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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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von Theo und ihrem kleinen Oliver versunken. Sie gehörte nicht zu dem Menschenschlag, der von Albträumen geplagt wurde.
    Aber Albträume konnten auch durch die Wand kommen.
    Das feuchte Geräusch kam jetzt von der Grünfläche neben dem Haus. James öffnete die Türe nur einen Spalt.
    Es stand auf der offenen Veranda.
    Der Kopf der schwammigen Kreatur drehte sich wie ein Periskop, wobei leuchtender Tau von dem Halsstumpf tropfte. Das Gras war dort, wo die Kreatur aufgetreten war, verdorrt und weißlich. Es streckte seine Hand nach James aus, der wie angewurzelt stehen geblieben war.
    Seine Hand war nur Zentimeter von James´ Gesicht entfernt, als er sich aus seiner Trance lösen konnte. Er schlug die Türe zu und sie klemmte das Handgelenk und lüsterne Finger ein.
    James warf sich mit seiner Schulter gegen die Türe und die Hand fiel wie ein Stück Gemüse auf den Boden. Die Hand schlug auf und James kickte sie mit einem Fußtritt auf die andere Seite des Zimmers, wo eine grüne Flüssigkeit aus ihr heraus sickerte.
    James musste sich am Kaffeetischen anhalten, dann fand seine Hand das Telefon.
    So muss man es machen. Ruf an. Sag ihnen, dass sie deinen schwarzen Arsch beschützen müssen.
    Aber ein Nigger soll sie am besten in Ruhe lassen, der soll im Wald bleiben und seine dicken Lippen nicht öffnen.
    Das ist eine weiße Welt. Die Bäume und die Flüsse und die Luft und der Schmutz gehören den Weißen. Das ist ihr Problem, nicht meines.
    Ich scheiß drauf.
    Er drehte sich um und sah eine plötzliche Bewegung, die sein Herz aufgeregt schlagen ließ. Dann erst bemerkte er, dass er in den Spiegel geblickt hatte, der an der Rückseite der geöffneten Badezimmertür hing. Und die Bewegung war die seiner eigenen weißen Augen gewesen.
    Er setzte sich auf die Couch, sah zu, wie sich die Hand langsam auflöste und war wild entschlossen, Tante Mayzies Tür zu bewachen und auf den Morgen zu warten, der noch Jahre entfernt schien.
     
    ###
     
    Robert schaute auf den verbogenen Schädel des Manns auf dem Mond und fragte sich, ob der Mond wohl gerade irgendwo auf seine Frau herunterschaute. Er nahm einen letzten Zug aus seiner dritten Zigarette und zerdrückte sie im Aschenbecher. Er rauchte aus Rücksicht auf die Kinder immer auf der Veranda. Aber dieses Ritual konnte ihn heute nicht beruhigen. Es war nur mehr eine bedeutungslose Geste, um die Zeit totzuschlagen.
    Er hielt das Ziffernblatt seiner Uhr in das Mondlicht. Vier Uhr.
    Robert überlegte, ob er noch einmal die Polizei anrufen und nachfragen sollte, ob sie etwas herausgefunden hatten. Aber Tamara hatte ihm ja gesagt, dass alles ok war. Und Tamara log nie, im Gegensatz zu ihm. Alles, was er tun konnte, war zu warten und sich Sorgen zu machen.
    Und über Ginger nachzudenken.
    Und über die bösen Leute mit grünen Augen. Und Erdmünder. Und warum er sich so hilflos fühlte. Seine Sorgen waren einen Dreck wert. Er konnte nur kettenrauchen und die Sterne zählen.
    Ja, er war wirklich ein armer Hund.
    Er hatte die ganze Zeit über Tamaras innere Stimme gelacht und sie als Nebeneffekt ihrer Psychologiestudien abgetan. Als ob er seinen Arsch von einem Loch in der Erde unterscheiden könnte, wenn es um das Gehirn ging. Er kannte sich nicht einmal bei sich selbst aus, und noch weniger bei Dingen, die nicht direkt mit Essen, Kopulieren und Geld verdienen zu tun hatten.  Reden, das war alles, was er konnte.
    Wenn er mit sich selbst im Klaren wäre, wüsste er wenigstens, warum er so große Angst hatte, Tamara zu gestehen, dass er sie betrogen hatte. Und dass er es vielleicht getan hatte, weil er die Hälfte seines Lebens erreicht hatte, an einer Klippe stand, zurückblickte und nur seine eigenen wertlosen Fußabdrücke sah. Und jetzt war alles vorbei, bis auf einen Slalom bergabwärts in das Grab. Und weil sie Kraft, Sensibilität und Fantasie besaß, stellte sie eine ständige Erinnerung an seine eigenen Unzulänglichkeiten dar.
    Robert konnte nie seine großen Träume erfüllen, seine Hoffnung auf Ruhm und Erfolg und Glück und Reichtum. Er hatte auf der Erde keine einzige bleibende Spur hinterlassen. Seine Fußabdrücke waren im Sand der Zeit verschwunden. Und nachdem er verschwunden sein würde, würde niemand mehr wissen, dass er überhaupt existiert hatte und noch viel weniger würde jemand sein Dahinscheiden beweinen.
    Auf seiner Suche nach Radioruhm und Identität hatte er auf die wenigen Blumen, die in der Wüste seines Lebens geblüht hatten, gepisst. Und die

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