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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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aber bitte verschone Nettie davon. Du kannst mich haben, ich weiß, dass ich nicht der Beste bin, aber ich verspreche, dass ich dir nach bestem Wissen und Gewissen dienen werde, ich weiß, dass ich falsch singe, aber ich werde solange üben, auch wenn es ewig dauern wird, bis ich es in den Chor schaffe.
     Ich weiß, dass sie ein umwerfender Engel wäre, aber bitte lass sie ihr Leben lang bei mir, und ich schwöre, dass wir Dir tausend Mal tausend dienen werden.
    Ich weiß, dass Deine Gnade unendlich ist und ich habe Deine Güte in meinem Herzen gespürt, seitdem ich dich eingelassen habe, seitdem Du mir die Hoffnung und die Kraft und die Weisheit gegeben hast. Aber bitte zeig mir, dass Du mich erhörst. Bitte gib mir ein Zeichen.
    Am Hauseingang splitterte das Glas und die Tür ächzte in ihren Scharnieren und die festen Holzbohlen bogen sich unter dem anstürmenden Gewicht.
    Bill blickte von Netties ausdruckslosem Gesicht zu der erschrockenen Maske von Sarah. Sie zitterte in ihren Pyjamas, die Arme hatte sie um ihre Brust geschlungen und ihre Augen traten von der Erinnerung an das Unsägliche hervor.
    »Sarah«, sagte er.
    Sie starrte weiter.
    »Sarah!«
    Er stand auf und packte sie an den Schultern und schüttelte sie, bis sich ihre Augen trafen. »Komm, du musst mir helfen. Wir müssen Nettie zu einem Arzt bringen.«
    »A…Arzt?« Ihre Unterlippe zitterte. Sie schüttelte den Kopf, versuchte wieder zu Sinnen zu kommen.
    »Etwas ist geschehen. Etwas stimmt nicht mit diesen Leuten.«
    »Mit Mama und Papa?«
    »Es tut mir Leid, Sarah. Ich wünschte, ich wüsste, was los ist. Aber ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie irgendwie verändert sind.«
    Sarah biss auf ihren Daumennagel. Ihre Augenlider waren vor Angst und Schock gerötet. Sie sah zu, wie die Türe zersplitterte.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit«, sagte Bill. »Ruf die Polizei an, ich weiß nicht, was wir sagen sollen, aber sie sollen herkommen. Dann müssen wir uns in Sicherheit bringen. Wenn wir meinen Pickup erreichen können, sind wir in Sicherheit. Hier können wir nicht viel länger bleiben.«
    Sarah nickte düster und plötzlich wild entschlossen, so als ob sie in einem Spitalsbett erwacht wäre und verstanden hätte, dass sie um ihr Leben kämpfen müsste. Sie ging barfuß über den Teppich, als die Geräusche und Schläge an der Türe immer lauter wurden.
    Bill legte seine Hand auf ihren Arm. »Wir können nur mehr für ihre armen Seelen beten. Mehr nicht. Alles andere liegt in der Hand Gottes.«
    Sie blickte ihn  kalt an. »Welcher Gott würde so etwas zulassen?«
    Er wusste keine Antwort. Sarah ging den Gang entlang und nahm das Telefon in die Hand.
    Bill schaute aus dem Fenster. Noch mehr dunkle Gestalten kamen aus dem Wald, so als ob die Bäume selbst zum Leben erweckt worden wären. Er kniete sich zu Nettie und hob sie vom Boden. Sie erschien ihm leichter als zuvor, als ob ein lebenswichtiger Teil von ihr fehlte.
    Sie lächelte noch immer.
     

 
    ZWANZIGSTES KAPITEL
     
    »Wir nähern uns jetzt schon seinem Territorium«, sagte Chester und kratzte mit einem Stock in der Erde herum. »Seht ihr, wie der Wald hier komisch ist? Diese Wurzeln da drüben erinnern an kranke Schlangen.«
    Es gefiel ihm nicht, wie die Bäume hier aussahen, dunkle Skelette mit scharfen, abgestorbenen Armen. Kleingetier, entweder lebendig oder tot, aber auf jeden Fall mit grünen Augen, wieselte im grünen Geäst herum. Die frischen Blätter glänzten im Mondlicht, steif und leuchtend krümmten sie sich wie notleidende Krallen zusammen. Und wenn er seinen Kopf zur Seite legte, konnte er den leisen, aber rauen Wind spüren, der aus dem irdenen Mund wehte.
    »Wie weit ist es noch, Chester?«, fragte DeWalt, vor Anstrengung schnaufend. Der Yankee aus Kalifornien war schon am Ende seiner Kräfte. Alle waren sie das, mit Ausnahme von Tamara.
    »Noch zirka hundert Meter und wir sind über dem Bergrat, dann können wir den Mund schon sehen.«
    Chester schaute zu Tamara. Sie hatte sich gegen einen Baum gelehnt und blickte zum Mond empor. Er wollte sie gerade davor warnen, den Bäumen allzu sehr zu trauen, aber dann dachte er sich, dass sie das wohl besser wusste als er selbst. Immerhin war es ja sie, die mit ihrem übermenschlichen Gehirn zu wissen schien, was dieser Erdmund – wie hatte sie ihn genannt? Shu-shaaa? – gerade dachte.
    Wenn man es überhaupt "denken" nennen konnte. Zum Teufel, diese Aliens gehörten nicht auf Gottes Grünen Planeten. Diese Welt war

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