Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
ihrer Faust beruhigte sie. Sie machte einen schnellen Schritt nach vorne und schlug mit voller Kraft zu. Die eiserne Bratpfanne schlug hart auf den Schädel der Kreatur und machte dabei ein Geräusch, wie wenn jemand Trauben zerstampfen würde.
    Milchige, leuchtende Flüssigkeit spritzte von der matschigen Haut und sickerte den Hals der Kreatur herab. Das Ding drehte sich zu Tamara und schickte ihr ein zahnloses Lächeln, das durch die leuchtend roten Blütenstempel, die in seinem Rachen baumelten, erhellt wurden. Ein Rachen, der in ihrem Traum die Lilie gewesen war, der Rachen, der eine Miniaturausgabe des Erdmundes war, so als ob die Kreatur und die Stimme des Shu-shaaa einen gemeinsamen Ur-Hunger hatten.
    Schüler und Lehrer.
    Ministrant und Priester.
    Suchender und Erleuchteter.
    Pollen und Saat Gottes.
    Produktion und Ernte.
    Sie schlug noch einmal seitlich zu und die Pfanne traf den weichen Hals wie eine Axt. Der Hals der Kreatur knickte auf die Seite wie eine Maispflanze, die von einer Sturmbö getroffen wurde. Sie holte noch einmal aus. Ihre Hand war schon voll Schleim und dann rollte der Kopf des Dinges mit dem Geräusch eines nassen Teiges zu Boden. Der geköpfte Körper schwankte für einen Moment, erlangte dann kurz die Balance und machte einen unsicheren Schritt nach vorne.
    Etwas ergriff ihren Ellbogen und sie wollte schon wieder die vor Schleim tropfende Pfanne herum schwingen. Aber dann sah sie Chesters weit aufgerissene Augen und konnte gerade noch ihre Hand zurückziehen. Durch seine Berührung konnte sie seine Angst und seinen Ekel spüren, sie fühlte seinen Hass auf das Ding, das ihm solchen Horror gebracht hatte. Sein Ärger roch nach kaltem Schweiß und kurzgeschlossenen Kupferdrähten.
    Chester zog an ihrem Ärmel und führte sie aus dem Haus heraus. Seine dünnen Finger umschlossen ihren Arm wie eine Eisenspange.
    »Wer war das, Chester?«, fragte sie, als sie auf der Veranda waren und in der Sicherheit des Mondlichtes tief Atem holten.
    »Ach, ein Enkelkind«, brachte Chester schwer hervor. »Sie sind wie verdammte Hühner, sie kommen immer wieder nach Hause zurück.«
    Tamara schmiss die Pfanne von der Veranda und wischte sich den öligen Saft der Kreatur in die Bluse. DeWalt musste die Kampfgeräusche gehört haben, denn er kam auf die Veranda zugerannt, seine Hände um das Gewehr geklammert.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Familienfeier«, sagte Chester und schaute auf den Hügel. »Aber machen wir uns auf und schießen diese Hurensöhne zurück in die Hölle!«
    Sie gingen zur Scheune und sammelten ihre Habseligkeiten zusammen. Emerland war wie eine Marionette, die darauf wartete, dass jemand die Fäden zog, in sich zusammengesunken Er hob den Sack mit Sevin auf seine Schulter und folgte Chester auf seinem Weg zwischen die dunklen Gebäude hindurch.
    DeWalt folgte ihnen, gebeugt von dem Gewicht der Herbizide, des Gewehrs und des Zünders. Der große, weiße Mond leuchtete ihnen und warf ihre langen Schatten über das Feld.
    Im Farmhaus stolperte der kopflose Junior aus dem Haus und auf die Stufen der Veranda. Tamara sah zu, wie er auf den Boden fiel und zwischen dem Unkraut krabbelte, als ob er seinen Kopf, sein Herz, seine Hoffnung und alles, was er verloren hatte, suchte. Sie hob die Dose mit Roundup auf und machte sich in den Wald auf.
     
    ###
     
    Nichts mehr ergab Sinn.
    Diese Figuren, die über den Friedhof gingen, angeführt vom Prediger Blevins – und war das Amanda hinter ihm? – und wie ein Haufen Betrunkener im Mondlicht herum torkelten und sich auf die Pfarre zubewegten. Und Netties Auto stand verlassen auf dem Parkplatz der Kirche. Aber wo war Nettie?
    Bill sprang aus seinem Pickup und überquerte mit einem Satz die niedrige Hecke, die den Friedhof umgrenzte. Der Prediger drehte sich langsam zu ihm um, so als ob die Luft aus Zuckersirup wäre.
    »Armfield, wie geht´s?«, rief Bill, ein wenig beunruhigt. Es war schon deutlich nach Mitternacht. War das vielleicht irgendeine Auferstehungsfeier?
    Aber der Priester war ein Baptist. Und er wusste genauso gut wie alle anderen, dass Satan der Herrscher der Nacht war, besonders wenn der Vollmond über den Himmel schwebte. Bill blickte zur Kirche und zu dem Licht, das aus der Sakristei auf den Rasen fiel. Ein gelbes Rechteck war auf den gut geschnittenen Rasen gezeichnet.
    »Bill!«
    Das war Nettie, schwach und verwundet. Ihre Stimme war nicht aus der Kirche gekommen. Sie war stattdessen vom Pfarrhaus über die Grabsteine

Weitere Kostenlose Bücher