichtlich nicht, mein Guter.«
    Genau diesen Zuspruch hatte er in der Situation damals gebraucht. Dank Georgia entspannte er sich bei der Lesung und amüsierte sich zu seinem Erstaunen tatsächlich. Er

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