Die Erfinder Des Todes
wohl am wenigsten Schaden zufügen würde. Sie blickte kurz zum Constable hinüber und wies ihn auf den am weitesten entfernt stehenden Sessel hin.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, sagte Reid eifrig.
»Tee, Kaffee, Limo? Oder etwas Stärkeres?«
»Danke, Mr. Reid, aber ich will Ihnen nicht mehr Zeit wegnehmen als nötig. Bitte.« Duvall wies mit einer Hand auf den verbleibenden freien Sessel.
Reid brachte seinen langen Körper auf dem Sessel unter.
»Ich habe wirklich noch nie einen höheren Polizeibeamten kennen gelernt«, sagte er. »Ich weiß, das ist merkwürdig, da ich über so viele gelesen habe. Aber so ist es eben.« Er schluckte, und sein Adamsapfel hüpfte über dem offenen Hemdkragen auf und ab.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich für uns Zeit nehmen.
Und es tut mir Leid, dass mein Kollege nicht erklären konnte, warum ich Sie so dringend sehen musste.«
»Sehr mysteriös. Aber natürlich erwarten Sie, dass ich das interessant finde, nicht wahr?«
Duvall stimmte seiner Bemerkung mit einem dünnen Lächeln zu. Wenn nötig, konnte sie sehr warmherzig und offen zu einem Zeugen sein. Aber Individualisten wie Reid brauchte man nicht zu schmeicheln, um von ihnen Einzelheiten zu erfahren. »Es ist eine absolut vertrauliche Angelegenheit. Bevor ich sie Ihnen erklären kann, muss ich mich Ihrer Diskretion versichern.«
Reid richtete sich mit einem Ausdruck der Überraschung auf.
»Das hört sich ja ernst an.«
»Es ist sehr ernst. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie über dieses Gespräch mit keinem Dritten reden werden?«
Er nickte mehrmals. »Wenn Sie das wünschen, werde ich natürlich alles für mich behalten. Hat es mit Georgia Lesters Verschwinden zu tun?«, fragte er.
»Wieso fragen Sie das?«
Er zuckte verlegen mit den Schultern. »Ich dachte nur ... Sie sind von der City Police, und ich weiß, dass Georgia dort wohnt.
Und da über ihr Verschwinden in den Nachrichten berichtet wurde ...«
Duvall schlug die Beine übereinander und beugte den Oberkörper vor. »Es stimmt, dass ich mit der Ermittlung von Ms. Lesters Verschwinden beauftragt bin. Aber ich habe eine weitere Sorge. Angesichts der kürzlich vorgefallenen Morde an Drew Shand und Jane Elias ziehen wir die Möglichkeit in Betracht – ich will es jetzt nicht drastischer ausdrücken –, dass es einen Zusammenhang geben könnte.«
Reid verschränkte mit einer abweisenden Geste die Arme vor der Brust. »Sie fragen sich, ob ein Serienmörder die Krimiautoren verfolgt.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
»Ja, ich kann verstehen, warum Sie so etwas denken. Und ich will nicht so tun, als hätte ich nicht auch schon daran gedacht.
Aber ...« – er zeigte mit dem Kopf in Richtung der Bücherregale
– »... ich dachte mir, es kommt vom vielen Lesen.« Er lächelte schwach mit schief gezogenem Mund.
»Und es könnte gut sein, dass auch wir uns zu sehr von unserer Phantasie leiten lassen«, gab Duvall zu. »Aber wir müssen jede Möglichkeit überprüfen. Und deshalb würde ich mich gern von Ihnen inspirieren lassen. Ich möchte gern feststellen, wer noch gefährdet sein könnte, sollte unsere Theorie sich als richtig erweisen.«
Reid nickte. »Und Sie denken, dass ich helfen kann. Na ja, niemand weiß mehr über dieses Genre als ich. Sagen Sie mir, was Sie wissen möchten.«
Duvall entspannte sich ein wenig. Sie würde bekommen, was sie brauchte, ohne dafür viel Energie aufwenden zu müssen. Was sehr gut war, denn sie hatte allmählich das Gefühl, der Tag habe schon viel zu lange angedauert.
»Wenn es wirklich einen Zusammenhang gibt, dann scheinen bestimmte verbindende Faktoren im Spiel zu sein. Alle drei genannten Schriftsteller haben Romane über Serienmörder geschrieben. Alle drei haben Preise für ihre Bücher bekommen.
Und von allen dreien gibt es erfolgreiche, fürs Fernsehen oder als Kinofilme bearbeitete Stoffe. Ich denke mir, es gibt wohl nicht viele andere Autoren, die in diese Kategorie passen würden?«
Reid löste seine verschränkten Arme. »Mehr als Sie denken, Chief Inspector. Natürlich denkt man an Thrillerautoren wie Kit Martin, Enya Flannery, Jonathan Lewis.«
Duvall blinzelte kurz, als Kit Martins Name fiel, ließ sich aber nicht anmerken, dass er eine besondere Bedeutung hatte. Wenn er vom Experten als Erster genannt wurde, waren Fiona Camerons Ängste vielleicht nicht grundlos, dachte Duvall, während sie zu-hörte, was Reid sagte.
»Aber neben reinen
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