Die Ernaehrungsfalle
im Meer nutzlos entwichen, bei der Erzeugung etwa von Fischen einzusetzen. Es wurde daher ein Schiff als Produktionsstätte entwickelt, das ganz in der Nähe von Ölfeldern herumschwimmt. Das Schiff enthält einen Reaktor, in dem die Erdgas-Fleischproduktion stattfindet, und Tanks, in denen Fische geboren, mit dem Erdgas-Gulasch gefüttert und auch gleich gefangen, getötet und verarbeitet werden. An der Technologie waren Konzerne wie der Chemie-Multi ICI, die holländisch-britische Ölfirma Shell und auch der norwegische Ölkonzern Statoil beteiligt. Ein niederländisches Wissenschaftskonsortium, das sich mit Erneuerungsstrategien für ländliche Gebiete und die Landwirtschaft beschäftigt (»Innovation Network Rural Areas and Agricultural Systems«), hat auch gleich eine »Machbarkeitsstudie« zum Fisch-Schiff gemacht. Ergebnis: teuer,
aber machbar. Zudem wurde im norwegischen Tjeldbergodden eine Pilotanlage an Land gebaut, betrieben von einer eigens gegründeten Firma namens Norferm. Eine Tochterfirma in Dänemark, Dansk Bioprotein AS, widmete sich gleichfalls dem Projekt. Norferm-Chef Kurt Strand schwärmte schon von den neuen Möglichkeiten, → Hamburger und Würstchen aus Gasfleisch herzustellen, und berichtete von ersten Tests mit »gutem Resultat«. Leider musste die Firma Anfang 2006 schließen. Denn, so sagte der Norferm-Manager Jan Ellevset auf Anfrage: »Es fehlt an der Zulassung.« Die EU-Nahrungsbehörde EFSA hatte gesundheitliche Bedenken. Doch in Dänemark arbeiten sie weiter an der Entwicklung des Erdgasschnitzels. Und die norwegische Anlage, teilte Manager Ellevset mit, sei »noch intakt«.
Erdnüsse, Erdnussallergie
Erdnüsse sind nicht nur ein beliebter Partysnack, sie zählen auch zu den wichtigsten → Allergieauslösern . In der Welt der echten Nahrung ist es kein Problem für die Betroffenen, den Erdnüssen auszuweichen. In der Welt der industriellen Nahrung allerdings können sich die Erdnüsse an vielen Stellen verstecken, etwa in Lebensmittelzusätzen auf Erdnussbasis, bei denen die Allergene versteckt ins Essen kommen, ohne ausreichende Kennzeichnung auf dem Etikett.
Versteckte Erdnusszutaten waren beispielsweise etwa in einem Dessert enthalten, an dem die 17-jährige Sarah Reading 1993 in England gestorben ist. Sie hatte in einem Schnellrestaurant ein Fertigdessert gegessen, das winzige Spuren von Erdnüssen enthielt, die, wie in Restaurants üblich, nicht deklariert und daher für die Allergikerin nicht zu erkennen gewesen waren. Sie starb an einem → anaphylaktischen Schock. Ihr Vater gründete daraufhin die Selbsthilfegruppe → Anaphylaxis Campaign.
Sogar in einem »hypoallergenen« → Säuglingsmilchpulver waren Erdnussproteine enthalten. Einige Hersteller sind dazu übergegangen, auf der Packung freiwillig auf die potenziellen Schock-Auslöser hinzuweisen:
»Kann Spuren von Erdnüssen, Mandeln und Weizeneiweiß enthalten«.
Ernährungspäpste
Ernährungspäpste sind jene angesehenen Professoren, die in Medien häufig zitiert werden, Ratgeber sind für Öffentlichkeit und Regierung. Oft sind sie allerdings auch Partner interessierter Industriekreise, was Zweifel an ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit und Integrität hervorruft.
In Zeiten wachsenden → Übergewichts und zunehmender ernährungsbedingter Erkrankungen steigt die Verunsicherung darüber, was man essen sollte. In dieser Situation wächst die Bedeutung der Ernährungspäpste. Sie erreichen über Interviews, Fernsehauftritte und Zeitungsartikel ein Millionenpublikum. Zudem machen sie ihren Einfluss als Regierungsberater geltend, häufig sind sie auch in internationalen Organisationen tätig und für die Risikobewertung zuständig. Der Einfluss dieser Professoren ist auch der Nahrungsindustrie nicht verborgen geblieben. Sie nutzt ihn in Forscherkreisen, Beratungszirkeln und bei Auftragsgutachten.
Einer der einflussreichsten Ernährungspäpste war der 2009 verstorbene Göttinger Professor Volker → Pudel . Der Psychologe war zeitweilig Präsident der → Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) , Partner von Allgemeinen Ortskrankenkassen und Fernsehanstalten, aber auch Geschäftspartner von Firmen, etwa der Abspeckfirma → Optifast , einer → Nestlé -Tochterfirma, die an vielen deutschen Universitäten vertreten ist. Für die Firmen sind solche Professoren wichtig, weil sie die öffentliche Meinung beeinflussen können. So organisierte etwa der Hohenheimer Professor Hans Konrad → Biesalski auf
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