Die Erfinder Des Todes
könnte auch jemand sein, der selbst gern Schriftsteller wäre und vom Neid über den Erfolg anderer erfüllt ist. In seiner selbst geschaffenen Welt mag er glauben, sie hätten seine Plots geklaut, seine Ideen gestohlen, entweder mit konventionellen Mitteln oder indem sie in seinen Kopf eingedrungen sind, während er schlief. Der Verfasser der Briefe mit den Morddrohungen passt meiner Meinung nach auf der Grundlage ihres Inhalts in diese Kategorie.
Oder es könnte ein Schriftsteller sein, dessen Karriere endgültig ein Ende gefunden hat. Vielleicht sieht er die betroffenen Autoren so, als hätten sie den Erfolg eingeheimst, der eigentlich ihm zustünde.« Fiona breitete die Hände aus. »Tut mir Leid, Genaueres kann ich nicht sagen.« Sie bemerkte, dass Duvall skeptisch dreinblickte.
»Ich hätte nie gedacht, dass jemand sich von Schriftstellern so bedroht fühlen könnte, dass er sie töten will«, sagte Steve.
»Wer immer diese Dinge tut, wird von dem Gedanken besessen, dass diese besondere Gruppe von Autoren ihm ein tiefes und vernichtendes Unrecht angetan hat«, sagte Fiona.
Duvall runzelte die Stirn. »Es ist ja wohl nicht so, als könnte das Schreiben von Büchern das Leben eines Menschen ändern.«
»Sie glauben also nicht, dass die Feder mächtiger ist als das Schwert?«, fragte Fiona.
»Nein, das glaube ich nicht«, hielt Duvall an ihrer Meinung fest.
»Bücher sind eben ... nur Bücher.«
»>Stock und Stein bricht Knochen und Bein, aber Worte tun mir nichts an.< Glauben Sie das?«
Duvall überlegte. »Ich glaube, ich habe niemals etwas gelesen, das mein Leben verändert hätte. Zum Guten oder zum Bösen.«
»Dichtung kann nichts bewirken«, sagte Fiona.
»Bitte?«
»W. H. Auden schrieb das einmal. Glauben Sie, das gilt genauso für Filme und Fernsehen?«, fragte Fiona Duvall. Jetzt ging es um etwas zwischen den beiden Frauen, die sich durchdringend ansahen, und Steve saß nur als unbeteiligter Zuhörer dabei.
Duvall lehnte sich auf dem Stuhl zurück und dachte nach. »Von Ihren Kollegen hört man immer wieder, dass Kinder die Gewalt kopieren, die sie im Fernsehen miterleben.«
»Es gibt ganz sicher aus vielen Berichten Hinweise darauf. Aber ob es nun unser Verhalten direkt beeinflusst oder nicht, ich glaube jedenfalls, dass das, was wir lesen und sehen, unsere Sicht der Welt verändert. Und ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob dieser Mörder jemand ist, der die Art und Weise nicht mag, wie diese Autoren und die Filme und Fernsehstücke nach ihren Büchern die Welt darstellen«, konterte Fiona.
»Hört sich ein bisschen weit hergeholt an, finde ich.«
Fiona zuckte mit den Schultern. »Aber so merkwürdig es auch sein mag, falls Georgia tot ist und die Morde in Zusammenhang stehen, haben die Motive logischerweise mit dem zu tun, was die Opfer geschrieben haben.«
Duvall nickte. »Das Opfer als pädagogisches Hilfsmittel.«
»Lies das Opfer, lerne etwas daraus über den Mörder«, sagte Steve. »Regel eins der merkwürdigen Mordtaten.«
»Und er wird wieder töten«, stellte Duvall knapp fest.
Dieses Thema hätte Fiona gern vermieden: die Frage, die sie verfolgte, seit sie die Schlüsselpassagen in And Ever More Shall Be So gefunden hatte. »Ja. Wenn er nicht daran gehindert wird, mordet er wieder. Und Sie müssen Folgendes tun: Sie müssen eine Liste der potenziellen Opfer zusammenstellen und dafür sorgen, dass sie geschützt werden.«
Duvalls Gelassenheit war für einen Moment dahin, und sie sah Beistand fordernd zu Steve hinüber. Sein Gesicht blieb reglos.
»Ich kann mir nicht vorstellen, wie das zu bewerkstelligen wäre«, wich Duvall aus. Es ging ihr offensichtlich gegen den Strich, dass eine Person, die sie als Außenseiterin betrachtete, ihr sagte, wie sie ihre Arbeit zu tun hätte.
»Na, das ist doch ziemlich einfach«, sagte Fiona klipp und klar.
Jetzt wo es um Kits Schicksal ging, hatte ihr normales Selbstbewusstsein wieder die Führung übernommen. »Sie suchen Krimiautoren, die Preise gewonnen haben, in deren Romanen Serienkiller vorkommen und deren Bücher von Film und Fernsehen bearbeitet worden sind. Nehmen Sie Kontakt mit der Crime Writer's Association auf. Man wird Sie dort mit dem ein oder anderen Krimi-Freak in Verbindung bringen können, der alles genau belegen kann.«
»Aber es muss ja Dutzende geben«, widersprach Duvall. »Wir könnten doch unmöglich allen Schutz bieten.«
»Zumindest sollten Sie sie warnen.« Fionas Stimme war so unversöhnlich wie ihr
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