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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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überhaupt. Den ganzen Nachmittag.
    Und kein Wort mit mir gesprochen.

32
    Heute ist der erste Juli. So steht es jedenfalls auf meinem Flugticket. Heute ist die Pressekonferenz in Hamburg. Ich könnte sterben vor Aufregung.
    Jetzt, wo ich in meinem roten Kleid mit den schwarzen Tupfen, das ich inzwischen käuflich erworben habe, und mit meinem roten Rollköfferchen in die Ankunftshalle trete, schlägt mein Herz vor Freude einen Purzelbaum: Da steht, groß und unübersehbar, fröhlich grinsend mit einem riesigen Blumenstrauß: Werner Gern!
    Er breitet die Arme aus, und ich frage mich gerade, ob die Einladung, an seine Brust zu sinken, auch wirklich mir gilt und nicht irgendeinem Hollywood-Star, der möglicherweise hinter mir von der Gepäckausgabe kommt, als er auch schon auf mich zuschreitet: »Meine liebe Hella Kopf! Sie haben mir einen Star aufgebaut! Ganz Hamburg wartet auf Sebastian Richter!«
    Vorsichtig lehne ich mich an seine breite kaschmirbewehrte Brust, sehr darauf bedacht, keinerlei Make-up-Flecken auf seinem teuren Maßgeschneiderten zu hinterlassen.
    Werner Gern hält mich prüfend auf Armeslänge von sich ab: »Sie sehen gestresst aus … Wo ist er denn, unser Shootingstar? Es gibt ihn doch wirklich?« Er lacht dröhnend.
    »Da hinten kommt er«, sage ich müde. Richard hat es doch tatsächlich fertiggebracht, sich den ganzen Flug über
schlafend zu stellen! Er ist ganz in Schwarz gekleidet, seine dunklen Haare glänzen seidenmatt. Ich schaue ihn ein paar Sekunden zu lang an. Er wirkt aufgewühlt, als er mich an der Brust von Werner Gern verweilen sieht. Ich reiße mich los.
    »Herr Gern, das ist Sebastian Richter. Sebastian, das ist Werner Gern.«
    »Grüß Gott«, sagt Richard, was in Hamburg ein unpassender Gruß ist. Er vergräbt seine Hände in den Hosentaschen. Seine Miene ist verschlossen. Man könnte meinen, er sei arrogant.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen!« Werner Gern hält Richard die Hand hin, sodass dieser gezwungen ist, seine aus der Hosentasche zu nehmen, um sie schütteln zu lassen.
    Werner Gern lacht und tätschelt mit der freien Hand Richards Schulter. »Wissen Sie was? Ich habe wirklich bis zur letzten Sekunde gezweifelt, ob es Sie gibt. Aber jetzt stehen Sie leibhaftig vor mir! Sensationell, wirklich, sensationell!« Ich muss gegen meinen Willen grinsen, hoffe, dass Richard es auch tut.
    Doch Richards Gesicht ist überschattet, er wirkt angespannt.
    »Aber da ist er, der berühmte Sebastian Richter. Und er ist ein schöner Mann.« Werner Gern lacht jovial. »Der Shootingstar, der Traum-Autor, der Super-Papa. Ja, Sie sehen in Wirklichkeit fast noch besser aus als auf dem Foto. Die gesamte Hamburger Journalistenmeute wartet bereits auf Sie! Aber Sie sind ja ein Medienprofi und genießen den Rummel, wie man auf den Fotos in der Frauenliebe und Leben sieht.«
    Richard funkelt mich böse an. Ich zucke zusammen und senke den Blick. Dabei sehe ich, wie er seine Hand, die Werner Gern endlich wieder freigegeben hat, zur Faust ballt.

    Richard, möchte ich rufen, es tut mir leid! Ich wollte dich nicht vorführen wie einen Clown!
    »Tom Konrad ist auch schon unterwegs mit seinem Hubschrauber«, sagt Werner Gern, meinen roten Rollkoffer selbstverständlich an sich nehmend. »Er ist der andere Megastar. Das deutsche Erfolgsduo wird die Kassen füllen.«
    »Wer ist Tom Konrad?«, fragt Richard verwirrt. Er streicht sich mit beiden Händen die Haare zurück.
    »Sebastian hat einen etwas fragwürdigen Humor«, höre ich mich klirrend lachen, während ich versuche, mit kleinen Trippelschritten auf den einzigen hochhackigen Pumps, die ich besitze, mit dem langbeinigen Produzenten Schritt zu halten.
    »Das ist doch nicht etwa dieser Schlager-Fuzzi?«, zischt Richard mir verärgert zu, als Werner Gern mit Schwung in der Drehtür verschwunden ist. Als Nächstes befinden sich Richard und ich darin, Schulter an Schulter. »Dieser C-Dur-Heini?«
    »C-Dur-Heini?«, presse ich zwischen den Lippen hervor. Ich lächle verkrampft. »Ich hatte dir doch gesagt, dass die Musik schon fertig ist! Und habe in diesem Zusammenhang bestimmt auch den Namen Tom Konrad erwähnt! Falls sie deinen künstlerischen Ansprüchen nicht gerecht wird, tut das hier und heute nichts zur Sache!«
    Wir laufen fast in den Produzenten hinein und sind gezwungen, unsere kleine Meinungsverschiedenheit zu vertagen.
    »Der Wagen kommt sofort!«
    Zu meiner Erleichterung taucht in diesem Moment eine schwarze Limousine auf, und wir lassen uns

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