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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Edith, das habe ich dir bereits gesagt. Meine Mutter darf sich auf keinen Fall aufregen, die Folgen wären nicht abzusehen. Doktor Morgan hat mich gewarnt.«
    »Deine Mutter, immer deine Mutter! Ist dir denn nicht klar, dass all das nur wegen deiner Mutter passiert ist? Weißt du denn nicht, dass ich nur ihretwegen so gehandelt habe? Ich konnte sie nicht einen Tag länger ertragen. Der Gedanke, mein Leben mit ihr zu verbringen und darauf zu warten, dass sie stirbt, war einfach zu viel für mich.«
    »Sei still, Edith! Wie kannst du es wagen!«, knurrte er.
    »Weil es die Wahrheit ist, und das weißt du auch.«
    »Du bist mit Cadwell gegangen, weil du dachtest, er könnte dir mehr bieten als ich. Ums Geld ging es dir nicht, davon hattest du selbst genug, aber du hast geglaubt, er würde sich nur um dich kümmern und sonst um nichts und niemand. Du dachtest, er würde dir ununterbrochen seine Liebe beteuern. Aber schließlich war er auch nur ein Mann, für den du irgendwann selbstverständlich warst. Das ist die Wahrheit, und du weißt es. Meine Mutter hat nichts damit zu tun.«
    »Das stimmt nicht. Du hast dich so verändert, du bist so grausam. Aber das macht nichts. Nur eins zählt, und du weißt, was es ist, Ralph.« Eine Pause folgte. Linda wartete auf die nächsten Worte. »Ich liebe dich immer noch, Ralph, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich weiß, dass ich mich in der ersten Nacht zum Narren gemacht habe. Komm her, Ralph.«
    »Nein, Edith. Du hast deine Wahl vor drei Jahren getroffen, jetzt musst du damit leben. Ich musste es auch. Als du dich für einen Cadwell entschieden hast, hast du einigen Menschen sehr wehgetan. Das lässt sich nicht ungeschehen machen.«
    In der Scheune wurde es totenstill. Dann hörte Linda Edith Cadwells Stimme. Sie klang ruhig und emotionslos, aber ihre Worte wühlten Linda bis ins Innerste auf.
    »Du denkst, du wärst in dieses Mädchen verliebt, stimmt’s?«
    »Sei still, Edith, ich habe nicht die Absicht, mit dir über sie zu reden.«
    »Du denkst, du wärst in diese Frau verliebt, aber das bist du nicht. Du kannst keine andere lieben, Ralph, dafür war zu viel zwischen uns.« Die monotone Stimme wurde ein wenig heftiger. »Außerdem bist du gar kein richtiger Bauer, sondern Bildhauer. Ich weiß, dass sie hübsch und gesund ist, aber als Künstler kannst du dich gar nicht für so ein Milchmädchen, so einen weiblichen Sep Watson, interessieren.«
    Linda hatte den Kopf gesenkt und die Hand in ihre Jacke gekrallt. Ihr Herz pochte, als sie Ralph Batleys Antwort hörte.
    »Halt den Mund! Hörst du mich? Wie kannst du solch einen Vergleich wagen?«, bellte er.
    Wieder wurde es still in der Scheune. Das Schweigen schien sich ins Endlose zu dehnen, bis es schließlich von einem unterdrückten Stöhnen unterbrochen wurde, dem ein leises, schmerzliches Weinen folgte.
    Als Linda hörte, wie sich die Tür mit einem dumpfen Knall schloss, hob sie den Kopf. Er hatte Edith Cadwells Vorwurf weder bestätigt noch abgestritten. Aber vielleicht würde er in ihr in Zukunft wirklich ein Milchmädchen, einen weiblichen Sep Watson, sehen. Edith Cadwell hatte zumindest alles dafür getan. Und nun weinte Edith Cadwell hinter der geschlossenen Tür.
    Langsam ging Linda zur Leiter. Sie war eifersüchtig auf Edith Cadwell gewesen, aber bis zu diesem Augenblick hatte sie verstanden, dass man sie mögen konnte. Nun aber fühlte sie nur noch Hass. Sie mit Sep Watson zu vergleichen … Sep Watson! Wie erstarrt blieb sie oben an der Leiter stehen. Sollte sie zurückgehen und die andere damit konfrontieren, dass sie einen Schlüssel zur Seitentür besaß und den Melker dort hinausgelassen hatte? Ihr vorwerfen, geheime Pläne zu schmieden? Aber was sollte das bringen? Sie besaß keinerlei Beweise. Ralph Batley hatte die Scheune nur wenige Minuten vor Lindas Eintreffen durchsucht. Sollte sie behaupten, Edith Cadwell habe den Melker unter dem Sofa versteckt? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ralph Batley das glauben würde. Wozu auch? Es schien keinen Sinn zu haben.
    Als sie die Leiter heruntergeklettert war, kam Onkel Shane vom Hof herein. »Bist du das, Mädchen?«
    »Ja, Onkel Shane.«
    Er lief zu ihr, hob die Laterne und sah ihr ins Gesicht. »Du klingst müde. Geh ins Haus und leg dich schlafen. Keine Sorge, wer auch immer das war, er ist fort. Wir haben die Gebäude durchsucht. Ab ins Haus mit dir! Ich komme auch gleich, ich bin selbst todmüde. Wo ist er jetzt?« Bevor sie Zeit hatte zu

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