Die Ernaehrungsfalle
zurückweisen.
Eindrucksvoll, aber noch eher harmlos war ein Vorfall nach Soft-Drink-Genuss in Großbritannien: Dort verfärbten sich Kinder plötzlich gelb. Sie hatten mehr als einen Liter von der Limonade »Sunny Delight« getrunken. Dieser Soft Drink enthält große Mengen an → Beta -Carotin , das nicht nur als Vitamin wirkt, sondern in der Lebensmittelindustrie gerne als preiswerter → Farbstoff eingesetzt wird. Er kann offenbar auch Kinder einfärben.
Soja
Soja gilt als gesund, seine Verbreitung in Asien wird als Grund angesehen für seltener auftretende Fälle von Frauenleiden, wie etwa Brustkrebs. Andererseits sind es vor allem diese → hormonellen Effekte, die bei westlichen Experten Besorgnis auslösen. Denn wenn Soja zu früh verabreicht wird, etwa in Babynahrung, kann das Krebsrisiko sogar steigen. Auch die Zunahme von → Allergien wird auf die Verbreitung von Soja zurückgeführt. Soja, oft genmanipuliert, ist überdies häufig Basis für Lebensmittel-→ Zusatzstoffe und so, fürchten Kritiker, Einfallstor für die → Gentechnik in vielen Bereichen der Nahrungsproduktion.
Bisher standen die Vorzüge im Fokus: Soja kann etwa Frauen vor Brustkrebs schützen. Nach einer Untersuchung des Nationalen Krebsinstitutes der Vereinigten Staaten aus dem Jahr 2006 haben Frauen, die während ihrer Kindheit viel Soja-Lebensmittel wie Tofu, Miso und Natto gegessen hatten, um 58 Prozent weniger Brustkrebs als jene, die kaum Soja verzehrt hatten. Wichtig ist allerdings der Zeitpunkt:
Diese Frauen hatten die Soja-Nahrungsmittel im Alter zwischen fünf und elf Jahren gegessen. Anders ist es, wenn Soja im ersten Lebensjahr kommt, nämlich in der Milch aus dem Fläschchen, wie bei immerhin 25 Prozent der Babys in den USA (→ Säuglingsnahrung ): Beim Soja-Milchpulver sind Stoffe im Spiel, die wie weibliche → Geschlechtshor mone wirken - mit der Folge, dass schon zweijährigen Mädchen Brüste wachsen. In einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahre 1997 mit 17 000 Mädchen hatte ein Prozent aller Dreijährigen erste Anzeichen von Brüsten und Schamhaaren.
Der Münchner Kinderheilkundler Berthold Koletzko findet, dass auch in Deutschland zu häufig Soja-Pulvermilch gefüttert wird. Außerdem sei die → Werbung oft irreführend. So hätte etwa die Firma Humana mit »gesundheitlichen Vorteilen wie Stärkung des Immunsystems und bessere Verdauung« geworben, die »völlig irreführend« seien. 2007 riet das deutsche → Bundesinstitut für Risikobewertung ( BfR) , Soja-Fläschchennahrung sollte nur in begründeten Ausnahmefällen und »unter ärztlicher Aufsicht« gegeben werden. Schon im Jahr 2003 hatte sogar die britische Lebensmittelsicherheitsbehörde Food Standards Agency (FSA) vor Soja-Säuglingsnahrung gewarnt, wegen der darin enthaltenen hormonartigen Pflanzenstoffe, den sogenannten Phytoöstrogenen. Mögliche Folgen seien: erhöhte Menstruationsbeschwerden nach der Pubertät und sogar Abnormitäten bei männlichen Genitalien; die Soja-Säuglingsnahrung steht auch im Verdacht, die männliche Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Bei Mäusen können die hormonaktiven Stoffe aus der Soja-Babynahrung auch das Immunsystem stören. Dies ergab eine Studie am Fachbereich für Veterinär-Biowissenschaften der Universität von Illinois, die 2006 veröffentlicht wurde. Weil angesichts der veränderten Ernährungs- und Fütterungsmethoden »Menschen und Tiere einer erhöhten Menge« von hormonaktiven Substanzen aus Soja ausgesetzt seien, verlangten die US-Wissenschaftler dringend weitere Nachforschungen.
Die Pflanzenöstrogene aus Soja können auch auf das Gehirn und das Verhalten wirken - angesichts wachsenden Sojakonsums ein
»Thema von steigender öffentlicher Bedeutung«, so die 2005 veröffentlichte Untersuchung eines Gesundheitsforschungszentrums im US-Bundesstaat North Carolina. Mehrere Untersuchungen gaben allerdings auch Entwarnung. Eine italienische Studie aus dem Jahre 2003 kam zu dem Schluss, dass die frühe Soja-Dosis nicht schade. Auch die Hersteller sind der Auffassung, es gebe keine Risiken. Eine US-Regierungskonferenz vom März 2006 stützte ihre Position: Die Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass die befürchteten Gefahren nicht zweifelsfrei nachgewiesen seien.
Unbestritten sind die allergenen Wirkungen des in 30 000 Lebensmitteln enthaltenen Soja. Eine Patientin starb nach Verzehr von → Pizza mit sojahaltiger Wurst. Durch den »zunehmenden Einsatz von Soja in der Lebensmittelindustrie«, so
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