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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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einer Billard-Bude in Windshake herumzuhängen.
    Aber dann hatte Opa ihn erwischt, wie er den Alkohol verkostet hatte. Dabei hatte er ohnehin nur ein halbes Glas genommen und den Krug wieder mit Wasser aufgefüllt, damit Opa nichts merken würde. Aber der alte Bastard hatte nur einen Schluck gemacht, dann am Krug geschnüffelt wie ein Hund zwischen den Beinen eines Mädchens und dann ist er so wild geworden, dass er ihn sogar mit seinem Gewehr bedroht hatte.
    Er und sein Alkohol können mich am Arsch lecken.
    Junior füllte seine Lungen noch einmal mit dem Marihuana-Rauch. Junior könnte selbst zu Don Oscar gehen und den Schwarzgebrannten kaufen. Und Opa kann in seinem Schaukelstuhl sitzen und schaukeln bis seine Knochen brechen, aber er wird sicher nie mehr auch nur einen Fuß auf diese beschissene Seite des Berges setzen. Verrückter alter Bastard.
    Junior kicherte leise vor sich hin.
    Das Marihuana fing langsam zu wirken an und ließ seine Augenlider zucken. Das Wasser glitzerte in der Sonne wie eine Milliarde kleiner gesprenkelter Diamanten und die Brise war wie ein Handbesen in den Baumwipfeln und sieben Vögel sangen sieben verschiedene Lieder, aber die Melodien passten genau zu einander, wenn man genau hinhörte. Und sein Magen krampfte sich zusammen und sein Nacken kribbelte und er starrte auf seine Angelschnur, genau da, wo sie ins Wasser eintauchte und auf das Gekräusel des Wassers, das dadurch entstand, ein kleiner Ring in einem anderen und dann kam noch einer, perfekte Ringe, die sich ständig ausbreiteten, aber nie den vor ihnen erreichten konnten.
    Und das Wasser lachte sogar mit ihm mit, schwappte gegen das Bachufer und kitzelte die schlammigen Rippen der Erde. Stony Creek war OK.
    Er schnaubte und blies den Rauch durch die Nase aus. Er nahm einen letzten Zug und verbrannte sich dabei die Finger, als er den Glimmstängel zusammendrückte, aber sogar der Schmerz war irgendwie lustig, irgendwie weit weg und irreal, so als ob er zu jemandem anderen gehören würde und er ihn sich nur für eine Sekunde ausgeborgt hätte.
    Er blickte wieder auf die leichten Wellen, die seine Angelschnur im Wasser verursachte. Vielleicht hätte ich Mais als Köder verwenden sollen. Bei Regenwürmern beißen sie heute nicht. Aber ich mag es einfach, diese glitschigen Viecher auf den Haken zu stecken. Und ich bin so tierisch zugedröhnt, dass ich hoch über den Wolken fliege.
    Plötzlich spannte sich die Angelschnur, war aber im nächsten Moment wieder lose.  Junior hielt die Angelrute nun fest in seiner Hand.
    Komm schon, du Arsch. Beiß noch einmal an.
    Dann stand er da und die Rute zitterte in seiner Hand und das Wasser explodierte in weißen und silbernen Fontänen. Es fühlte sich wie ein Riesenfisch an, mindestens zwei Kilo. Er hatte bereits angebissen und versuchte nun, die Angelschnur um einen alten schwarzen Baumstrunk zu wickeln, der wie ein umgedrehter Backenzahn aus dem Wasser ragte.
    Junior zog an der Angelrute und kurbelte mit aller Kraft die gewonnenen Meter an Leine wieder ein. Er schaffte es, den Fisch von dem Baumstumpf weg zu bringen, aber er könnte genauso gut hinter einem Felsen verschwinden und die Angelleine an einer scharfen Kante durchscheuern. Dann tauchte der Fisch plötzlich wieder an die Wasseroberfläche, zuckte wie ein Verurteilter auf dem elektrischen Stuhl, aber der Kampf war eigentlich schon gewonnen und der Bastard gehörte jetzt Junior.
    Junior zog ihn an Land und warf ihn auf das Ufer. Es war der hässlichste Fisch, den er jemals gesehen hatte. Wenn es überhaupt ein Fisch war.
    Das Ding hatte die Form eines Bowling-Kegels, einen stumpfen Kopf und einen großen, schweren Schwanz. Es hatte Flossen, die wie Finger aussahen, auf jeder Seite drei. Komischerweise hatte es nur eine Kieme, die sich wie ein grauer Schnitt über die gesamte Stirn zog. Ekeliger Schleim tropfte aus dieser Kieme, die sich auf der Suche nach Wasser kontinuierlich öffnete und schloss. Die Augen sahen aus wie Weintrauben, grün und rund und ohne Pupillen kamen sie aus den Augenhöhlen hervor. Und der Mund…
    Der Arsch hat ZÄHNE! Nicht so kleine Knorpel wie sie Forellen hatten. Dieses Ding hier hat das ganze Maul voll mit spitzen Zähnen und ich werde todsicher nicht meine Hand da reinstecken, um den Haken zu lösen.
    Das Fisch-Ding hörte auf zu zappeln, als sich Schmutz und kleinere Zweige in der Kieme verfingen. Junior stieg mit seinem Stiefel auf den Fischkörper, damit er nicht wegspringen konnte, während er

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