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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vertraut und doch so fremd war. Ein heftiges, schmerzliches Gefühl ließ sie tief Luft holen.
    Sie schluckte und ging schnell am Fenster vorbei, wurde aber wieder langsamer, als sie sich dem zweiten Fenster näherte. Es schien zu einem späteren Anbau zu gehören und hatte eine von den beiden anderen Fenstern deutlich abweichende Größe und Form. Als sie näher kam, sah sie, dass es ganz von einem Rollo verdeckt war. Sehr wahrscheinlich war dies das Bad. Wenn sie Recht hatte, war das der Raum, wo Kit gefangen gehalten wurde. Sie drehte den Kopf in verschiedene Richtungen und versuchte einen Blick am Rand des Rollos vorbei zu werfen, konnte aber nichts sehen.
    Frustriert schlich sie zum dritten Fenster weiter. Wieder bestätigte ein kurzer Blick, dass sich drinnen nichts bewegte. Da sie niemanden sah, betrachtete sie die Einrichtung. Das Zimmer enthielt einen großen Tisch, zwei Sessel an jeder Seite eines Holzofens, eine kleine Kochnische und zwei Schränke, die bis zur Decke reichten. Ein schmales Metallschränkchen stand offen, aber die Tür verdeckte den Inhalt, und auf dem Boden in der Nähe der Tür lagen zwei Plastiktüten von einem Waitrose-Supermarkt. Sie sahen nicht aus, als lägen sie schon lange dort, da sie staubfrei zu sein schienen. Fiona wusste, dass es im Umkreis von dreihundert Meilen kein Waitrose-Geschäft gab.
    Dieser winzige Hinweis reichte, um sie zu überzeugen, dass sie die richtigen Schlüsse gezogen hatte.
    Dann erblickte sie etwas, das ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte und ihren Magen sich schmerzhaft verkrampfen ließ.
    In der hinteren Ecke, halb vom Kaminvorsprung verdeckt, war ein kleiner Tisch, der schief stand. Auf dem Boden daneben ein unordentlicher Haufen aus zertrümmertem Plastik und Metall.
    Es waren unverwechselbar die Überreste eines Satellitentelefons.
    Sie waren also hier. Und da kein Auto da war, musste der Mörder vorübergehend weg sein. Er war offensichtlich ein vorsichtiger Typ, das Zerschmettern des Telefons war ein klares Zeichen, dass er die unwahrscheinliche Möglichkeit, sein Gefangener könnte ausbrechen, bedacht hatte. Die Frage schoss ihr durch den Kopf, ob es der Mann gewesen war, den sie im Wald gesehen hatte. Aber er hatte vollkommen harmlos gewirkt mit seinem Bündel Holz und der Axt. Und außerdem war er zu Fuß gegangen. Sie wünschte, sie hätte ihn gefragt, ob er ungewohnte Fahrzeuge in der Gegend gesehen hatte.
    Aber Denken war Zeitverschwendung. Fiona entfernte sich vom Fenster und rannte um die vordere Ecke. Sie kam an einem kleinen Steinschuppen vorbei, in dem der Dieselgenerator stand, dann ging sie an der Vorderseite des Hauses entlang. Die hölzerne Doppeltür war abgeschlossen, wie sie bald entdeckte.
    Sie drückte mit der Schulter dagegen, aber die Tür rührte sich nicht.
    Sie würde einbrechen müssen, und hinten war es am besten. Sie rannte zurück zum Schlafzimmerfenster und zog unten am Holz-rahmen. Abgeschlossen. Fiona holte den Hammer aus der Tüte, die sie innen in ihrer Jacke verstaut hatte, und wog ihn in der Hand. Es würde nichts bringen, nur das Glas zu zerschmettern.
    Sie würde die Strebe aus Holz zerbrechen müssen, die mitten durch das untere Schiebeteil verlief. Sie holte tief Luft, hob den Arm und ließ den Hammer in einem glatten Bogen herunter-sausen. Das Holz splitterte, das Glas auf beiden Seiten zerbarst und flog nach allen Seiten. Auf der stillen Bergflanke klang es recht laut. Zwei Eichelhäher, deren Schreie sie zusammenzucken ließen, flogen aufgeschreckt aus dem Wald hinter ihr auf.
    So schnell sie konnte, brach Fiona die Strebe weg und entfernte dann das restliche Glas vom Rahmen, um sich beim Durch-steigen nicht zu schneiden. Behutsam streckte sie ein Bein durch das Loch, zog sich über den Fenstersims und stieg so ins Schlafzimmer ein. Es war still im Haus, obwohl es nicht die undefinierbare Stille war, die man gewöhnlich spürt, wenn ein Gebäude vollkommen leer ist. Fiona blieb einen Augenblick bewegungslos stehen und horchte auf ein Anzeichen von Gefahr.
    Misstrauisch durchquerte sie das Zimmer und machte die Tür weit auf. Links von ihr im dunklen Flur war die geschlossene Tür zum Bad. Sie legte zögernd die Hand auf den Türknopf, ihre Angst vor dem, was sie dahinter vorfinden könnte, war fast zu groß. Sie kniff die Augen zusammen, nahm alle Kraft zusammen, umklammerte mit den Fingern den Knopf, drehte ihn und riss die Tür mit einem Schwung auf.

Kapitel 54
    In London, sechshundert Meilen

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