Die Erlösung der Frauen (German Edition)
auszubreiten, war ihm diese Konstellation durchaus angenehm. Manche Frauen waren da weniger duldsam, sie wollten dann mehr über ihn erfahren und versuchten, ihn auszuquetschen und zu analysieren. Dies war die einzige Sorte Frau, der er sich kategorisch entzog.
Erstaunlicherweise halten sich ja gerade jene Frauen für besonders intelligent, die tatsächlich gewillt sind, mit dem Mann zu kommunizieren. Die Illusion, dass dies möglich sei, ist eines der großen Phantome, welche die Aufhebung der Geschlechter und die Psychologie als Volkssport gemeinsam erschaffen haben. Eine Kommunikation zwischen Mann und Frau kann ausschließlich auf sexueller Ebene erfolgen. Der Verstand hat hierbei keinerlei vernünftige Funktion.
Der Grund warum viele Männer auf solche Frauen hereinfallen, ist dass sie sich eigentlich gar nicht für sie interessieren sondern nur für sich selbst. Die Frau ist ihnen ein Spiegel, der nur ihre eigenen Vorgänge reflektieren soll.
Und der Grund, warum diese Frauen so interessiert sind an ihren Männern, ist nicht ihre Intelligenz sondern ihre eigene Farblosigkeit, ihr mangelndes Profil. Sie haben einfach selbst nichts zu sagen. Daran wäre im Übrigen auch nichts verkehrt, denn wie schon erwähnt, gibt es ja auch nichts zu sagen. Ihr Verbrechen ist nur, dass sie stattdessen den Mann zwingen, sich zum Hampelmann zu machen. Das Größte förmlich ist eine Frau, mit der man in Würde schweigen kann. Die einen daran erinnert, dass jedes Gespräch sinnlos ist. Aus eben diesem Grunde spielte Johann seit längerem mit dem Gedanken, sich eine Frau im Ausland zu suchen.
Ich weiß gar nicht, warum das so ein schlechte Image hat. Natürlich hat das einen leichten Beigeschmack von Prostitution, aber das ist doch immer so, wenn der Mann Kohle hat. Was soll ich denn machen? Fakt ist, wann immer ich eine Frau kennen lerne, fängt sie nach spätestens zehn Minuten an, mich zu langweilen. Sie langweilt mich, weil sie spricht.
Es gibt doch durchaus auch gebildete Frauen. Sogar intellektuelle.
Das ist ja noch schlimmer. Man muss doch der Tatsache, dass Mann und Frau zwei vollkommen verschiedene Existenzformen sind, in irgendeiner Weise Rechnung tragen.
Also Thailand?
Thailand, Russland, Afrika – ist doch scheißegal! Hauptsache, ich verstehe sie nicht. Es geht da nicht um Macht, wie die Feministinnen immer sagen, im Gegenteil: Es soll ja eben sichtbar sein, dass keiner den anderen kontrollieren kann, weil keiner den anderen versteht. Ich wäre durchaus auch bereit, der Frau in ihr Land zu folgen und mich selbst in die Abhängigkeit zu begeben. Allerdings nicht nach Thailand – ich vertrage keine Kokosmilch.
Donald war dieser Ansatz weitaus zu extrem. Auch die Langeweile war ihm fremd. Für ihn war ja wirklich jede Frau einzigartig, weil er sich stundenlang an den Details ihrer körperlichen Beschaffenheit ergötzen konnte. Sie musste es nur zulassen, also selbst das Gespräch führen – oder eben schweigen.
// Alexia wohnte im Erdgeschoss eines hässlichen 60er Jahre Baus in einer WG mit anderen Filmstudenten. Die Wohnung hatte fünf Zimmer und war ursprünglich als Zahnarztpraxis gedacht gewesen. Alexias Zimmer lag genau in der Mitte und wenn ihre Mitbewohner aufs Klo mussten, dann mussten sie förmlich über ihr Bett hinüber steigen, denn das Bett war im Grunde schon das ganze Zimmer: Ein Kinderbett aus Fichtenholz mit leicht vergilbten Laken. Daneben stand noch ein kleiner Computertisch und an der Wand hing ein riesiges Filmplakat von einem französischen Schwarz-Weiß-Film namens L’Année dernière à Marienbad . Die ganze Wohnung war schlecht gelüftet, es roch nach Fertigpizza und alten Socken. Kurzum, die Atmosphäre war nach allgemeinen Maßstäben beurteilt denkbar ungünstig für ein prickelnd romantisches tête-à-tête und ein gewöhnlicher Mann hätte sicherlich sofort das Weite gesucht – nicht aber Donald! Für ihn war das alles erstklassiges Entertainment und darüber hinaus auch eine Herausforderung: Diese trostlose Welt empfand er als Appell an seine Männlichkeit, sie offenbarte ihm die unbedingte Pflicht, Alexia mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu beglücken. Er war in höchstem Maße erregt und musste sich förmlich zurückhalten, nicht gleich über sie herzufallen. Stattdessen verharrte er in süßer, flatteriger Vorfreude wie ein junger Mann, der zum ersten Mal ins Bordell geht.
Alexia klappte ihren Laptop auf und suchte in ihrer mp3-Sammlung nach der passenden
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