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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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angebracht, selbst schwermütig zu sein. Solche alles überschattenden existentiellen Probleme waren ihm zum Glück fremd. Donalds freundschaftliche Gefühle für Johann waren nicht stark genug, als dass er sich um ihn sorgte, doch etwas nachdenklich war er schon, als er am nächsten Tag über seinem Kaffee saß und die ganze Geschichte Revue passieren ließ. Johann hatte den restlichen Abend über kaum mehr etwas gesagt, er war vollkommen in sich gekehrt und es schien, als ob er tief in seinem Inneren einen fürchterlichen Kampf auszutragen hatte, der nur durch irgendeinen dramatischen Entschluss entschieden werden konnte. Als das Taxi vor Donalds Haustür anhielt sagte er:
    Danke.
    Wofür denn das?
    Dass du dir die Zeit genommen hast. Das klingt vielleicht ein bisschen theatralisch, aber du bist der einzige Mensch, den ich kenne, dessen Leben einen Sinn hat. Also vergiss das, was ich vorhin gesagt habe. Die Leidenschaft ist das wertvollste, was ein Mensch besitzen kann. Ich hoffe, dass sie dir nicht verloren geht.
    Das hoffe ich auch.
    Mach's gut. Kann sein, dass wir uns jetzt eine Weile nicht sehen.
    Daraufhin hatten sie sich die Hände geschüttelt und Donald war ohne Umschweife ins Bett gegangen, wo er in einen tiefen und ruhigen Schlaf gefallen war, ohne über diesen pathetischen Abschied noch einmal nachgedacht zu haben.
    Nun am nächsten Morgen erschien ihm das Ganze etwas geschwollen und sperrig, fast wie eine Oper von Puccini. Er stand im Bademantel vor dem Fenster seiner winzigen Küche, die Sicht getrübt vom klebrigen Schmutz auf dem Glas und beobachtete eine junge Studentin auf dem Fahrrad. Handtasche und Ordner lagen adrett im Körbchen. Mit ihrem Pagenschnitt, den lilafarbenen Leggins und einem pinkelgelben Kleid aus Frottée-Stretch sah sie aus wie eine Berliner Kunststudentin.
    Donald trank seinen Kaffee aus, schaltete sein Handy ein und schrieb eine kurze SMS an Alexia: heute abend 20 uhr vor der oper
    Daraufhin eingehende Anrufe ignorierte er.
    Er verbrachte den Tag in mönchischer Einsamkeit und widmete sich den einfachen Dingen des Lebens, schaffte Ordnung in seiner kleinen Wohnung, putzte, ging einkaufen, kochte, aß leicht verdauliche und proteinreiche Kost und widmete sich einer für seine Gewohnheiten recht intensiven Körperhygiene. Zwischendurch las er Passagen aus dem einzigen Buch, das er besaß (und niemals ganz gelesen hatte): Casanovas Memoiren. Eine übereifrige Literaturstudentin hatte es ihm vor Jahren geschenkt und außer, dass sie einen sehr kleinen Mund und dafür sehr große Titten hatte, konnte sich Donald kaum noch an sie erinnern.
    "Man sollte sich vor Menschen hüten, die nur ein Buch gelesen haben", schreibt Casanova, der ja ein gebildeter Mann gewesen sein soll, ein Chevalier, Freimaurer und eben auch Schriftsteller. Aber das 18. Jahrhundert war lange schon vorüber und die Schriftsteller und Intellektuellen des 21. Jahrhunderts endeten wohl wie Johann, dachte Donald, während die Frauenhelden von heute ungebildet und künstlerisch unberufen sind. Er kannte keine anderen Frauenhelden, musste also von sich ausgehen. Die Lektüre von Casanova war genau recht, ihn auf den anstehenden Abend vorzubereiten. Er hielt es zwar durchaus für möglich, dass Alexia nicht erschien und er den Versuch über mehrere Tage wiederholen musste, in ihrem Fall schien es ihm aber doch eher unwahrscheinlich. Er sollte Recht behalten.
    Sie erschien – wenn auch unpünktlich – in einem übermäßig freizügigen grauen Plissée-Kleid, das in seiner halbnackten Aufdringlichkeit schon an die Nutten von gestern erinnerte. Die Schultern waren frei, die Oberschenkel ebenfalls bis knapp unterhalb des Intimbereichs und das Dekolleté war so tief ausgeschnitten, dass die Brüste bei jeder kleinsten Bewegung herauszufallen drohten. Dazu trug sie lange silberne Stabohrringe und weiße Ballerinas (wenigstens die Schuhe deuteten noch darauf hin, dass sie einfach nur eine verklemmte Studentin war, nicht zu vergessen die orientalische Handtasche, die sie auch wieder mitgebracht hatte). Ihre Augen waren stark geschminkt und die schwarzen Krauselocken frisch gestylt (vermutlich kam sie direkt vom Friseur). Alles in allem hatte dieser Aufzug den gleichen Effekt wie bei ihrem ersten Date: Donald war von der ersten Sekunde an erregt.
    Er begrüßte sie mit Küsschen auf die Wangen, was sie vom ersten Moment an verunsicherte (waren sie sich nicht schon viel näher gewesen?) und dann führte er sie die

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