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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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offenen Grab vorbei, ohne auch nur einmal zur Seite zu blicken. Zwei Gräber hinter Susan Blanchards Begräbnisstätte hielt er plötzlich an und wandte das Gesicht dem Grabstein zu. »Verdammt«, fluchte Steve leise. »Wir können sein Gesicht nicht sehen. Ich wette, er sieht sich ihr Grab an. Das könnte ich wetten.«
    Coyne stand zwei Minuten mit leicht gebeugtem Kopf still, dann wandte er sich um und ging den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. An seinem Benehmen war nichts, das auf etwas Ungehöriges hingewiesen hätte. Hätte man ihn bedrängt, so hätte er behaupten können, er habe seinen Besuch an der Grabstätte in der Nähe von Susans Grab aufgeschoben, weil eine Beerdigung in Gang war. Aber zusammen mit seiner Anwesenheit vor dem Old Bailey und dem kriminal-geografischen Profil kam dies als ein weiterer belastender Baustein zu den Indizienbeweisen hinzu, die sich allmählich für eine Verhaftung als ausreichend erweisen konnten. »Ich möchte, dass Sie mir eine Serie von Bildern dieses Videos ausdrucken«, sagte Steve. »Die beste Ansicht von seinem Gesicht. Vergrößern Sie es so, dass wir die beste Bildschärfe bekommen. Ich will nicht, dass es irgendwelche Zweifel in der Sache gibt.«
    »Kein Problem«, sagte der Techniker. »Dringend, nehme ich an?«
    »Ja, es ist dringend.« Steve wollte schon gehen. Er sah auf die Uhr. Teflon hatte die Angewohnheit, mit irgendwelchen Ausreden Freitag nachmittags das Büro früher zu verlassen, aber vielleicht konnte er ihn gerade noch erwischen.
    Commander Telford wartete tatsächlich gerade auf den Aufzug, aus dem Steve heraustrat. »Ich bin froh, dass ich Sie noch treffe, Sir. Ich muss dringend mit Ihnen über den Fall Susan Blanchard sprechen«, sagte er bestimmt.
    »Muss es gleich sein, Superintendent? Ich habe eine Verabredung.«
    Mit einem großen Gin Tonic, dachte Steve zynisch. »Ich fürchte, es kann nicht warten, Sir. Vielleicht könnten Sie anrufen und sagen, Sie seien verhindert?«
    Telford schob die Lippen vor und schnaubte durch die Nase.
    »Na ja, gut. Aber machen Sie's so kurz wie möglich.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zu seinem Büro zurück. Steve hatte kaum die Tür hinter sich zugemacht, als Telford sagte.
    »Was gibt es denn so Wichtiges?«
    »Wir haben einen brauchbaren Tatverdächtigen im Fall Susan Blanchard, Sir. Ich beabsichtige, ihn zum Verhör herbringen und seine Wohnung durchsuchen zu lassen. Ich dachte, Sie wollten darüber informiert sein.« Er ging zum Besucherstuhl und setzte sich, ohne zu beachten, dass Telford immer noch stand.
    »Wo ist das jetzt plötzlich hergekommen?«, fragte Telford, der sei-ne Skepsis nicht verbergen konnte.
    »Wenn Sie sich erinnern, Sir, haben Sie Deliktverknüpfung und ein kriminalgeografisches Profil für Fälle mit ähnlichen Faktoren genehmigt. Wir haben die Ergebnisse genutzt, meine Leute haben das Strafregister durchsucht und einen Namen gefunden, der wahrscheinlich in Frage kommt.«
    »Das ist alles?«, unterbrach ihn Telford. »Meinen Sie, das wird im Gericht als vernünftiger Grund anerkannt, um jemanden einzukassieren und seine Wohnung zu durchsuchen?«
    »Es liegt noch mehr vor, Sir«, sagte Steve und unterdrückte seine Frustration. »Der Tatverdächtige ist Mitglied in einem Fahrradclub, und wir haben zwei Zeugen, die einen Radfahrer am Tatort gesehen haben. Noch aufschlussreicher ist Folgendes: Als ich das Foto des Verdächtigen sah, erkannte ich ihn. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, Sir. Er war am Old Bailey, als Francis Blake vor Gericht stand. Ich habe es durch Fotos bestätigt gefunden, die an dem Tag dort gemacht wurden. Und ich habe seitdem die Videos angesehen, die wir bei Susan Blanchards Begräbnis aufgenommen haben. Dort war er auch.
    Nach dem Begräbnis ging er an ihrem Grab vorbei. Meiner Meinung nach, Sir, haben wir genug Indizienbeweise, um ihn wegen Mordverdachts zu verhaften. Und um eine Durchsuchung nach Absatz zwei des Gesetzes über die Untersuchungshaft durchzuführen.« Er hielt Telfords Blick stand und versuchte seine Zustimmung zu erlangen. Er wusste, seine Kraft müsste eigentlich ausreichen, Telfords Schwäche zu überwinden, aber er hatte es nie in einer direkten Konfrontation getestet.
    Vielleicht hätte er das vor Monaten schon tun sollen, als Telford die Entscheidung, Fiona fallen zu lassen und Horsforth zu beauftragen, durchgesetzt hatte. Aber er hatte damals nachgegeben, und der Preis dafür war zu hoch gewesen. Deshalb konnte er den

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