Die Ernaehrungsfalle
Salami auch noch mit Niacin ( → Vitamin B 3) getränkt, weil es so frische Farbtöne verleiht. Margarine wird stets mit → Vitamin E angereichert, damit ihre Fettsäuren nicht ranzig werden. Oft ist sie noch mit → A - und → D-Vitaminen geimpft, damit sie gegenüber der nährstoffreichen Butter nicht wie ein blasser Brotbefeuchter aussieht. Im → Brot finden sich oft ebenfalls zugesetzte Vitamine. Denn die industriellen Backmischungen werden meistens mit Vitamin C angereichert, um sie haltbar und »maschinentauglicher« zu machen. Auch eigentlich unverdächtige Fleischspieße und Koteletts können ein Vitaminbad hinter sich haben. Selbst Schokolade, Weingummi, → Kartoffel chips und andere Snacks sollen dank Vitamin-Zusätzen ein gesundes Image bekommen. Die Limonade ist oft knallig gelb, weil sie eine saftige Portion → Beta-Carotin enthält. Und erfrischend sauer, weil sie mit Ascorbinsäure - sprich: → Vitamin C - versetzt wurde.
Gang und gäbe ist es zudem, Babybreie mit Vitaminen anzureichern. Am liebsten mixen die Hersteller Vitamin C und Jod in den Brei. Größere Kinder nehmen mit Extra-Vitaminen und einem Plus an Mineralstoffen aufgepeppte Joghurts und Quarks, Säfte und → Soft Drinks, Kekse und → Süßigkeiten zu sich. Dabei mischt die Industrie gerade Nährstoffe dazu, an denen gar kein Mangel besteht, etwa Vitamin C in Joghurt. Innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich bei Kindern zwischen zwei und dreizehn Jahren der Konsum derart angereicherter Lebensmittel von sechs auf neun Prozent der gesamten Energieaufnahme, wie das Forschungsinstitut für Kinderernährung herausgefunden
hat. Neuerdings geht der Anteil der Kunstvitamine am täglichen Speiseplan der Kids leicht zurück. Doch von frischem Obst und Gemüse, dem wirklich Gesunden, essen sie immer noch zu wenig. Nur gut 25 Prozent der Kinder unter acht Jahren nehmen Gemüse oder Rohkost mit zur Schule, nicht mal zehn Prozent genehmigen sich in der Pause ein Müsli. Viele bekommen zu wenig von den vielen gesunden Stoffen, die im Obst und Gemüse enthalten sind.
Warnhinweise
Da bei immer mehr Nahrungsmitteln und → Süßigkeiten mögliche Gesundheitsrisiken festgestellt werden, die Behörden sich aber vor Verboten scheuen, mehren sich Forderungen, besonders riskante oder umstrittene Produkte mit Warnhinweisen zu versehen. Die Verantwortung für mögliche Gesundheitsstörungen wird damit dem Verbraucher selbst überantwortet - was indessen vor allem für Babys und Kleinkinder problematisch ist und auch bei Erwachsenen ständige Fortbildung in Sachen Nahrung und Gesundheit verlangt.
Bei einigen → Farbstoffen muss die Industrie seit 2010 Warnhinweise anbringen: »Verzehr kann sich nachteilig auf die Aktivität und Konzentration von Kindern auswirken.« Es geht um die Chemikalien mit den → Zusatzstoff- Nummern E 102, E 104, E 110, E 122, E 124 und E 129. Sie sind als → »Southampton Six« bekannt und unter anderem in Bonbons und Keksen, Chips sowie Limonaden enthalten. Hinter den E-Nummern verbergen sich künstliche Farbstoffe, die sogenannten → Azofarbstoffe: → Tartrazin, → Chinolingelb, → Gelborange S, → Azorubin, → Cochenillerot A und → Allura rot AC. Auch Produkte mit dem → Süßstoff → Aspartam müssen den Hinweis enthalten: »Kann eine Phenylalaninquelle enthalten«. Das ist weithin unverständlich und vor allem für Menschen wichtig, die an einer seltenen Krankheit namens → Phenylketonurie (PKU) leiden. Kindertees enthalten häufig einen Warnhinweis: »Wichtig: Dieses Getränk enthält → Kohlenhydrate , die durch häufiges oder dauerndes Nuckeln aus der Flasche schwere Zahnschäden (Karies) verursachen können.« Auch Produkte,
die den Fettersatz Olestra enthalten, müssen auf Geheiß der Lebensmittelbehörde FDA in den USA einen Warnhinweis tragen: »Dieses Produkt enthält Olestra. Olestra kann Unterleibskrämpfe und Durchfall verursachen. Olestra behindert die Aufnahme von Vitaminen und anderen Nährstoffen. Die Vitamine A, D, E und K wurden hinzugefügt.« Produkte mit dem Süßstoff → Saccharin (E954) mussten zeitweilig in den USA einen Warnhinweis tragen: »Der Verzehr dieses Produktes kann Ihre Gesundheit gefährden. Das Produkt enthält Saccharin, das sich bei Labortieren als krebserregend herausgestellt hat.« Bis Ende der Neunzigerjahre war der Hinweis in den USA auf vielen Getränkedosen, Kaugummipackungen und Süßwaren zu finden. Danach wurde die Vorschrift nach massiven Protesten der
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