Die Erfinder Des Todes
Kaffee, eine Taktik, die ihr dazu diente, Zeit zum Überlegen zu gewinnen, dachte Fiona.
»Ich kann es versuchen«, sagte sie schließlich.« Wieder ein Schluck Kaffee. »Wir haben ein oder zwei sehr verständnisvolle Richter hier in der City. Und wir haben auch gute Beziehungen zu der Marktverwaltung. Außerdem sind ein paar von unseren Beamten in einer Abteilung im Gebiet von Smithfield selbst stationiert. Es könnte mir vielleicht weiterhelfen, Frau Dr.
Cameron, wenn Sie mir kurz erklären, welche Art von Täter Sie für diese Verbrechen im Verdacht haben und ob Sie glauben, dass er wieder zuschlägt.« Sie lächelte kurz und angespannt.
»Verhütung ist immer ein guter Grund, den man bei Behörden vorbringen kann.«
»Ich bin Akademikerin, nicht auf praktische Erfahrung in der Verhaltensforschung spezialisiert«, sagte Fiona. »Ich arbeite an der Universität und erstelle keine Täterprofile nach Kriterien, ob beispielsweise beim Killer Faktoren wie kindliches Bettnässen oder Misshandlungen durch einen alkoholkranken Vater vorlagen. Ich überlasse das den Klinikern, denen hierbei eine breit gefächerte Erfahrung zur Verfügung steht.«
Duvall nickte. »Ich weiß. Ich persönlich finde intellektuelle Strenge bei Ermittlungen von Kriminalfällen eher gut«, sagte sie trocken. »Aber können Sie mir nicht irgendetwas sagen zu dem, was Sie von dieser Art von Mörder wissen?«
»Diese Morde werden aus Wut begangen. Die meisten Serienmorde sind sexuell motiviert, aber gelegentlich gibt es andere Beweggründe. Zum Beispiel der missionarische Täter, der sein Ziel darin sieht, die Welt von einer bestimmten Menschengruppe zu befreien, die aus seiner Sicht nicht zu leben verdient. Ich habe in letzter Zeit mit der spanischen Polizei an einem solchen Fall gearbeitet. Bei diesem Beispiel würde ich die Motivation als Verlusterfahrung bezeichnen.«
»Verlust?«, unterbrach Duvall.
»Die meisten Erwachsenen entwickeln das Bewusstsein ihrer selbst als ein komplexes System miteinander verflochtener Faktoren«, erklärte Fiona. »Wenn wir einen Elternteil verlieren, wenn unser Partner uns verlässt, wenn die Karriere, an der wir so schwer gearbeitet haben, in sich zusammenfällt, fühlen wir den schmerzlichen Verlust, regen uns auf und sind wütend, aber das Bewusstsein dessen, wer wir sind, geht uns dadurch nicht verloren. Es gibt jedoch Menschen, die diese Art von Integration nie erreichen. Die Sicht ihrer selbst ist ganz von einem Aspekt ihres Lebens durchdrungen. Wenn sie dieses Element verlieren, stehen sie ganz ohne jegliche normale Kontroll- und Ausgleichsmechanismen da. Manche begehen Selbstmord. Ein kleinerer Teil lässt seine Wut und seinen Schmerz heraus und versucht, sich an denen zu rächen, die sie als irgendwie verantwortlich ansehen.«
»Ich verstehe«, sagte Duvall. »Und Sie glauben, dass dies hier zutreffen könnte?«
Fiona zuckte mit den Schultern. »Meine Erfahrung lässt mich zu dieser Meinung kommen.«
Steve beugte sich vor. »Und welcher Menschentyp würde Verfasser von Thrillern über Serienkiller als seinen Untergang ansehen?«
»Oder ihren Untergang«, warf Duvall ein. »Wir sind gleichberechtigte Cops in der City, Steve. Anders als die Met.«
Bei der spitzen Bemerkung wurde wieder das dünne, angespannte Lächeln sichtbar.
Steve schüttelte den Kopf. »Wenn es eine Serie ist, dann ist es ein Mann. Drew Shand war ein schwuler Mann. Er wurde zuletzt gesehen, wie er eine Schwulenkneipe mit einem anderen Mann verließ, der sich nicht als Zeuge gemeldet hat. So nehmen wir an, dass er der Mörder war.«
Duvall nickte zustimmend. »Das gebe ich zu. Für jetzt, jedenfalls.« Sie wandte sich wieder an Fiona. »Tun Sie uns den Gefallen: Was für eine Art Mensch würde diese Schriftsteller umbringen wollen?«
Fiona ließ sich weder einschüchtern noch das Gefühl zu, sie werde mit Herablassung behandelt. Sie hatte ein Argument vorzubringen, und Sarah Duvall würde sie nicht daran hindern.
»Die Schriftstellerei ist ein Bereich, in dem die Wellen starker Gefühle und Leidenschaften hochschlagen. Ich weiß es, ich lebe mit einem Schriftsteller zusammen. Ich nehme an, es könnte ein gestörter Fan sein, der Schriftsteller verfolgt und sich damit einen Namen machen will – eine Art Mörder wie Mark Chapman. Aber sie hören meistens nach einem Mord auf. Das reicht ihnen, um zu demonstrieren, was sie zu sagen haben. Und sie sind gewöhnlich nicht raffiniert genug für eine komplexe Vorgehensweise.
Es
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