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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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dass er rechtzeitig den Absprung schaffte, um noch einmal in seinem Leben neben einer glücklichen Frau einzuschlafen.
    Als Donald mit all diesen Gedanken fertig war, kam Alexia von der Toilette zurück. Er hatte sein Bier bereits zur Hälfte leer getrunken und fragte sich, was sie wohl die ganze Zeit da unten gemacht hatte. Ihr Make-Up nachgezogen? Einen neuen Tampon reingeschoben? Gekackt? Ganz gleich, was es war, die Tatsache, dass sie da ein kleines Geheimnis hatte, entzückte und erregte ihn enorm. Er war wieder ganz bei der Sache.
    Bist du hier eigentlich öfter?
    Total. Das ist sozusagen meine Stammkneipe.
    Alexia begann in der Karte zu blättern.
    Die Glücksrollen sind total lecker.
    Was bitte?
    Glücksrollen. Das ist das gleiche wie Frühlingsrollen aber halt nicht frittiert. Gibt’s mit Fleisch, Fisch und vegetarisch. Soll ich uns ein paar bestellen?
    Klar.
    Donald hatte keinen Hunger. Aber er brannte darauf, ihr beim Essen zuzusehen. Als die Kellnerin angeschlurft kam, eine gepiercte Öko-Tussie im Schlabberlook – mit Latzhose und einem T-Shirt mit freundlichen bunten Aliens drauf – sprang Alexia auf und es kam zu einer überschwenglichen Umarmung. Die Kellnerin reichte Donald zur Begrüßung ihre Hand. Sie war warm und glitschig wie ein Schwamm. Donald stellte sich vor, wie sie nach so einem langen Abend in der Kneipe unter den Achseln roch und dass ihre Muschi wahrscheinlich ungewaschen und voller Grind war. Er führte ihre schmutzige Hand zu seinen Lippen und deutete einen Kuss an. Sie kicherte. Als sie ein paar Minuten später die Glücksrollen brachte, lächelte sie Donald zu und sagte Voilà , womit sie wohl eine Art kosmopolitischen Flirt andeuten wollte. Er nahm sich vor, sie demnächst einmal nach der Arbeit abzupassen.
    Nun aber wollte er sich ganz Alexia widmen. Wie sie die Teigrolle in ihren riesigen Mund steckte! Ihr Mund war so groß, dass man problemlos eine ganze Grapefruit hätte hinein stecken können. Der darin liegende Schlund war so finster wie ein schwarzes Loch und Donald entwickelte eine gewisse obsessive Phantasie, ihr mit einer Taschenlampe hineinzuleuchten. Auch ihre schwarzen Krauselocken verschwanden vollkommen in der Dunkelheit. Schon bei Tageslicht sahen sie etwas schmuddelig aus, aber nun erinnerten sie regelrecht an das Fell eines durchnässten Moschusochsen. Donald kaute lustlos an einer der labbrigen Glücksrollen herum, während Alexia in großen Tönen von asiatischem Essen schwärmte. Es spielte keine große Rolle, dass sie eigentlich überhaupt keine Ahnung davon hatte. Donald hörte nicht weiter zu. Er studierte jedes einzelne Detail an ihrem Gesicht, ihr hervorquellendes Zahnfleisch, ihre riesige Hakennase, ihre dumpfen Augen, die so unglaublich weit auseinander lagen und so asymmetrisch angeordnet waren, dass man sich an die Bilder Picassos erinnert fühlte.
    Das Bemerkenswerte an Alexia war, dass sie ungeachtet ihrer Hässlichkeit extrem eingebildet, ja sogar eitel war. Nach dem Essen holte sie einen kleinen Handspiegel aus der Tasche und überprüfte routiniert ihre Lippen. Das Ganze ging so schnell und automatisch, dass nicht einmal sie selbst diese Aktion wirklich zu bemerken schien. Doch Donald registrierte genau den Bruchteil einer Sekunde, in dem Alexia jenen Spiegelblick aufsetzte, mit dem sich eitle Menschen zu mustern pflegen. In ihrem Fall bedeutete es, das Kinn auf die Brust zu legen und die Augenbrauen leicht nach oben zu ziehen: Es war jene Pose, die sie immer einnahm, wenn sie sich im Spiegel betrachtete, nur dass sie dann zusätzlich noch die Schulter zum Kinn nach oben zog und sich leicht ins Profil stellte. Sie suggerierte Verführung aber auch Schüchternheit, irgendwas zwischen femme fatale und Schulmädchen. Als der Spiegel wieder in der orientalischen Tasche verschwunden war und sie Donalds aufmerksamen Blick bemerkte, lächelte sie ihm schüchtern zu.
    Dann schweifte sie wieder ab, verlor sich in Küchenpsychologie und kokettierte mit der Behauptung, sie habe Bindungsängste. Jeder zweite Satz begann mit Ich finde ja, dass... oder Also bei mir ist das ja so und so.
    Donald brauchte eigentlich nichts weiter zu tun, als aufmerksam zu nicken und hier und da eine scheinbare Kritik an ihren Aussagen anzubringen, die aber nur an der Oberfläche kratzen sollte und eher den Schein wahrte, dass man hier tatsächlich ein Gespräch führte. Da er selbst ja nicht das geringste Bedürfnis hatte, sich irgendwie in Szene zu setzen oder gar sein Leben

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