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Die Erfolgsmasche

Titel: Die Erfolgsmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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spießig!«
    Jetzt werde ich aber fuchsteufelswild. »Das ist eine Frechheit«, ereifere ich mich, während im Hintergrund die Kaffeemaschine röchelt. »Ihr habt gegen mein ausdrückliches Verbot Wasserpfeife geraucht! Und ihr habt Alkohol getrunken«, sage ich eisig. Hoffentlich sieht Greta nicht, wie meine Halsschlagader pulsiert. Inzwischen schleicht der Klon wortlos an mir vorbei. Wie immer geht er jetzt in mein Schlafzimmer, um sich an meiner Schminkkonsole vor meinem beleuchteten Spiegel zu schminken. Während ich die Spuren ihrer Party beseitige!
    »Aber nur ein bisschen Wein«, gibt Greta freundlich lächelnd zurück.
    »Ein bisschen Wein ?!« Ich stemme die Hände in die Hüften und zeige auf die Batterie von Gläsern, die ich inzwischen der Spülmaschine entnommen habe.
    »Das war ganz billiger Tafelwein«, erklärt Greta geduldig,
als spräche sie mit einer debilen Dreijährigen. »Höchstens fünf Prozent Alkohol. Und jeder hat nur einen einzigen Schluck probiert.«
    »Wer ist jeder ?«
    »Na, der Pauli und der Schrulli und der Didi und der Andi und der Georgi und die Sandi und die Alexi und die Leni und die Karli.«
    »Willst du damit sagen, dass neun Leute in unserer Wohnung waren?«
    »Mit Toni und mir waren es elf.«
    Ich mache den Mund auf und wieder zu.
    »Mama! Du sagst doch immer, du willst mich lieber im Auge behalten, und ich soll mich nicht woanders rumtreiben. Alle wissen, dass bei uns open house ist und dass ich die coolste Mutter von allen habe.« Sie grinst mich versöhnlich an: »Nun komm schon, Mama. Reg dich doch nicht künstlich auf. Davon kriegst du nur Falten.« Sie schlingt die Arme um mich und drückt mir einen feuchten Kuss auf die Wange.
    Soll ich ihr noch länger böse sein? Ja, ich will ihr länger böse sein! Sie hat mein Vertrauen missbraucht!
    »Du hast dich meinen Regeln widersetzt«, sage ich, indem ich mich sanft, aber bestimmt von ihr losmache. »So einfach kommst du mir nicht davon.«
    »He, Mama, jetzt reicht’s aber«, gibt Greta diesem Gespräch eine ganz neue Wendung. »Ich bemühe mich wirklich, deine schlechte Laune aufzufangen. Aber wenn du mich damit anstecken willst - bitte, kannst du haben!« Mit diesen Worten stapft sie lautstark davon und knallt die Küchentüre zu. »Voll die Wechseljahre!«, höre ich sie im Schlafzimmer schimpfen, als sie sich neben ihren Klon setzt und sich genau so anmalt wie er. Vor meinem Schminkspiegel. Mit meinen Utensilien. Ich möchte mich entleiben. Inri, rutsch mal’n Stück.
Am Mittwochmorgen wanke ich ein allerletztes Mal gesenkten Blickes zum Kiosk und klammere mich immer noch an den winzigen Strohhalm, eine von den mir versprochenen vier Kolumnen im Blatt zu finden. Vergebens. Es gibt keine Sonja-Rheinfall-Kolumne auf der vorletzten Seite. Was soll ich nur tun? Wie soll es nur weitergehen? Mein Magen rebelliert, und in meinem Kopf herrscht gähnende Leere, als ich, die Hände in den Hosentaschen, wieder nach Hause schleiche.
    Dort sitze ich am Schreibtisch und kämpfe mit den Tränen. Es ist noch nicht mal halb acht. Wie soll ich diesen schrecklichen Tag hinter mich bringen?
    Wieder und wieder schreibe ich Bewerbungen, schicke E-Mails mit meinem Lebenslauf, biete anderen Zeitschriften meine Kolumne an.
    Als das Telefon klingelt, zucke ich erschreckt zusammen. Ein winziger Hoffnungsschimmer keimt in mir auf: Carmen Schneider-Basedow? Endlich. Der versprochene Anruf. »Frau Rheinfall, ich habe es mir anders überlegt.«
    Erwartungsvoll nehme ich den Hörer ab und wische mir eine Träne von der Wange.
    »Sonja Rheinfall?«
    »He Mama, heulst du?«
    Es ist Alex, mein wunderbarer Sohn, der gerade bei ein paar Kumpels im Auto sitzt.
    »Wir fahren jetzt doch noch mal zum Skifahren«, höre ich Alex’ Stimme, der sich bemüht, den lauten Krach im Hintergrund zu übertönen. Aus dem Radio schallt aggressive Musik, die die jungen Leute »geile Mucke« nennen.
    »Wie schön für euch! Ja, bei dem Neuschnee könnt ihr noch mal so richtig Gas geben!«
    »Nur leider habe ich doch schon meine ganze Skiausrüstung nach Hause gebracht«, sagt Alex.

    »Stimmt.« Gerade habe ich das letzte Teil gebügelt, gefaltet und in Plastiksäcken auf dem Dachboden verstaut. Die Ski, Skischuhe und Stöcke habe ich auch hinaufgeschleppt.
    »Was hältst du davon, wenn du mir den ganzen Kram bringst? Oder soll ich mir eine teure Ausrüstung leihen, für einen Tag?«
    Ich kratze mich an der Augenbraue und sage erst mal nichts.
    »Du hast doch sowieso

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