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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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nächsten Tankstelle zu fahren und einen Snickersriegel und die letzte Ausgabe von Penthouse zu kaufen. Dann würde er irgendwo parken und seine Flasche leeren, bevor die Sonne aufging.
    Er hatte schon fast seine Runde auf dem Abstellplatz beendet, als er in den Büschen am Rande des Platzes sah, wie sich etwas bewegte. Eine ungepflasterte Straße führte in den Wald und die Lichter der Tankstelle konnte man durch die Bäume blinken sehen. Wahrscheinlich gingen die Leute hier zu Fuß zur Tanke, um dort ihren Fusel und ihre Wegwerfwindeln zu kaufen. Er stellte seinen Wagen ab und hievte sich aus dem Fahrzeug.
    Crosley ging zu dem Fußweg, seine Hand am Revolver, der an seiner Hüfte baumelte. Kein Grund zur Panik. Diese Bastarde waren nicht besonders gerissen. Er stapfte in den Büschen herum, als ob er einen Schwarm Wachteln aufschrecken wollte. »Kommt heraus! Ich weiß, dass ihr da seid!«
    Ein Rascheln im Gras und weggebogene Zweige waren die Antwort. Er zog seine Pistole und zielte in die Dunkelheit.
    »B-Bitte nicht schießen, Herr Polizist«, ertönte eine leise, schnupfende Stimme.
    Einer von den nutzlosen Bälgern. Was machte der da noch um diese Zeit?
    »Ich tue dir nichts, Junge«, sagte Crosley in seiner ruhigen Polizistenstimme. »Komm nur heraus ins Licht, wo ich dich gut sehen kann.«
    Ein vielleicht acht- oder neunjähriger Junge erschien aus den nieder hängenden Buschzweigen. Auf seinen Wangen waren Spuren von Tränen zu sehen. Crosley kniete sich zu dem Jungen nieder und hoffte, dass er keine Läuse hatte. »Wie heißt du denn, mein Junge?«
    »Mackey Mull. Sie sagen Klein Mack zu mir.« Der Junge zog einen halben Kilo Rotz in seiner Nase hoch.
    »Aha, Klein Mack. Und was zum Himmel machst du um diese Zeit noch draußen, Klein Mack?«
    Der Junge schaute auf seine Füße. »Erschießen Sie mich wirklich nicht?«
    Crosley bemerkte, dass er noch immer seine Pistole in der Hand hielt. »Er lächelte und steckte sie wieder in den Halfter. Er wollte schon den Jungen über den Kopf streicheln, ließ es dann aber sein.
    »Ich würde dir nie weh tun.« Außer für viel Geld.
    »Ich verstecke mich hier«, sagte der Junge. »Schon seit gestern.«
    »Und wovor versteckst du dich?« Crosley hoffte nur, dass es hier nicht um Kindesmissbrauch ging. Häusliche Gewalt bedeutete eine Menge Papierkram und das Jugendamt konnte nie etwas ausrichten oder gar ändern. Seiner Meinung nach hatte eine gute Ohrfeige noch niemandem geschadet. Würde den meisten hier guttun.
    »Vor den bösen Männern. Mit den grünen Augen.« Der Junge schluchzte und seine Schultern bebten. »Sie haben schon meine Mama.«
    »Deine Mama? »Welche bösen Männer?«
    »Die bösen Männer. Wie in den Horrorfilmen.«
    »Schau, mein Junge. Mach dir keine Sorgen. Der Herr Polizist wird wieder alles gut machen.«
    »Mein Bruder Junior sagt, dass Polizisten Schweine sind. Bist du ein Schwein?«
    Genau. Kein Wunder, dass einem da die Hand auszukommen drohte.
    »Nein, mein Junge, wir sind nur normale Menschen, die hart dafür arbeiten, dass die Welt ein sicherer Ort wird. Wohnst du hier in einem Wohnwagen?«
    »Ja. Dort drüben.« Er deutete mit seiner Hand.
    »Okay. Führ mich nur zu eurem Wohnwagen und ich werde mich um alles kümmern.«
    »Und was ist mit den bösen Männern?«
    Crosley grinste. »Ich kümmere mich um die bösen Männer«, sagte er, aber er bemerkte, dass er sich seinen Bauch rieb. Das, was der Junge über die grünen Augen gesagt hatte, hatte ihn an den geschmolzenen Mann denken lassen.
    Der Polizeichef folgte dem Balg zum Ende des Fußweges. Sie waren schon fast auf dem offenen Rasenstück angekommen, als er Zweige knacken hörte. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um seinen Onkel in zerrissener und schmutziger Militäruniform zu sehen. Der alte Bastard kümmerte sich normalerweise um sein Aussehen, besonders wenn er Uniform trug.
    »Onkel Paul«, sagte Crosley. »Was machst du da noch um diese Zeit?«
    Onkel Paul stolperte auf ihn zu und hob seine Arme. Sein Auge glühte wie ein grüner Leuchtturm. Crosley blickte in das Auge und sah abgrundtiefe Albträume, als sich das faltige und feuchte Gesicht dem seinen näherte.
    »Ich hab´s ja gesagt, er ist einer von ihnen«, schrie der Junge neben ihm.
    Crosley befahl seiner Hand zum Revolver zu greifen, aber seine Muskeln gehorchten nicht mehr. Der modrige Gestank von Onkel Paul überflutete seine Sinne und stahl sich in seine Nasenlöcher. Dann wurden ihre Gesichter aufeinander

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