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Die Erfindung des Abschieds /

Die Erfindung des Abschieds /

Titel: Die Erfindung des Abschieds / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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mich eigentlich vor der ganzen Mannschaft blamieren?«
    Es war unüberhörbar, dass er sich Mühe gab, nicht ausfällig zu werden.
    »Willst du noch mehr Schaden anrichten? Willst du, dass ich meinen Job hinschmeiße, dass wir uns weiter von der Presse wie Idioten behandeln lassen, dass wir uns zum Gespött in ganz Deutschland machen?«
    »Was?«, sagte sie, viel zu leise, als dass sie Funkel damit aus dem Konzept gebracht hätte.
    »Seit dem dreiundzwanzigsten August, seit dem Tag, an dem dieser Junge weggelaufen ist, herrscht in diesem Dezernat der Irrsinn. Warum? Wie ist es so weit gekommen?« Er sah Thon an, dann Sonja, dann zum Fenster hinaus. »Was ist geschehen? Ein Kind ist verschwunden. Wir suchen es, und wir finden es. Dann wird ein Mann erstochen, der mit dem Kind in Verbindung stand. Wir nehmen einen Verdächtigen fest, den Vater des Kindes, wir lassen ihn wieder frei, die Indizien reichen nicht aus. Dann verschwindet der Junge ein zweites Mal, und wir fangen von neuem mit der Suche an. Gottverflucht, was ist daran so Besonderes? Es ist nicht mal was Besonderes, dass wir das Kind nicht sofort finden, das ist fast normal. Oder nicht?« Er drehte sich vom Fenster weg und blieb neben Sonja stehen. »Wir machen unsere Arbeit, wir halten die Öffentlichkeit auf dem Laufenden, wir bitten um Mithilfe, alles ganz nach den Regeln. Warum behandeln uns dann alle wie Schwachköpfe, die ihren Job nicht beherrschen? Kannst du mir darauf eine Antwort geben, Sonja?«
    »Wenn wir uns davon beirren lassen, sind wir selber schuld«, sagte sie.
    »Gute Antwort«, sagte Funkel. »Aber nicht die, die ich hören will. Ich glaube nämlich, dass man uns wie Schwachköpfe behandelt, weil wir einen Schwachkopf in unseren Reihen haben, der die Arbeit des gesamten Dezernats lächerlich macht, jawohl, der uns lächerlich macht, der so tut, als habe er hier das Sagen, als treffe er hier die Entscheidungen. Dabei tut er das gar nicht! Dabei ist er sogar nicht mal mehr im Dienst, dabei gehört er nicht mehr dazu.«
    »Du bezeichnest Tabor als Schwachkopf?«, fragte Sonja.
    »Es ist wie mit dem toten Hering, Sonja, der verpestet das ganze Fass!«
    »Nimm das sofort zurück!«, sagte sie, stieß ihn gegen die Brust, dass er überrascht einen Schritt nach hinten machte und sich am Aktenschrank festhalten musste. »Nimm das zurück, oder es passiert was, Charly! Nimm das sofort zurück!«
    »Beruhig dich, Sonja!«, mischte sich Thon ein. »Es war nur ein Beispiel, du weißt genau, was er meint.«
    »Halt du deine Klappe, jetzt bin ich dran!«
    »Du sagst, ich soll meine Klappe halten? Hab ich das richtig verstanden?«
    Sie ging nicht drauf ein. Sie drückte ihre Hand gegen Funkels Brust, und er war eingeklemmt zwischen ihr und dem Schrank. »Tabor hat den Jungen gefunden, er hat den Anz weich geklopft, ich war dabei, und dass er diesen widerlichen Kerl, der seinen Sohn halb totprügelt, zurechtgewiesen hat, war überhaupt nichts. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, dann läg der jetzt im Krankenhaus, und zwar einbandagiert wie eine Mumie, das garantier ich dir! Stinkender Fisch! Bist du nicht mehr ganz dicht? Drehst du durch, weil der Herr Innenminister auf dir rumhackt? Ist es so? Ich wette, dass er auf dir rumhackt, das tut er immer, das ist sein Hobby. Aber deswegen wirst du nicht deinen besten Kollegen in den Schmutz ziehen, kapiert!«
    Sie ließ ihn los und ging zum Tisch. Sie hatte Durst, und ihr Zorn höhlte sie aus.
    »Du bist auch draußen, Sonja«, sagte Thon. »Ich hab keine Lust, mit jemandem, der sich nicht unter Kontrolle hat, zusammenzuarbeiten, das ist schädlich für unsere Arbeit. Du bist raus aus der Soko. Kümmer dich um die unerledigten Fälle, da haben wir genug davon. Hast du das zur Kenntnis genommen?«
    »Nein!«, sagte sie und schlug so fest mit der flachen Hand auf den Tisch, dass eine Mineralwasserflasche umkippte, an den Rand rollte und zu Boden fiel, wo sie nicht zersprang.
    Vornübergebeugt holte sie tief Luft, wischte sich über die Augen und drehte sich zu den beiden Männern um.
    »Bin ich aus der Soko raus?«, fragte sie Funkel.
    »Du bist raus«, sagte Thon.
    »Ich will wissen, wo Tabor ist«, sagte Funkel. »Was sollte das mit dem Anruf bei der Frau Sorge? Und stimmt das, dass Weber ein Verhältnis mit ihr hat?«
    »Weiß ich nicht«, sagte sie.
    »Ich möchte, dass wir die Sache mit der Soko klären«, sagte Thon.
    »Die klären wir später«, sagte Funkel.
    »Ich finde es besser, wir klären das

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