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Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein, der gewohnheitsmäßig so viel Kaffee zu sich nahm wie Kit. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf das schmale Metallschränkchen. Der Platz, wo Kits Schrotflinte hätte sein sollen, mit der er Kaninchen schoss, war leer. Eine Schachtel mit Patronen stand offen und halb leer da. Neue Panik überfiel sie. Wo immer Kits Entführer war, er hatte eine doppelläufige Schrotflinte. Ihre ohnehin schon hoffnungslose Lage erwies sich plötzlich als noch katastrophaler.
    Fiona rannte wieder ins Bad und steckte Kits Füße in die Socken und Turnschuhe. Dann zog sie ihn aus seiner zusammen-gesunkenen Haltung hoch, bis er aufrecht stand. »Komm, Kit, los. Du musst zu Bewusstsein kommen, Lieber, du musst selbst funktionieren.«
    Die Wärme hatte angefangen zu wirken. Mit einem fröstelnden Zittern öffnete Kit die Augen jetzt ganz. Er sah sie verständnislos an. »Fiona«, krächzte er.
    »Ja, ich bin's, du hast keine Halluzination. Ich hab dich gefunden, Schatz. Jetzt musst du das hier trinken.« Sie hielt ihm die Coladose an die Lippen und zwang sich zur Geduld, während er mit trockenen, aufgeplatzten Lippen trank. »Wir kriegen dich hier raus, ich versprech's dir«, sagte sie.
    »Wo ist Blake?«, fragte er undeutlich mit versagender, seltsamer Stimme.
    »Blake?« Fiona fragte sich, aus welcher Ecke seines phantasierenden Gehirns er diesen Namen hervorgezerrt hatte.
    »Francis Blake«, beharrte er. »Er hat mich hierher gebracht. Er hat das alles gemacht.«
    Es hätte eigentlich keinen Sinn ergeben, aber plötzlich tat es das doch. Der Mann, an dem sie auf dem Weg zur Hütte vorbeigekommen war. In ihrem Gedächtnis rastete ruckartig etwas ein.
    Sie hatte Blake nie getroffen, aber im Fernsehen seine Stimme gehört. Die Erinnerung an den Klang brachte auch das optische Bild zurück. Sie hatte nicht viel von dem Gesicht des Fremden gesehen, aber da sie jetzt ein Muster hatte, mit dem sie es vergleichen konnte, wusste sie, dass er es gewesen war. Francis Blake war der Mann mit der Axt. Aber obwohl sie anfing, dieses Wiedererkennen zu akzeptieren, sträubte sich ihr logischer Verstand dagegen. Warum zum Geier sollte Blake Kit entführt haben? Wie konnte er dieser ganz besondere Serienmörder sein?
    Es war einfach nicht zu verstehen, es war absurd.
    Außerdem konnte sie es sich jetzt nicht leisten, darüber nachzudenken. »Er ist fort«, sagte sie mit einer Zuversicht, die nur gespielt war. Aber wo war Blake, und was machte er jetzt? Die Axt deutete darauf hin, dass er Feuerholz sammeln wollte. Oder aber er wollte die Schrotflinte verstecken, indem er sie mit Zweigen zudeckte. Offensichtlich hatte er seinen Wagen irgendwo anders versteckt und war auf dem Rückweg zur Hütte gewesen. Aber dann hatte er sie kommen hören. Selbst wenn er nicht wusste, wer sie war, war ihm doch klar, dass sie in die Richtung der einzigen Behausung an diesem Weg fuhr. Er hatte sich wohl umgedreht, damit es so aussah, als ginge er weg.
    Eine einfache List, aber sie hatte funktioniert. Keinen Augenblick hatte Fiona einen Verdacht gehegt. Und jetzt wusste er, dass sie hier war. Er konnte sie nicht einfach gehen lassen, oder? Es war unvorstellbar.
    Sie schüttelte den Kopf, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ich hole den Landrover«, sagte sie und bemühte sich, schwungvoll zu klingen und die Angst, die ihr im Nacken saß, zu verbergen. »Ich will, dass du hier bleibst. Wenn du den Rest der Cola trinken kannst, wäre das gut. Aber mach dir keine Sorgen, wenn deine Finger noch nicht richtig funktionieren. Es wird eine Weile dauern, bis die Durchblutung wieder da ist.
    Weißt du, wie viel Blut du verloren hast?«
    »Mehr als einen halben Liter«, seufzte er und klang immer noch wie ein Betrunkener. »Dann bin ich bewusstlos geworden. Ich nehme an, er hat dann aufgehört.« Er blinzelte, schaute sich zum ersten Mal richtig in seiner Umgebung um und sah das blutige Werk an den Wänden. »Scheiße«, sagte er mit einem Lachen, das zum Husten wurde. »Er malt verdammt schlecht.«
    Fiona stand auf und drückte seinen Kopf an ihre Brust. »Ich mache so schnell ich kann.« Sie ließ ihn los und nahm das Taschenmesser aus der Tüte, klappte die Klinge auf und steckte es dann vorsichtig in ihre Jackentasche. Ihn zurückzulassen war das Schwierigste, was sie je getan hatte. Aber die einzige Möglichkeit, von hier zusammen wegzukommen war der Landrover. Sie konnte es sich nicht erlauben zu warten, bis Caroline Alarm schlug, jedenfalls nicht jetzt, da sie

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