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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Fall gesagt, dass er so krank ist, dass er nicht einmal aus dem Bett kommt. Wenn der Idiot auch noch seinen Job verliert, dann stecke ich bis zum Hals in der Scheiße.«
    »Geld kann man sich immer irgendwie verdienen. Mach dir deswegen nur mal keine Sorgen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Nichts«, beschwichtigte sie Jimmy Morris am anderen Ende der Leitung. »Wenn Sylvester gerade auf der Jagd ist, kann ich dann nicht vorbeikommen? Du hast gesagt, er bleibt immer so lange, bis die Sonne untergeht.«
    »Ich weiß nicht so recht, Jimmy. Ich glaube, er ahnt schon irgendwas. Hier unter all den Wohnwägen ist es schwierig etwas geheim zu halten.«
    Peggy wusste, wovon sie sprach. Der alte Paul Crosley, der seinen Wohnwagen gleich neben ihrem hatte, hatte natürlich bemerkt, dass Jimmy öfter vorbeischaute, und Peggy hatte ihre Beine weit öffnen müssen, damit er seinen faltigen Mund hielt. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte. Sie hasste es nur, wenn sie zu etwas gezwungen wurde.
    »Peg, du weißt, wie ich mich fühle. Schon deine Stimme macht mich verrückt.«
    Peggy schob den Stapel von schmutzigem Geschirr, das sich auf ihrer rissigen Abwasch türmte, zur Seite. Gott sei Dank, dass Erdnussbutter nicht schimmelte. Wahrscheinlich wegen dem Öl. Aber für das eingetrocknete Eigelb werde ich Hammer und Meißel brauchen. Vielleicht morgen.
    »Weißt du was, Jimmy? Warum bringst du nicht ein paar Bier vorbei und wir können darüber reden.«
    »Reden? Scheiß drauf. Ich will mehr als nur reden.«
    Peggy kicherte wie ein Teenager. »Du hast Recht, die Kinder sind gerade in der Schule.«
    »Ich nehme einfach den alten Rasenmäher mit und schiebe ihn in den Schuppen, dann glauben die Nachbarn, dass ich ihn repariert habe.«
    »Du bist wirklich ein guter Handwerker, soviel ist sicher. Wirst du auch bei mir Hand anlegen?«
    »Nicht nur meine Hand, Schätzchen. Lass mich mal meinen Bohrer checken… Ja, ist schon gut geölt.«
    Peggy drückte ihre Zigarette aus und kramte in ihrer Tasche nach einer neuen. Ihre Finger ertasteten den Ring des Dale Earnhardt-Schlüsselanhängers, den Jimmy ihr gegeben hatte. Sylvester hatte ihr niemals etwas gegeben, außer einer harten Zeit. Und damit meinte sie nicht die Härte, die sie besonders mochte. »Sag mal, Jimmy…« . .”
    »Was denn, Schatz?«
    »Warum bist du eigentlich heute nicht bei der Arbeit?«
    Am anderen Ende der Leitung war es plötzlich leise und Peggy hörte das elektrische Knistern der Telefonleitung, bis Jimmy seine Geschichte bereit hatte. Sie blickte aus ihrem Fenster und bemerkte, dass der Wohnwagenpark noch ausgestorbener war als normalerweise. Bei Paul Crosleys Wohnwagen waren die Vorhänge zugezogen und der Wagen auf Wellborns Stellplatz, der voller Wasserpfützen war, war weg. Hinter einem Haufen von verrotteten Eisenbahnschwellen am Parkeingang steckten ein paar Lilien vorsichtig ihre Köpfchen hervor.
    »Die Baustofffirma Lemly hat die Ziegel nicht gebracht, wie es vereinbart war. Was soll ich dann dort den ganzen Tag im Schlamm herumstehen. Kann nichts verlegen, wenn ich kein Material habe.«
    »Und bei mir hast du auch noch nichts verlegt.«
    »Das wird sich ändern. Sagen wir in zwanzig Minuten?«
    »Ich lasse die Tür offen. Und, Jimmy…«
    »Ja?«
    Peggy hatte eine halbvolle Zigarettenpackung gefunden und zerknitterte nervös das Zellophanpapier. Sie blickte auf ihre rote, raue und alternde Hand, eine Hand, die einmal schön gewesen war.
    »Sag, dass du mich liebst.« Auch wenn du lügen musst.
    »Ich liebe dich, Peggy.«
    »Bis später, dann«, sagte sie schwach, nahm den Telefonhörer langsam von ihren blondgefärbten Haaren weg und legte auf. Mit ihrer blutunterlaufenen Hand zündete sie sich eine neue Zigarette an.
     
    Tamara hob Kevins Baseballhandschuh vom Boden auf und legte ihn in den Schrank, der sich im Flur ihres Hauses befand und der mit Angelruten, schlecht aufgepumpten Fußbällen, Windjacken und verworrenen Weihnachtslichterketten gefüllt war. Irgendwann in der nächste Zeit musste sie sich wohl zu einem Frühlingsputz durchringen. Denn der Frühling war gekommen. Die Jahreszeit der Hoffnung.
    Ja, genau. Hoffnung ist ein schmutziges Wort. Ich hoffe, dass Robert ernsthaft mit mir sprechen wird, bevor unsere Ehe endgültig den Bach hinunter geht. Ich hoffe, dass wir uns verstehen und helfen können. Er ist nämlich in einer Midlifecrisis und ich weiß nicht, ob ich noch ganz normal bin. Ich hoffe hoffe hoffe.
    Sie öffnete das

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