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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Buttermesser durch den Käse und drang grob in Emerlands Gedanken ein. Sie konnte seine Angst und seinen Ekel und seine Hoffnungslosigkeit und seinen Wunsch, sich auf die Erde zu legen, dabei seine Ohren und seine Augen zu verschließen, spüren.
    »Stehen Sie auf!«, befahl sie ihm leise. Emerland blickte um sich, so als wollte er herausfinden, wo ihre Stimme plötzlich hergekommen war. Dann erhob er sich zitternd mit dem Sevin in seinen Armen. Dornenranken zerrten an seiner Hose.
    »Gehen Sie Chester nach!«, dachte sie zu ihm. Er nickte und in dem fauligen Leuchten konnte sie sehen, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Er dachte an die Stimmen, an den Teufel und an Engel und an Verrücktheit und alles zur gleichen Zeit.
    DeWalt wehrte sich gegen die Blätter, die wie Motten auf ihn zuflogen.
    »Ich glaube, ich schaffe es«, sagte DeWalt und rieb seine schmerzende Schulter. Tamara schob ihren Arm unter seinen und schaute voll Argwohn auf den Blätterteppich und fragte sich, was sich wohl darunter verbarg. Ihre Haut juckte höllisch an der Stelle, an der die Wurzel sie berührt hatte.
    »Ich hätte Sie schon nicht zurückgelassen«, sagte sie.
    »Wie großzügig.«
    »Immerhin haben Sie ja die Sprengkapsel.«
    »Es ist gut zu wissen, dass man ausnahmsweise gebraucht wird.« Er versuchte zu lachen, musste aber stattdessen husten, dann stolperten sie in Richtung des Lichtes und traten immer wieder entschlossen gegen die Tentakel, die nach ihren Beinen schnappten. In der Nähe des Erdmundes war alles organische Leben verendet, seine Energie weggesaugt und bis auf die Knochen abgenagt, Pflanzen und Bäume grauer als im tiefsten Winter. 
    Tamara half DeWalt in den aschenen Todesring. Sie schlossen zu Chester und Emerland auf, die sich hinter einem Granitfelsen versteckten.
    Der Gestank von Schimmel und Fäule hing in der Luft. Der Erdmund pulsierte und brachte die Erde um das Menschengrüppchen zum Beben. Neonlichter wurden aus dem Schlund des Alien gespuckt: zitronengelb, dann blutrot, dann indigoblau.
    Tamara flüsterte laut genug, dass sie trotz des Windes alle verstehen konnten: »Es weiß, warum wir hier sind.«
    »Ich muss gar nicht Gedanken lesen können um zu verstehen, dass das Arschloch schwer verärgert ist«, sagte Chester. Er lud sein Gewehr mit zitternden Fingern nach.
    »W…Was sollen wir jetzt tun?« Emerlands Kopf bewegte sich schnell von einer Seite auf die andere, so als ob er von der ersten Reihe aus ein Ping-Pong Match anschauen würde.
    Chester und DeWalt schauten zu Tamara und wussten, dass sie jetzt das Kommando übernommen hatte, nachdem Chester sie sicher durch den Wald geführt hatte.
    »Zuerst die Unkrautvernichtungsmittel, dann das TNT«, kommandierte sie. »Vielleicht wird die Explosion das Gift bis zum letzten Teil der Kreatur verteilen. Es versucht, bis zum Grundwasserspiegel vorzudringen. Und wenn es das schafft…«
    »Haben Sie nicht auch etwas vom Sonnenaufgang gesagt?« Chester schaute auf die unbeweglichen Baumwipfel hinauf. Die Nacht verlor langsam an Kraft und der Mond stand schon tief und schwach am Himmel. Die Morgenröte färbte die Spitze des Antler Ridge in der Ferne schon rosa.
    »Schließen Sie das TNT zusammen, ein paar Stangen sollten genügen, um den ganzen Laden in die Luft zu jagen«, sagte Tamara und zog die Stangen aus ihrer Tasche und legte sie vor DeWalt auf den Boden. Sie hatte zuvor nichts über Dynamit gewusst, aber jetzt wusste sie zumindest gleich viel wie DeWalt, weil sie in sein Gehirn eingedrungen war.
    Als er mit den Kabeln beschäftigt war und den elektrischen Schalter mit der Sprengkapsel verband, lehnte sich Tamara gegen einen Felsblock. Sie versuchte das Shu-shaaa von ihrem Verstand fernzuhalten, aber sie empfing jetzt alles um sich herum, die Teile des Ganzen, die durch die Galaxie schrien, Materie kaputt machten und den Saft aus den Sternen saugten, als sie ihren Weg zum Anfang der Zeit machten.
    Sie fragte sich, ob sie stark genug war. Sie versuchte sich zu konzentrieren und abzuschalten und ihre innere Stimme auszugrenzen. Dann überwand sie nicht Lichtjahre, sondern bloß einige Kilometer. Zu Robert.
    Als sie ihren Verstand ausblendete, vorbei an der Konzentration von DeWalt, der Wut von Chester und Emerlands Angst, fand sie Robert. Sie versuchte ihm zu sagen, dass alles gut sein würde, dass sie bald nach Hause kommen würde. Und weil sie ja vielleicht für eine kurze Zeit telepathisch veranlagt war, könnte sie ja in seine Psyche

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