Die Erfolgsmasche
Ich meine, ich kann auch Königskinderkolumnen schreiben.«
Sie (schneidend): »Nein.«
Ich: »Und Texte über Hüte, Kostüme und die Mutter von der Begum!«
Sie (genervt): »Nein!«
Ich: »Und das Ganze hat nichts damit zu tun, dass jetzt Corinna Regen, die zufällig mit Ihnen befreundet ist, eine Kolumne hat?«
Sie (noch viel schneidender): » Nein! «
Ich: »Die mit Ihnen eng befreundet ist?!«
Sie: »Ich sagte doch: Nein !«
Ich: »Sie müssen doch zugeben, dass Corinna ausgesprochenen Blödsinn schreibt!«
Sie: »Ich muss jetzt gehen.«
Ich, hinter ihr her brüllend: »Das hat doch nichts mit Glamour zu tun, was Corinna Regen über Schlaglöcher, den Winterschlussverkauf und die Mädchenknappheit in der Lausitz schreibt!«
Sie, hysterisch kreischend: »Corinna! Liebes! Warte auf mich! Ich komme!«
Tja, das war unser Dialog in der Wirklichkeit.
7
Als am Montag früh um sechs mein Wecker klingelt, fühle ich mich miserabel. Wieder habe ich kein Auge zugetan. Mit schmerzenden Gliedern quäle ich mich aus dem Bett, um meine Kinder zu wecken.
Alex murrt unwillig; er muss heute wieder in seine Sportakademie fahren. Wortlos quetscht er die von mir sorgfältig gebügelte Wäsche in seine Reisetasche, stopft sich hastig das Frühstück in den Mund, spült mit meinem Kaffee nach und verabschiedet sich mit den Worten: »Pass auf dich auf, Mama. Siehst ziemlich scheiße aus.«
Die Wohnungstür fällt ins Schloss. Ich höre ihn am Aufzug rumoren. Es klingt wie ein mittleres Erdbeben. Hastig reiße ich die Tür wieder auf.
»Ist alles in Ordnung?«
Ach je: Er räumt seine komplette Skiausrüstung mitsamt fünf prallvollen Tüten in den Hausflur. »Das Zeug hab ich im Aufzug vergessen. Kannst du das mal aufräumen? Die Skisachen bitte waschen. Ich muss weg!«
Die Aufzugstür schwingt zu, und ich wate durch all seinen Kram zurück in die Wohnung. Erst mal die Damenwelt wecken. Die gnädigen Fräuleins wünschen um Punkt halb sieben das erste Mal, um fünf nach halb sieben das zweite Mal und um zwanzig vor sieben das dritte Mal geweckt zu werden. Wenn ich das nicht genau einhalte, gibt es Punkteabzug.
Kalter Rauch schlägt mir entgegen. Nanu? Sie hat doch nicht … Ich hatte die Wasserpfeife doch … Oder hat der Klon etwa in Gretas Zimmer geraucht?
»Guten Morgen!« Auf leisen Sohlen nähere ich mich ihrer Bettstatt, wo zwei Gestalten unter zwei Bettdecken identisch zusammengerollt liegen, nur spiegelverkehrt. Man könnte meinen, es wären siamesische Zwillinge. Oder die Begum und ihre Mutter Renate.
Wie unschuldig und schutzlos sie doch wirken! Wieder muss ich sie herausreißen aus ihren süßen Träumen, die bestimmt nicht von Arbeitslosigkeit und Geldsorgen gehandelt haben.
Sanft streiche ich mit beiden Händen über die beiden Köpfe und singe: »Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da - habt ihr auch so gut geschlafen, na dann ist ja alles klar …«
»Mama, lass den Scheiß«, bellt mich das rechts liegende Kind an, das ich daraufhin als mein eigenes identifiziere. »Noch fünf Minuten!«
Der Klon kommt immerhin unwillig unter der Decke hervor und blinzelt mich ratlos an, bevor er sich wortlos wieder einrollt.
»Sehr wohl, die gnädigen Damen.« Ich schleiche mich in die Küche, setze erneut Kaffee auf, da ja Alex meinen ausgetrunken hat, und räume inzwischen die Spülmaschine aus. Nanu? Was haben denn die vielen Weingläser dort zu suchen? Und die Biergläser? Und sind das etwa Schnapsgläser? Ich hatte doch gar keinen Besuch, ich war doch gar nicht zu Hause.
Und die vielen Schälchen und Teller, die wir sonst nie benutzen, das ganze Besteck …
Mo-ment … Sie haben eine Party gefeiert. Während ich in München war und um unsere Existenz gekämpft habe. Sie
haben unsere letzten Alkoholreserven aufgebraucht. Und gedacht, ich merke nichts, wenn sie alles in die Spülmaschine stecken. Dabei finde ich alles . Auch Kondome. Zum Glück bisher nur in Alex’ Bett.
Wütend klappere ich mit dem Geschirr, das ich erst wieder in den Esszimmerschrank räumen muss, als das liebreizende Töchterchen in der Küchentür auftaucht: »Reiß dich zusammen, Mama!«
Ich fahre herum: »Wie bitte?!«
»Ich habe gesagt, reiß dich zusammen! Mach nicht so einen Krach!«
Jetzt reicht es mir aber. Ich stehe fassungslos da: »Wie redest du denn mit mir?!«
»Ach, Mama! Was regst du dich denn so auf?«
»Ihr habt im Kinderzimmer geraucht!«
»Bloß ein bisschen Wasserpfeife! Sei doch nicht so
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