Die Erlösung der Frauen (German Edition)
einfach ein totaler Chauvinist, oder?
Ich weiß nicht mal, was das ist.
Ein Macho.
Keine Ahnung. Interessiert mich nicht. Ich dachte halt, wir treffen uns und unterhalten uns ein bisschen.
Unterhalten. Und dann?
Was ist dein scheiß Problem?
Weißt du was? Wenn du so mit mir redest, dann kann ich auch gleich gehen.
Ja, soweit sind wir tatsächlich.
Okay. Wenn du meinst. Dann zahl ich jetzt.
Ihr Stolz war so künstlich konstruiert, dass sie ihm nicht einmal die Rechnung überließ. Gar nichts wollte sie ihm lassen. Mit aller Kraft versuchte sie, Donald in ihre hässliche Welt zu ziehen, ihn mit in ihren furchtbaren lebensverneinenden Abgrund zu reißen mit ihrer als Tugendhaftigkeit getarnten Asexualität, mit ihrer spießigen, kleinbürgerlichen weiblichen Würde. Für eine Frau, die nichts spürt und spüren will, wartet zuhause der Dildo in der Schublade und eines Tages muss sie sich dann alles zurückholen mit Swingertreffs und Niggergangbang, dann gibt es gar nichts mehr, das groß genug ist, um es sich zwischen rein zu schieben.
Der Abend mit Alexia stand also, was den Schauplatz betraf, in einer etwas unguten Tradition. Aber jede Frau ist ein Kapitel für sich und da soll man keine Parallelen ziehen. Alexia musste ohnehin erstmal aufs Klo und da hatte Donald Gelegenheit, sich einen guten Platz auszusuchen. Ein guter Platz, das hieß mit dem Rücken zur Wand und mit ein paar jungen Mädchen im Blickfeld, wo man sich in langweiligen Momenten wieder Appetit holen konnte. Er bestellte sich ein Bier und ließ seine Blicke schweifen. Vor allem eine korpulente Rothaarige weckte sein Interesse. Ihre Haut war vollkommen bleich, weiß wie Porzellan. Sie trug eine Mini Jeans und ihre dicken Oberschenkel spannten diesen engen Fetzen Stoff so üppig und delikat, dass Donald für einen kurzen Moment tief Luft holen musste. Dazu trug sie eine sehr billige Lederjacke und ganz geschmacklose Pocahontas-Stiefel aus Wildleder mit türkisen Steinchen und Kunstfell bestückt. Ihre feuerroten Haare fielen recht salopp in den Kragen ihrer Jacke hinein. Sie lachte unentwegt und schlürfte pausenlos an ihrem Strohhalm herum. Wenn sie ihren Kopf dabei etwas nach vorne beugte, kam ihr weiches Doppelkinn zum Vorschein. Die anderen Mädchen an ihrem Tisch, alles Studentinnen Anfang zwanzig, waren dünner als sie, verblassten aber neben ihr vollkommen. Das waren alles fahle Erscheinungen, deren jugendliche Blüte schon vor Jahren verblichen war. Allein die Rothaarige versprach noch süße Verheißungen, versprach duftende Nächte und ewiges Versinken zwischen weichen Brüsten und warmen, feuchten Schamlippen. Donald war fast erleichtert, als er ihr Manko entdeckte: Ein spitzer und schmaler Puppenmund. Bei jeder Frau (und sei sie so noch so sinnlich) ist irgendwo dieses Zeichen versteckt, das Omen einer früher oder später unweigerlich eintretenden Enttäuschung gegenüber der Männerwelt. Ein schmales Gesicht, ein strafender Blick, eine gewisse Art zu Seufzen oder eben ein kleiner Mund, all dies sind Eigenschaften, die bei jungen Mädchen kaum der Rede wert sind, zuweilen sogar ganz reizend erscheinen, bis sie dann mehr und mehr zutage treten und schließlich die ganze Erscheinung der Frau dominieren. Donald fühlte sich an seine Nachbarin erinnert, die ebenfalls zur Gattung bleicher Rothaariger gehörte, aber eben schon Anfang dreißig war. Sie hatte gerade ihr drittes Kind bekommen und war im Grunde an nichts anderem mehr interessiert, als immer neues Leben in sich wachsen zu spüren. Sobald die Kinder abgestillt waren, verschwand ihr Interesse. Die beiden Älteren waren ihr eher lästig, weil sie nicht mehr an ihren Nippeln hingen. Ihr Mann, ein etwas schmächtiger Osteuropäer, war zum Samenspender degradiert worden. Wenn sie mit ihrem Baby im Arm stolz die Straße entlang stampfte, dann trotteten er und die beiden älteren Kinder mit hängendem Kopf hinterher. Ihre Mundwinkel hingen stets herunter, sie lachte nie. Vor zehn Jahren hätte man dies vielleicht noch fasziniert als keltische Coolness verklärt und sich zum Ziele gesetzt, ihre Leidenschaft heraus zu kitzeln. Aber da war keine Leidenschaft, weder vor zehn Jahren noch heute. Die hängenden Mundwinkel haben gesiegt und sie haben sich tief ins Gesicht hineingefressen. Hundert Schwangerschaften werden daran nichts mehr ändern, mit jedem Mal wird der Thrill weniger, das Babyglück kleiner und die allgemein Verbitterung größer. Ihrem Ehemann konnte man nur wünschen,
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