Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
hindurch. Die Hütte ist ungefähr eine Meile entfernt.« Das Ende war fast in Sicht. Sie fuhr weiter zwischen den Bäumen entlang, die sich am Weg drängten. Zweihundert Meter weiter kam sie um eine Kurve und überfuhr zu ihrem Erstaunen fast einen Mann, der ihr auf dem Weg mit einer langstieligen Axt über der Schulter und einem Bündel Reisig unter einem Arm entgegenkam. Sie hielt schlitternd an und kurbelte das Fenster herunter. Der Mann, der in einen Anorak, eine über den Kopf gezogene Wollmütze und einen um den Hals gewickelten Schal eingehüllt war, hob eine Hand zum Gruß. »Ich suche Kit Martins Hütte«, sagte sie. »Bin ich auf dem richtigen Weg?«
    Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Der Schriftsteller? Ja, auf dem Weg hier ist es ungefähr eine Meile.«
    Nach seinem Akzent zu schließen war er nicht hier geboren und aufgewachsen, aber er kannte sich offensichtlich in der Gegend aus. Zweifellos war er einer der Zugezogenen wie Kit, die, von den niedrigen Preisen und dem friedlichen, ländlichen Lebensstil angelockt, viele Häuser aufgekauft hatten, die hier auf den Markt kamen.
    »Danke«, sagte sie. »Sie haben ihn heute nicht zufällig gesehen, nehme ich an?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt nur zum Holzhacken rausgekommen.«
    Fiona winkte und fuhr weiter. Bald kam sie zwischen den Bäumen auf die offene Flanke des Hügels hinaus. Die drahtigen, braunen Stämmchen des Heidekrauts in seinem Winterkleid überzogen den Berg, unterbrochen von Felsvorsprüngen, die in der Größe von einzelnen Brocken bis zu ungleichen, fast dreißig Meter langen Platten variierten. Vor ihr lag eine weitere Baumgruppe. Sie vermutete, dass das der Windschutz für Kits Hütte war, und hielt am Wegrand an, bevor sie das Wäldchen erreichte.
    Das war's. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Fiona war vor Angst ganz übel, aber sie musste ihren Weg fortsetzen. Sie nahm die Plastiktüte mit ihren Einkäufen vom Bergsteigerladen und Eisenwarengeschäft und steckte sie in die Wachsjacke. Dann atmete sie zitternd tief durch, öffnete die Wagentür und kletterte auf den Weg hinaus.
    Fiona wusste, sie konnte sich der Hütte nicht von vorn nähern.
    Wenn der Killer mit Kit dort war, würde er bestimmt den Weg beobachten, der darauf zu führte. Sie betrachtete gründlich die Beschaffenheit des Geländes und traf dann ihre Entscheidung.
    Vom Weg aus ging sie schräg waldeinwärts zwischen den Bäumen hindurch, zog die jungen Schösslinge weg und trat die Brombeeren, die ihr im Weg waren, zu Boden. Das Laufen war hier nicht leicht, besonders da sie so wenig Geräusch wie möglich machen durfte.

    Nach etwa zehn Minuten endeten die Bäume plötzlich am Rand einer großen Lichtung. In der Mitte stand ein einstöckiges Steingebäude mit einem Schieferdach. Fiona stand der hinteren Mauer gegenüber, die keine Fenster hatte. Perfekt für ihre Pläne.
    Beunruhigt blickte sie suchend nach beiden Seiten, denn es war kein
    Fahrzeug zu sehen. Wenn der Mörder mit Kit da war, mussten sie mit einem Fahrzeug gekommen sein. Was, wenn sie schon zu spät dran war? Was, wenn er seine Absicht bereits ausgeführt und Kit getötet hatte? Sie hatte noch nie solche Angst gehabt.
    Oder sich so allein gefühlt.
    »Nicht überreagieren«, murmelte sie halblaut. Im schlimmsten Fall hatte der Killer nur zwei Stunden Vorsprung. Es war ihm wichtig, dass er das Mordritual so durchführte, wie es im Buch beschrieben war. Er hatte noch nicht genug Zeit gehabt, um Kit das Blut abzunehmen und die Wände zu bemalen. Entweder waren sie noch nicht da, oder der Killer war nach Lairg gefahren, um Vorräte zu holen.
    Oder sie hatte sich bei ihren Vermutungen völlig getäuscht.
    Fiona ließ diesen Gedanken erst gar nicht aufkommen und beschloss zu handeln. Vom Adrenalin angetrieben, rannte sie geduckt von den Bäumen zur Giebelseite der Hütte und ging dort, dankbar für die federnden, leichten Stiefel, in Deckung.
    Ganz langsam kroch sie an der hinteren Mauer entlang und wagte einen raschen Blick um die Ecke. Kein Lebenszeichen.
    An der Wand waren drei Fenster, wie sie bemerkte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging mutig um die Ecke herum.
    Fiona spürte, wie ihr Herz in der Brust hämmerte, als sie zum Rand des ersten Fensters schlich und vorsichtig hineinspähte.
    Der Raum, der vor ihr lag, war offensichtlich Kits Schlafzimmer. Nichts schien sich zu rühren. Es war eine merkwürdige Empfindung, einen Blick auf ein Leben zu werfen, das so

Weitere Kostenlose Bücher