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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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man ungelesen zerreißen.
    Nun gab es ja moderne Frauenhelden, die das Internet als Spielwiese nutzten und ihre Mätressen über facebook oder irgendwelche Sexportale rekrutierten. Für Donald war dies keine Option. Allein der Gedanke, dass eine Verflossene durch geschicktes Herumklicken im Netz herausfinden konnte, wo er gerade war und mit wem er sich befasste, war ihm unerträglich. Außerdem war er noch zu sehr Romantiker für ein Kennenlernen auf solch pragmatische, technische Weise. Er war noch in der Lage, die Suche nach einer Frau als Abenteuer zu empfinden, als Jagd. Es kam sogar vor, dass er eine Frau, die rein zufällig auf der Straße an ihm vorbeigelaufen war, heimlich bis nach Hause verfolgte und sie dann tagelang beschattete, um alles Mögliche über sie herauszufinden, bevor er sie ansprach. Es kam auch vor, dass er sexuell zurückhaltenden Frauen über Wochen hinweg seitenlange Liebesbriefe schrieb, um sie sich gefügig zu machen. Donald kannte keinen Stolz, er sah sich selbst als Sklave seiner eigenen Lust und fand darin nichts verwerfliches. Moralische Bedenken waren ihm fremd. Er nahm die Frauen, wie sie ihm begegneten: Verheiratet, schwanger, jung und naiv. Wenn sie ein Kondom forderten, dann benutzte er ein Kondom, wenn nicht, dann nicht. Er fürchtete sich vor ungewollten Schwangerschaften nur insofern sie seine Freiheit und seine finanzielle Existenz bedrohten und war fest entschlossen, in einem solchen Falle das Weite zu suchen. Soweit Donald das beurteilen konnte, trafen in festen Beziehungen immer die Frauen die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft und diese Entscheidung fiel immer rein egoistisch aus. Der Mann hatte hierbei nichts zu melden. Für Donald war es nur natürlich, dass die Frauen dann auch bei kurzfristigen Affären die Verantwortung übernahmen. Er hatte da keinerlei Skrupel, denn die Frauen hatten auch keine. (Man hatte sogar schon einmal versucht, ihm ein Kind anzuhängen, das gar nicht von ihm war, und ihn im Zuge dessen gezwungen, an einem wunderbaren Sommertag vor Gericht zu erscheinen.)
    Etwas problematischer war das AIDS-Risiko, da er mit dieser Krankheit wohl gezwungen gewesen wäre, sein Sexualverhalten zu ändern. In einem solchen Falle blieb ihm nur der Selbstmord. Er hatte aber ein beinahe mystisches Vertrauen in seinen Organismus. Eine Ansteckung erschien ihm äußerst unwahrscheinlich, hatte er sich doch niemals etwas zugezogen: Unzähligen Pilzinfektionen und Grippeviren, ja sogar der Hepatitis hatte sein Körper schon getrotzt. Sicher war er deswegen nicht immun gegen HIV, aber diese Krankheit war eben auch nur ein Risiko unter vielen. Sollte er deswegen sein Leben ändern? Donald glaubte fest daran, dass er eine Bestimmung hatte und er war froh darum. (Die meisten Menschen unserer Zeit haben dieses Glück nicht, weil sie selbst oder ihr Umfeld dagegen arbeiten.) Wenn er nun sterben musste, weil er dem Ruf gefolgt war, dann sollte das eben so sein.
    Was Alexia betraf, so war er sich vollkommen sicher, dass sie gesund war und dass er sie nicht geschwängert hatte. (Er glaubte, am Geruch einer Möse zu erkennen, ob der Eisprung bevorstand – diese Fähigkeit war aber bislang noch nicht ausreichend erprobt worden.) Donald ignorierte ihre Anrufe, nicht weil er die Nase voll von ihr hatte, sondern um ihr klar zu machen, woran sie bei ihm war. Alexia war von Anfang an als längerfristige Affäre eingeplant gewesen, als regelmäßig zur Verfügung stehende Quelle der Lust, ihr Zimmer sollte ein wahres Liebesnest werden, sie sollte die Gelegenheit erhalten, all ihre sexuellen Phantasien mit ihm auszuleben – wie einst Jenny. Nach Donalds Erfahrung lag die optimale Dauer eines Verhältnisses zwischen Mann und Frau bei etwa sechs Wochen. Sechs Wochen sind nötig, um eine Liebschaft in vollen Zügen auszukosten. Was darüber hinaus geht, droht sehr schnell zur Routine zu werden. Sobald die Frauen anfangen, einem sinnlose Vorwürfe zu machen – etwa weil man zu selten anruft oder nicht im Haushalt mithilft – weiß man, dass es vorbei ist. Je früher eine Frau sich sicher fühlt, desto eher tritt dieser Zustand ein. Die erste Grundregel für alle Liebschaften lautet daher: Niemals einer Frau das Gefühl von Sicherheit geben. Ein Mann, der sich den weibischen Launen fügt, ist für alle Zeit verloren. Alexia musste lernen, dass sie keine Macht über ihn hatte und sie musste so früh wie möglich erkennen, dass er ihr Glück und Unglück zugleich werden

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