Die Erlösung der Frauen (German Edition)
sehr kontrolliert. Nach einer Weile drehte er sie herum und überdeckte ihren Arsch mit Küssen. Sie hatte ein handgroßes buntes Tattoo einer Venusmuschel auf dem unteren Rücken, das im Vergleich zu ihrer sonstigen Erscheinung seltsam modern wirkte. Es gefiel ihm gut, weil es etwas war, an das er sich erinnern würde. Donald küsste es, küsste dann ihre Schultern, ihre Schläfen, legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, drückte sie fest auf die Matratze und drang in sie ein. Die ersten Minuten fickte er sie als sei es eine Vergewaltigung, sehr hart, sehr schnell, er presste ihren Kopf in das Kissen hinein und gab ihr keinerlei Spielraum. Anfangs war sie überrumpelt und wollte die Stellung ändern, doch er ignorierte dies und fuhr solange fort, bis sie sich nicht mehr wehrte. Sie stöhnte kaum, nur ein leises Ächzen entfuhr ihr, der Mund war geöffnet, ihr Pferdegebiss entblößt. Nun zeigten sich beide endlich als die Tiere, die sie waren. Ihre ganze sinnlose Existenz konzentriert auf den winzigen Raum, in dem ihre Genitalien aufeinanderprallten. Was waren Filme, Opern, was war die ganze Kultur gegen dieses bestialische Schmatzen, diese rhythmische Bewegung seines Beckens und ihr sukzessives Hinabsinken in die Untiefen ihres Betts? Gab es da draußen noch Wirtschaftskrisen, Atomkatastrophen, Bürgerkriege? Gab es überhaupt noch eine Welt?
// Als Donald nachts auf die Toilette musste, fand er versehentlich den Weg in die Küche, wo zwei Filmstudenten schwarzen Kaffee tranken und Zigaretten rauchten. Sie sahen nach Zivildienst oder Rollenspiele aus: Ungekämmte Mähnen, verpickelte Gesichter, zu wenig frische Luft, zu viele Pornos, zu viel Kaffee und Zigaretten. Der eine trug ein neonblaues T-Shirt mit Chewbacca-Print (Donald wusste nicht, wer Chewbacca ist, weil er nie einen StarWars-Film gesehen hatte), der andere trug einen second-hand-Anzug und sah darin aus wie ein Obdachloser. Sie unterhielten sich gerade begeistert über Spaghetti-Western, wobei sie sich über ihre eigene Begeisterung lustig machten und fortwährend kicherten. Als Donald nackt in die Küche stolperte, waren sie vollkommen perplex und in ihren Gesichtern machte sich Entzückung breit: War das nicht eine absurde Szene? Wie in einem Film?
Wo ist denn hier das scheiß Klo?
Das Klo? Äh. Auf der anderen Seite. Beim Eingang.
Donald machte kehrt und hinter seinem Rücken brach ein hysterisches Gekicher los. Er durchquerte Alexias Zimmer, dann das Zimmer einer Mitbewohnerin, wobei er kurz innehielt und die Schlafende betrachtete: Sie war sehr klein und zierlich – fast wie ein Teenager. Nur an ihrem eingefallenen Gesicht erkannte man, dass sie weit über zwanzig sein musste. Die Züge einer alten Frau zeichneten sich deutlich darin ab. Sie hatte einen unruhigen Schlaf und sabberte ein wenig. Am liebsten hätte er sich einfach dazugelegt und bei ihr weitergemacht. Das war von je Donalds paradiesische Vorstellung vom Leben nach dem Tod gewesen: Eine endlose Abfolge von Räumen, in denen verschiedene Frauen lagen, denkbar unterschiedlich ausgestattet, jede für sich einzigartig und ein bestimmtes Prinzip verkörpernd: Göttinnen.
Hier im Diesseits lagen die Dinge freilich anders und daher begab sich Donald nach dem Toilettengang zurück in Alexias Bett, allerdings nicht ohne ein weiteres nächtliches Intermezzo zu forcieren, das nun sehr zärtlich und sacht ausfiel. Eng umschlungen schliefen sie daraufhin wieder ein.
Als der Morgen dämmerte, erwachte Donald zum zweiten Mal und er wusste sofort, dass er nunmehr nicht länger schlafen konnte. Im Zimmer war es bereits hell und Alexias Gesicht lag direkt neben dem seinen, so dass er es ausführlich aus der Nähe betrachten konnte. Sie war unglaublich hässlich, wie ein fremdes Wesen aus dem Weltraum oder aus der Tiefsee. Zum Glück schlief sie noch. Ein verliebtes Lächeln von diesen Lippen hätte ihn erschaudert. Die Lust war gänzlich von ihm abgefallen, stattdessen machte sich wieder diese neue Melancholie breit: Die Welt als Schattenkabinett, das Dasein als Tragödie. Er hatte fürchterlichen Durst. Er war leer und kraftlos. Vorsichtig stand er auf, suchte seine Sachen zusammen und kleidete sich an. Dann verließ er die Wohnung.
// Drei Tage lang ignorierte er Alexias Anrufe und die vorwurfsvollen Textnachrichten, die sie ihm schrieb. Welch großes Unglück für einen Libertin, im 21. Jahrhundert wirken zu müssen! Wie einfach war doch all dies noch zu Zeiten Casanovas: Briefe kann
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