Die Ernte
Aber es ging ihr besser als den anderen und sie trieb sie an, schneller zu gehen.
Der Mond war schon dabei, zu sinken. Das Morgengrauen war nur mehr ein paar Stunden entfernt. Hatte Tamara nicht etwas davon gesagt, dass der Zombie produzierende Erdmund in der Sonne noch stärker werden würde?
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Ja, habe ich, dachte Tamara.
Wart einen Moment.
Was hatte DeWalt gesagt?
Er hatte nichts gesagt. Du hast ihn gehört. In deinem Kopf. Dreh dich um, dreh dich um, dreh dich um.
Blödsinn. Hellseherei ist eine Sache. Telepathie eine ganz andere.
Und vielleicht fantasierst du schon vor Erschöpfung, Hunger und Müdigkeit. Und vielleicht kannst du in deinem Kopf ein Thema so lange verfolgen wie ein Hund seinen Schwanz und dann bricht dein Gehirn einfach zusammen.
Aber HÖR DOCH ZU.
Und sie versuchte, ihrer inneren Stimme einen Maulkorb zu verpassen, und ruhig und konzentriert zu sein. Sie hörte, wie DeWalt über Ordensbrüder nachdachte und wie der Mond wie ein runder Käse aussah und wie ihn das daran erinnerte, als er und seine Freunde im Garten seines Hauses in Oregon campiert hatten und wie er sich wünschte, wieder ein Kind zu sein, damit er sein Leben von neuem leben konnte...
Dann verließ sie ihn und ihr Kopf war voll von seinen Gedanken.
Sie blieb stehen und stellte die Dose mit Roundup in die nassen Blätter.
»Alles o.k., Tamara?«, fragte DeWalt aus den Schatten vor ihr.
»Mir geht´s gut«, antwortete sie, dachte aber gleichzeitig, dass es ihr nie wieder gut gehen würde. »Ruh mich nur für einen Moment aus. Komme gleich nach.«
»Chester und Emerland holen auch gerade Luft. Chester sagt, wir sind schon fast da.«
Tamara wurde neugierig. Konnte sie wirklich?
Sie öffneten ihren Verstand wieder und lauschte mit ihren telepathischen Sensoren in die Nacht, ließ ihre übersinnlichen Antennen kreisen.
Und sie konnte Chester kurz empfangen, teilte mit ihm den Gedanken, dass er Don Oscars Schnaps vermissen würde, dass er aber die letzten Stunden noch genießen wollte. Sie nahm seine große Angst wahr, fühlte die aufgescheuerte Stelle auf seiner Schulter, an der die Schnalle seines Overalls ständig rieb, roch den scharfen Geruch des Korn und von verschwitzten langen Unterhosen. Dann zog sie sich wieder zurück.
Entweder sie konnte Gedanken lesen oder sie war endlich in tausende schizophrene Splitter zerbrochen. Es musste Shu-shaaa sein, das pulsierende Alien, das ihre innere Stimme aus dem Winterschlaf aufgeweckt hatte. Die Kreatur hatte ihre Empfindungen verstärkt, vielleicht durch einen Überfluss der eigenen kosmischen Kraft, vielleicht durch eine bisher noch unentdeckte Wellenlänge, die außerhalb der menschlichen Wahrnehmung operierte, vielleicht war es auch ein letztes Geschenk, das von dem allmächtigen Eroberer den Ameisen, die er bald vernichten würde, gewährt worden war. Wer konnte das schon wissen?
Ein loser Gedankengang löste sich in Chesters dünner Stimme aus ihrem Unterbewusstsein, ein Geräuschteilchen, das wahrscheinlich während des telepathischen Austausches seinen Weg in ihr Gehirn gefunden hatte.
»Übermut tut selten gut.«
Vielleicht war es am besten, das nicht zu verstehen. Alles, was Tamara wusste, war, dass ihr Kopf nicht nur vor ihren eigenen Sorgen und Ängsten brummte, nicht nur, dass das Shu-shaa seine Anwesenheit mehr als deutlich machte, nicht nur, dass ihre innere Stimme gerade ein Comeback gab, das John Travolta vor Neid erblassen lassen würde, sondern sie hatte jetzt auch noch die Sorgen und Ängste der anderen, um die sie sich kümmern musste.
Sie hob die zwanzig-Liter-Dose wieder auf und trug sie zu einer schmalen Lichtung, in der sich die anderen ausruhten und sich unterhielten. Instinktiv verschloss sie ihr drittes Ohr und versuchte auf die gesprochenen Worte zu hören, statt auf die Gehirnwellen. Sie wusste nicht, ob sie mit all den Gedanken zugleich umgehen konnte.
Sie wollte es auch nicht versuchen.
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»Oh, mein Gott. Papa!«
Nettie konnte Sarah an der geöffneten Tür im gleichen Moment schreien hören, als die Lichter auf der Veranda aufgedreht wurden und feuchte Arme und blättrige Hände sie packten und von Bill wegzerrten.
Familie Painter war in ihrer Nähe und warf ihre Schatten über ihr Gesicht. Sandy Henning, die Organistin der Kirche, war auch dazugekommen, und ihre schlanken Finger bogen sich wie dünne Weinranken. Nettie suchte mit ihren Augen Bill und sah, wie er sich gegen das Ding wehrte, zu dem Prediger
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