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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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Erfahrung, dass noch der größte Casanova irgendwann ins Netz geht. Warum also bist du so, wie du bist? Worin liegt die Notwendigkeit?
    Ist das wichtig?
    Nein. Aber dann darfst du dir auch keine Sorgen machen, wenn sich dein Leben plötzlich zu ändern scheint. Ich kann das sowieso verstehen. Du weißt ja, dass ich deine imense, ja fast religiöse Faszination für die Frauen nie nachvollziehen konnte. Sie sind doch alle gleich. Das einzig originelle ist das Bild, das du dir von ihnen machst. Zum Beispiel das bleiche Mädchen von grade eben. Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass man mit der ein Gespräch führen kann. Ich könnte mir nichts Langweiligeres vorstellen, als mit der an einem Tisch zu sitzen. Aber in deiner Phantasie wird sie zu einer Eisprinzessin, zu einer Porzellanfigur. Das ist genau das, was ich meine: Das einzige Abenteuer findet im Kopf statt.
    Donald schwieg. Er fühlte sich von diesen Gedanken nicht betroffen. Überdies schien ihm Johanns Erklärungsansatz viel zu kompliziert und theoretisch. Wenn er aber ein ebensolcher Sophist gewesen wäre, hätte er leichtes Spiel gehabt, ihm zu widersprechen: Denn was Donald an den Frauen faszinierte, waren die Momente, in denen die Illusion brüchig wurde oder gar vollends einstürzte. Seine Liebe zu den Frauen war diabolisch, sie war der sadistische Hang, diese wunderbaren Wesen scheitern und fallen zu sehen. Und in dieser einfachen Tatsache lag auch der Grund für seine ungewohnten depressiven Phasen. Donalds Problem war nicht die Sinn- und Richtungslosigkeit des Daseins, unter der Johann litt. Sein Problem war ein rein moralisches: Ein aus schwülstigen Tiefen heraufwaberndes schlechtes Gewissen – die Angst davor, ein böser Mensch zu sein und eines Tages dafür bestraft zu werden.

    // Als sie den Aufenthalt im Burger King deutlich bis an die Grenze des Erträglichen ausgereizt hatten, standen sie vor der unangenehmen und angesichts Johanns zahlreicher Abneigungen nahezu ausweglosen Frage, ob (und wenn, dann wie) man den Abend weiter gestalten sollte. Johann ergriff nun aber selbst die Initiative und schlug vor, ein Bordell aufzusuchen. Da sei die Illusion wenigstens als solche klar erkennbar und man müsse den Akt nicht erst durch stundenlanges Dummschwätzen vorbereiten – ein Vorgang, der (wie Johann ergänzte) den Akt selbst zunichte und damit überflüssig macht. Darüber hinaus teilte er Donald völlig ungezwungen mit, seit etwa einem halben Jahr nicht mehr physisch mit einer Frau verkehrt zu haben. Er habe es auch gar nicht mehr versucht, sondern vielmehr mit Pornos aus dem Internet vorlieb genommen.
    Ich schäme mich nicht dafür, dass ich da meinen Trieb befriedige. Das ist die effizienteste Lösung. Alles was damit verbunden ist, eine Frau ins Bett zu kriegen, ist noch viel degradierender. Das einzige, was mich an der Sache stört, ist der Gedanke, Sex mit einer Maschine zu haben. Für jemanden, der nicht einmal ein Handy besitzt, ist das ein ziemlich derber Vorgang, der einer Vergewaltigung gleich kommt.
    Donald hatte kein Interesse an einem Puffbesuch. Die passive Haltung des Freiers, der mit einem Geldschein wedelt und sich ansprechen lässt, war ihm zuwider. Dennoch willigte er Johann zuliebe ein, der einen solchen Sündenpfuhl nicht alleine betreten wollte und ohnehin schon angeboten hatte, alle Kosten zu übernehmen.
    Sie stiegen in ein Taxi und fuhren ins teuerste Bordell der Stadt. Von außen wirkte es nicht sonderlich reizvoll, ein Flachbau, in einem der äußeren Stadtteile direkt an einer großen Straße gelegen, doch schon am Eingang zeigten sich klare Referenzen an alles Schöne und Erhabene: Ionische Säulen , wie Johann fröhlich bemerkte. Seine Miene war insgesamt deutlich heller geworden, die Düsternis darin war fast gänzlich entwichen. Eine sichtliche Vorfreude war auch in seinen Bewegungen und an seiner Körperhaltung zu erkennen.
    Die Innenausstattung erinnerte eher an ein Designhotel: Gestreifte Tapeten, Gemälde von Frauenkörpern, goldene Fauteuils, Leopardenteppiche und überall warme Lichtkegel aus versteckten Lampen. Sie wurden von einer robusten Mittvierzigerin vom Typ taffe Geschäftsfrau freundlich begrüßt und an die Bar geleitet, wo fünf Prostituierte herumsaßen: Eine Blondine, eine brünette Russin, eine Afrikanerin, eine Dicke und eine sehr Kindliche. Donald fand diese Portfolioartige Mischung eher geschmacklos, sie verdeutlichte nur noch mehr, dass diese Frauen nicht echt waren. Sie waren

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