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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wiederholten Male. »Und nun erwartest du, dass ich dein Theater mitspiele. Wieso sollte ich?«
    Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich reitet, dass ich leichthin sage: »Ich brauchte einfach einen gut aussehenden Kerl. Und den habe ich mir gekauft. Machen Männer doch umgekehrt auch!«
    Er sieht mich sprachlos an.
    »Ich gehöre nicht zu den Mädels, die gut aussehenden Männern hinterherlaufen und sich benehmen wie dämliche Groupies«, gerate ich immer mehr in Fahrt. »Das tun vielleicht deine Chormädels. Die himmeln dich alle an.« Meine Stimme zittert ein bisschen. Ich klinge zickig und hysterisch.
»Aber ich nicht. Die hast du wahrscheinlich alle schon … Na ja, so genau will ich das gar nicht wissen.« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und lehne mich mit verschränkten Armen an sein Auto.
    »Was soll denn das nun wieder heißen? So einen Blödsinn hat mir Elvira auch schon vorgeworfen!«
    Er ist tief getroffen. Seine Wangen glühen.
    Das darf doch nicht wahr sein! Wie oft habe ich davon geträumt, dass er mir so nahe ist? Dass er mir seine Liebe gesteht? Warum mache ich alles kaputt? Ich weiß, ich klinge schrill und aggressiv, aber ich kann nicht anders: »Du bist doch der Hahn im Korb bei deinen Weibern!« Ich werde plötzlich wütend auf ihn, weil er nicht merkt, wie sehr ich ihn mag. »Und du genießt es! So wie du heute die Situation mit den Krankenschwestern genossen hast! Alle schönen Männer sind eitel! Warum badest du nicht einfach in dem Ruhm, den du mir verdankst? Das willst du doch! Da muss ich dich doch nicht auch noch toll finden! Nein, ich war wirklich nur geschäftlich an dir interessiert! Genau wie du gesagt hast.« Ich hebe hilflos die Hände. »Können wir jetzt fahren?«
    Richard zuckt zusammen, als hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben.
    Gott, ich könnte mir die Zunge abbeißen! Aus dem Augenwinkel sehe ich seine Mutter. Sie hat ihre soeben noch freudig winkende Hand sinken lassen. Am liebsten würde ich jetzt zu Charlotte laufen und mich in ihre Arme werfen!
    Richard macht keine Anstalten, mit mir wegzufahren. Er lehnt schwer atmend am Auto und starrt mich an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Den Tränen nahe, weiche ich ein paar Schritte zurück. »Ich kann auch zu Fuß zum Krankenhaus gehen. Du hast sicher noch eine Verabredung mit einer Chordame. Schöne Männer haben ja immer gleich mehrere
Eisen im Feuer.« Warum sage ich das? Warum bin ich so gehässig?
    »Ich habe dein Spiel heute sofort mitgespielt, weil ich dich wirklich mochte«, stößt Richard plötzlich angespannt hervor. »Ich hatte das Gefühl, dass du in der Klemme steckst, und wollte dir helfen. Ich hätte dir tatsächlich jeden Gefallen getan …«
    Er bricht ab, zuckt die Achseln. »Ist ja auch egal jetzt.«
    Er benutzt das Imperfekt! Mochte! Wollte! Hätte!
    »Trotzdem werde ich kein Spielverderber sein. Denn schließlich hängt deine gesamte Existenz davon ab.« Er schaut mit zusammengekniffenen Augen zu seiner Mutter hinüber, die immer noch in der offenen Haustür steht. »Meine Mutter ist die hilfsbereiteste Person, die ich kenne. Sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich jetzt hängen lasse. Sie hat dich von der ersten Sekunde an gemocht. Genau wie ich.« Als er wieder zu mir herschaut, zieht sich mein Herz zusammen.
    »Aber ich mag dich doch auch«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und ich bin dir wirklich auf ewig dankbar, wenn du mich jetzt nicht im Stich lässt.«
    Er zuckt die Achseln. »Passt schon.«
    Diese zwei Silben sagen wirklich alles! Es ist vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat! Ich habe es vermasselt.
    Eine Weile sagt niemand etwas, sogar meine liebe Gastmutter hat sich diskret in das Innere ihres Hauses verzogen. Nur das Zwitschern der Amseln ist aus den Nachbargärten zu hören. Mir wird wieder bewusst, was für eine schöne Wohngegend das ist. Und wie sehr ich mich hier heimisch fühlen würde. Ich begreife, dass ich dieses Haus, diesen Garten und diese Gegend seit zwanzig Jahren in meinem Herzen getragen und sie unbewusst in meinen Kolumnen beschrieben
habe. Hier gehört Sebastian Richter hin. Und hier gehöre ich hin. Und meine Kinder.
    Mir kommen die Tränen, und ich blinzle sie zornig weg. Der Duft nach frisch gemähtem Rasen zieht mir in die Nase und löst eine fast vergessene Sehnsucht aus. Nach Geborgenheit. Nach so einer Mutter. Nach so einem Mann. Wir könnten genau die Traumfamilie sein, die wir demnächst einem deutschen Hausfrauenblatt

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