Die Erfinder Des Todes
suchen.
Wenn du Blake zur Befragung heranziehst, wäre es leicht für ihn, von Schikane zu reden, da die Ermittlungen nach deiner eigenen Aussage abgeschlossen sind. Wenn du dich verteidigst, indem du sagst, die Befragung sei noch in Gang, lenkst du die Aufmerksamkeit des wirklichen Täters auf die Tatsache, dass du ihn aktiver suchst als zuvor.«
»Aber wir müssten es gegen das abwägen, was Blake uns vielleicht sagt«, konterte Steve.
»Ich meine, Kit hat Recht. Ich glaube nicht, dass er dir etwas sagen wird, was weiterführt«, sagte Fiona und schüttelte den Kopf. »Er hat zu viel zu verlieren, wenn er den Mord wirklich beobachtet hat.« Sie zählte es an den Fingern auf: »Erstens riskiert er, wegen Strafvereitelung angeklagt zu werden, weil er verheimlichte, was er die ganze Zeit schon wusste. Zweitens verliert er den Vorteil, den er vielleicht hat, wenn er die Identität des Mörders kennt und ihn erpressen will. Drittens gibt er die Macht auf, die er mit seinen geheimen Phantasiegebilden ausübt. Und viertens verzichtet er auf die Möglichkeit, öffentlich seine Unschuld zu beteuern, die ihm schon viel Geld von den Zeitungen eingebracht hat und ihm noch viel mehr Entschädigung vom Innenministerium bringen wird.«
»Deiner Meinung nach sollten wir ihn also lieber in Ruhe lassen«, sagte Steve unumwunden.
Fiona hob die Augenbrauen. »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur festgestellt, dass ich ihn nicht zu dem Mord befragen würde.« Steve lächelte. »Andererseits, wenn man bei der Verkehrspolizei hinterlegt, dass sie kontrollieren sollen, ob er getrunken hat, wenn er mit einunddreißig Meilen durch King's Cross fährt ...« Kit schüttelte den Kopf und tat, als bekümmere ihn dies. »Aber das wäre ja Schikane«, merkte er an.
»Nur wenn wir dabei ungeschickt sind. Und ich habe die Absicht, ihn im Blick zu behalten, wenn er nach Haus zurückkehrt.« Fiona nickte zustimmend. »Es ist eine kleine Chance, aber sie könnte trotzdem direkt zu einem Mörder führen.«
Steve schaute grimmig drein. »Ich hab schon erlebt, dass geringere Chancen sich ausgezahlt haben. Glaubt mir, wenn Francis Blake etwas zu verbergen hat, werde ich herausfinden, was es ist.«
Kapitel 25
Steve legte den Hörer auf und machte sich eine Notiz auf seinem Block. Er hatte am selben Tag schon mit dem Leiter der Ermittlungen zum Mord an Jane Elias bei der Garda Siochana gesprochen. Und er hatte gewartet, ob er ihn zurückrufen würde.
Der irische Kollege hatte versprochen, sich so bald wie möglich zu melden, hatte aber zu bedenken gegeben, dass allein in Elias'
Büro hunderte von Briefen und tausende von Papieren lagen. Er hatte jedoch schon ein Team, das daran arbeitete, und hatte sich schließlich mit der Auskunft gemeldet, bisher hätten sie unter Jane Elias' Papieren keinen Brief gefunden, der den bei Kit, Georgia und ihren Kollegen eingegangenen ähnelte.
Das war natürlich kein schlüssiger Beweis. Sie hätte ihn gleich in den Papierkorb werfen oder am offenen Feuer in ihrem Salon verbrennen können. Aber weder war bei der Leiche ein Brief gefunden worden, noch hatte die irische Polizei irgendetwas Schriftliches von einem mutmaßlichen Mörder. Es gab nichts, das auf eine Verbindung zwischen dem Verfasser des Briefes und Jane Elias' Mörder hindeutete. Steve war froh, dass er für einen anderen eine gute Nachricht hatte; er wünschte, jemand hätte auch eine für ihn. Er gähnte und streckte die Arme so weit aus, dass seine Schultern krachten. Er war bei weitem nicht der einzige der Beamten, der in New Scotland Yard um neun Uhr abends noch am Schreibtisch saß, auch wenn sie keine Nachtschicht hatten. Aber die anderen waren weit unter dem Rang eines Detective Superintendent. Andererseits jedoch, so sagte er sich mit einem Bedauern, in das sich kein Selbstmitleid mischte, hatten die meisten Familien, zu denen sie nach Hause gingen. Er hatte vor langer Zeit akzeptiert, dass er wahrscheinlich diesen glücklichen Zustand nie erreichen würde.
Die Heftigkeit seiner geheim gehaltenen Liebe zu Fiona Carne-ron – er wusste, dass sie nicht erwidert wurde – hatte ihn in den entscheidenden Jahren zwischen zwanzig und dreißig, als alle seine Freunde sich zum ersten Mal gebunden hatten, ungewollt aus dem Rennen geworfen.
Er hatte seine unerwiderte Leidenschaft durch seine Arbeit sublimiert. Eines Tages entdeckte er, dass ihm das starke Band der Freundschaft zu Fiona schließlich doch genügte. Er begriff, dass er sein Leben
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