Die Erfinder Des Todes
sie fallen, und sie schrie, als sie auf die kalten Fliesen aufschlug. Ihr Kopf stieß gegen etwas Kaltes und Hartes.
Als sie das nächste Mal wieder zu sich kam, war sie nackt. Sie saß auf einer Toilette, ihr rechter Arm war mit einer Handschelle an den Handtuchhalter angekettet, der fest an die Wand geschraubt war. Benommen, verwirrt und vom Schmerz gequält, wurde ihr klar, dass ihre Beine festgekettet waren, die Kette lief hinten an der Toilettenschüssel vorbei, so dass sie auf dem Toilettensitz festgehalten wurde.
Aber wenigstens wusste sie, wo sie war. Thomas hatte das Ferienhaus auf einer entlegenen Landspitze in Cornwall zur Feier ihres ersten Hochzeitstages gemietet. Sie hatten eine Woche hier verbracht, waren auf den Klippen gewandert, hatten Vögel beobachtet, einfache Gerichte gekocht und sich jeden Abend geliebt. Es war idyllisch gewesen.
Dies hier war ein Alptraum.
Und es war nur noch schlimmer geworden.
Als sie gerufen hatte, war er wieder erschienen. Groß und kräftig, mit den Muskeln eines Gewichthebers. Und einem Gesicht, das ihr merkwürdig vertraut vorkam, dunkle Haare, ein Bürstenschnitt. Sie kam nicht darauf wo sie ihn schon gesehen hatte. Aber sein Gesicht war nichts Besonderes. Unauffällig.
Hätte sie eine Bestandaufnahme seiner Gesichtszüge gemacht, sie hätte auf tausende von Männern gepasst. Dunkle Augenbrauen, blaue Augen, blasse Haut, gerade Nase, Mund durchschnittlich, leicht zurück-weichendes Kinn. Das einzig Seltsame an ihm war, dass er einen weißen Kittel trug und ein Stethoskop um den Hals hängen hatte wie ein Arzt. Er stand unter der Tür und sah sie prüfend an.
»Warum machen Sie das?«, krächzte Susannah.
»Das geht dich nichts an«, sagte er. Er hatte ein zweites Set Handschellen. »Wenn du dich wehrst, tut es nur noch mehr weh.«
Sie schlug mit dem freien Arm um sich, aber er war zu schnell für sie. Er packte ihr Handgelenk und ließ die Handschelle zuschnappen, bog ihren Arm gerade und befestigte die andere Schelle an der Wasserleitung. Dann nahm er eine Rolle Leukoplast und fixierte damit ihr Handgelenk und die Hand an der Wand, damit sie ihren Arm nicht bewegen konnte.
Susannah war ebenso verwirrt wie von schrecklicher Angst ergriffen und starrte ungläubig, als er die Manschette eines Blutdruckmessgeräts um ihren Oberarm legte und aufpumpte.
Dann ging er hinaus. Sie erkannte das Gerät, mit dem er zurückkam. Sie war jahrelang Blutspenderin gewesen. »Was machen Sie da?«, protestierte sie, als er eine Vene suchte und mit der Nadel hineinstach.
»Ich nehme dein Blut«, sagte er ruhig, genau so ruhig wie eine der Schwestern im Blutspendezentrum.
Fassungslos und starr vor Schreck beobachtete sie, wie ihr Blut anfing durch den Schlauch in einen Behälter zu fließen. »Sie sind verrückt!« schrie sie ihn an.
»Nein. Ich bin nur anders«, sagte er, setzte sich auf den Rand der Badewanne und wartete.
Susannah starrte ihn an. »Was wollen Sie mit mir machen?«
»Ich werde dir zu essen geben und dafür sorgen, dass du genug zu trinken hast. Und ich werde dir dein Blut abnehmen. « Er stand auf und ging langsam aus dem kleinen Badezimmer hinaus. »Sind Sie ein Vampir?«, fragte sie schwach.
Er drehte sich um und lächelte. Und wie normal sein Lächeln war – das machte es zu dem Erschreckendsten, was sie je gesehen hatte. »Nein, ich bin Maler.«
Als er zurückkam, trug er verschiedene Pinsel, vom feinsten, dünnsten für Schönschrift bis zu einem von mehr als zwei Zentimeter Breite. Er war zufrieden, als er fast einen halben Liter Blut abgezapft hatte, nahm das Gerät ab, löste die Manschette und hielt seinen Daumen auf den Einstich. Er nahm Watte und Leukoplast, um das Blut zu stillen, dann riss er das Klebeband am Arm ab. Er
schloss die Handschellen auf und trat schnell zurück, damit sie ihn nicht schlagen konnte.
»Na also, hat doch überhaupt nicht weh getan, Kleine, oder?«
Er stellte das Glas mit dem Blut ins Waschbecken und verließ den Raum. Dann brachte er eine Dose mit einem isotonischen Energy Drink und einen Pappteller, auf dem ein Stapel Leberwurstbrote und ein Dutzend Schokoladenkekse lagen. Er stellte sie in Reich-weite von Susannahs freier linker Hand auf den Boden. »Hier. Danach wirst du dich nicht mehr so schwach fühlen. Und es wird deinem Körper helfen, etwas von dem Blut zu ersetzen, das du verloren hast. «
Daraufhin drehte er ihr den Rücken zu, als hätte sie aufgehört für ihn zu existieren. Er nahm das Glas mit
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