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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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ging nicht weiter darauf ein. Er war zu gut gelaunt, denn das Intermezzo hatte ihn auf seltsame Weise beschwingt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal von einer Frau angesprochen worden war.

    // Die Tage in Florenz erschienen Donald unendlich lang. Es war ein glibbriger, zähflüssiger Zustand, eher ein Stillstand. Alexia machte an jedem fancy Klamottenladen halt, an jedem typisch italienischen Café, an jeder noch so tief in der Fassade versteckten Statue, ohne eine erkennbare Fokussierung: Alles war gleich wichtig, gleich schön und dabei eben vollkommen banal, ungreifbar, ohne inneren Zusammenhang, ohne Referenz. Donalds Leben lief nunmehr in Zeitlupe ab, er trottete hinter Alexia her und filterte aus all ihrem Gerede nur noch das heraus, was logistisch eine Rolle spielte: Der Weg zum Hotel, die Öffnungszeiten der Restaurants, Eintrittspreise. Ständig hakte sie sich bei ihm ein und zerrte ihn von einer Straßenseite auf die andere, bremste scharf, um in ein Schaufenster zu blicken und riss ihn dann wieder los, wenn sie genug gesehen hatte. Donald wehrte sich nicht. Er war willenlos, hatte keinerlei eigene Motivation mehr und wartete nur noch darauf, dass es vorbei war. So geil er es zuhause fand, Alexia einen Abend lang dabei zuzusehen, wie sie quatschend ihr riesiges Maul auf und zu machte wie ein Nilpferd. So gern er sie bumste, weil sie dabei aussah wie eine Nutte von der Straße mit ihrem White-Trash-Muschel-Tattoo und ihren schillernden Krauselocken. Sie war trotzdem unerträglich und ein ganzer Tag mit ihr war ein vergeudeter Tag. Je mehr er aber zu eben diesem Schluss kommen musste und sich emotional distanzierte, umso mehr schien sie sich ihm anzunähern und tatsächlich echte Gefühle zu entwickeln. Es war tragisch. Grausamer Höhepunkt war der Moment, da sie darauf insistierte, in einem nahe dem Hotel gelegenen Shop für Brautmode ein Hochzeitskleid anzuprobieren. Natürlich nur mal so . Donald schämte sich in Grund und Boden. In dem glatten Satin-Kleid mit Schleier sah Alexia aus wie eine Weißwurst. Die Verkäuferin, eine elegante Florentinerin mit großer Hakennase, ließ sich freilich nichts anmerken. Sie hatte vermutlich auch schon Schlimmeres gesehen. Alexia drehte sich vor dem Spiegel hin und her mit einem völlig gelösten Gesichtsausdruck; sie schien in diesem Moment wahrhaft glücklich zu sein.
    Als sie nach dem Abendessen seine Hand nahm, fürchtete er schon, sie wolle ihm einen Antrag machen. Er hätte sie dann zwar vollends für verrückt erklärt, sich aber auch nicht mehr wirklich gewundert.
    Ist echt schön mit dir.
    Es war das erste ehrliche Kompliment, das sie ihm je gemacht hatte. Donald sah an ihrem Lächeln, dass sie es vollkommen ernst meinte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er den Absprung verpasst hatte. Sie liebte ihn. Er hatte es zugelassen, weil er sich verhalten hatte wie ein Hampelmann. Seine Abneigung gegenüber zwecklosen Pärchenstreits und Diskussionen war ihm zum Verhängnis geworden. Donald ärgerte sich. Anstatt sich zu wehren hatte er alles über sich ergehen lassen wie ein 16-jähriger. Und jetzt liebte sie ihn! Ihn!
    Alles okay?
    Ja.
    Donald rang sich ein Lächeln ab. Es zu thematisieren wäre zwecklos gewesen. Sie hätte es doch nicht verstanden. Auch hatte er kein Interesse daran, sie zu verletzen. Aber der Gedanke an die Rückreise morgen, da er wieder acht Stunden neben ihr sitzen musste, löste regelrechte Beklemmungen bei ihm aus. Ja, es schien ihm nun sogar völlig undenkbar, noch eine einzige Nacht mit Alexia zu verbringen. Genauso hätte man ihm einen Becher mit Gift reichen können.
    Hat dir der Urlaub gefallen?
    Eigentlich nicht.
    Was?
    Ich wollte ja auch gar nicht wegfahren. Ich bin nur dir zuliebe mit gekommen.
    Krass. Du spinnst ja.
    Was ist daran verkehrt?
    Ich dachte halt schon, dass es dir auch gefällt.
    Das stimmt nicht. Es war dir einfach nur egal. Das darf man nicht verwechseln. Es macht aber auch nichts. Ich finde das nicht schlimm. Ich will gar nicht, dass du mich verstehst. Ich will nur, dass du dich daran erinnerst, was ich dir ganz am Anfang gesagt habe: Ich liebe dich nicht. Und das wird sich niemals ändern, egal was du tust und egal, wo wir sind, weil ich dich nicht lieben will. Ich will gar niemanden lieben.
    Mit jedem dieser Sätze löste sich mehr und mehr der Knoten in Donalds Brust und er hätte am Liebsten noch ewig so weitergemacht, aber Alexia waren bereits die Tränen in die Augen gestiegen.
    Du bist

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