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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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so ein Arschloch.
    Sie blickte ihn noch einen Moment lang an, voller Verachtung und tiefer Trauer, wohl um ihm eine Chance zu geben, das alles sofort zurückzunehmen, oder aber um noch einmal kurz Revue passieren zu lassen, was er gesagt hatte. Dann stand sie ruckartig auf und verließ das Lokal. Donald blieb sitzen. Ihre vollkommen übertriebene Reaktion war sein Beweis, dass er richtig gehandelt hatte: Sie war nicht länger bereit, Kompromisse einzugehen. Er musste sie loswerden, so schnell wie möglich. Sie war schlachtreif.
    Er saß noch etwa eine halbe Stunde dort und trank den Wein aus. Alles war wie verändert. Sein Blick wurde schärfer, sein Geist wieder klar, die Beklemmung wich. Ihm war es, als ob ein Dämon aus ihm entwichen war oder ein ihn umhüllender Schatten sich endlich gelöst hatte – ein gelungener Exorzismus!
    Daher sah Donald auch keinen Anlass, die Entwicklung, die er angestoßen hatte, irgendwie aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen. Für weitere Gespräche mit Alexia gab es keinerlei Diskussionsgrundlage. Ihre Interessen waren nunmehr nicht länger vereinbar.
    Er ging zurück zum Hotel, um sein Gepäck zu holen. Alexia lag auf dem Bett, noch immer in ihr schwarz-weiß längsgestreiftes 80er-Mini-Kleid gezwängt, das Make-Up verwischt, die Haare zersaust, die Augen stark gerötet. Sie sah wieder ganz schief aus, wie ein Bild von Picasso. In der Hand hielt sie ihr Handy wie eine Waffe und schrieb verzweifelte Textnachrichten an irgendwelche Freundinnen zuhause. Dass sie ihn ignorierte, bedeutete nicht, dass sie keine Hoffnungen mehr hegte, er möge sich entschuldigen. Sie erwartete durchaus, dass er versuchen würde, den Streit zu schlichten. Als sie aber merkte, dass er dazu keinerlei Anstalten machte, sondern nur schnell seine Sachen in die Reisetasche warf und ohne ein Wort zu sagen auch schon wieder auf dem Weg nach draußen war, mitsamt seinem Gepäck, da nahm sie ihr Handy und warf es mit voller Wucht in seine Richtung. Es knallte gegen die Tür und zersplitterte. Donald blieb stehen, verharrte für einen Moment und blickte auf das kaputte Telefon. Obwohl er wusste, dass er nichts Falsches tat, hatte er ein schlechtes Gewissen.
    Es tut mir leid, Alexia.
    Fick dich.
    Donald sah sie an, er sah ihren Hass, ihre bebenden Lippen, ihren aufgelösten, irren Blick. Er drehte sich um und verließ das Zimmer.

    // Donald hatte natürlich keine Ahnung, wohin er gehen sollte, zumal er in solchen Momenten normalerweise einfach nach Hause ging. Die Vorstellung, dass Alexia ihn suchte oder sie sich zufällig begegnen könnten, erfüllte ihn mit Grauen. Als erstes lief er zum Bahnhof, aber es gab an diesem Abend keinen Zug mehr nach München. Also checkte er in einem anderen Hotel ein und verbrachte eine ruhige Nacht. Er schlief so fest und tief, dass er erst gegen Mittag erwachte. Beim Frühstück hatte er ein regelrechtes Hochgefühl. Ihm war, als habe sein Leben gerade neu begonnen. Er war frei.
    Alexia saß längst im Zug zurück nach München und es sei nebenbei bemerkt, dass auch sie sich befreit fühlte. Denn unbewusst hatte sie seit Beginn ihrer Beziehung mit Donald eine schreckliche Angst begleitet vor genau jenem Moment, da es zu Ende war. Die düstere Ahnung, dass er Recht behalten und sich tatsächlich niemals in sie verlieben würde, war wie ein Damoklesschwert über ihr gehangen. Morgens noch war sie verletzt und voller Hass, zwischen Bologna und Verona kamen ihr Selbstzweifel (vielleicht hatte sie doch überreagiert?), als die Alpen in Sicht kamen, wurde sie schwermütig und hatte Sehnsucht nach ihm, aber noch bevor der Zug über den Brennerpass gefahren war, gestand sie sich ein, dass sie sich einfach in den Falschen verliebt hatte. Gewiss, sie hatte noch nie in ihrem Leben eine so starke Liebe empfunden wie in diesen Tagen in Florenz. Aber eigentlich war sie nun froh, dass das vorbei war. Es hatte ihr auch Angst gemacht.
    Zurück am Bahnhof entdeckte Donald, während er die Anzeigentafel studierte, am Kiosk darunter die Amerikanerin aus dem Museum wieder. Er wunderte sich nicht darüber, denn Florenz war klein und er hatte viele Touristen mehr als nur einmal auf der Straße gesehen. Aber bei Begegnungen mit Frauen glaubte er an Schicksal. Von einer Sekunde auf die andere wusste er, dass er nicht nach Hause fahren würde. Er würde ihr folgen, wohin auch immer sie ging.

    // Auf der von Benito Mussolini erbauten Paradestraße zwischen Kolosseum und Kapitol spielen Sonntags, wenn

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