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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Tasche seiner falschen Soldatenjacke.
    Reggie spuckte einen Spuckepropfen auf den Mistküble, der zuerst auf der Tonne hängenblieb und sich dann langsam auf den Weg nach unten machte. »Das Zeug tötet deine grauen Zellen, Mann. Meine Mutter schickt mich nächstes Jahr auf die Duke University und ich hoffe, dass ich noch genug graue Zellen übrig habe, um dort Medizin zu studieren.«
    Wade hob seine Hand und klopfte ihm auf die Stirn. »Wie geht’s, Doktor Hasch? Was glaubst du denn, was du rauchst? Klee oder was?«
    »Das Zeug tut mir nichts. Aber der Alkohol bringt mich um. Außerdem, wenn ich beim Autofahren betrunken erwischt werde, dann hab ich zuhause keine ruhige Minute mehr. Ganz zu schweigen vom Schule schwänzen. Das würde mir erst recht Probleme bringen, denn ich möchte im Juni die Schule abschließen.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen über deine Zukunft zu machen, Mann«, sagte Junior. »Es gibt keine verdammte Zukunft.«
    »Ich hole jetzt den Alkohol. Ich falle sowieso durch.« Wade nickte zum Schulgebäude hin. »Ich werde den ganzen Sommer dort meinen Arsch platt drücken.«
    »Fang doch zu weinen an«, sagte Reggie. »Sagt mal, kommt ihr morgen eigentlich zum Blütenfest?«
    »Zu dem Kunsthandwerk-Scheiß?«
    »Ja. Aber Sammy Ray Hawkins gibt ein Konzert. Und die Stadt wird voll von heißen Mädchen sein.«
    »Gib´s doch zu, Reg. Du musst wegen deiner Mutter hingehen.«
    Reggies Froschaugen blickten auf den Boden. »Sie ist eben die scheiß Bürgermeisterin.«
    »Junior und ich gehen am Samstag immer fischen«, sagte Wade.
    Sicher nicht. Ich werfe nie wieder einen Köder aus, soviel ist sicher. Denn da könnte etwas anbeißen. Und dann könntest du ja etwas fangen.
    Oder es fängt DICH.
    »Wisst ihr«, sagte Junior, »vielleicht wird ja der Blütenscheiß gar nicht so schlecht, besonders, wenn wir in der richtigen Stimmung hingehen.« Er klopfte sich auf die Tasche, in der er sein Marihuana hatte.
    »Hey, gib mir jetzt meinen Stoff!«, sagte Wade bestimmt.
    »Willst du mit zu Don Oscar?«
    »Was fragst du noch?«
    Junior schlug ihm leicht auf den Oberarm. »Du fährst, ich dreh uns noch einen.«
    »Da du noch nicht alt genug für den Führerschein bist, versteht sich das von selbst.« Wade strich sich über seine Supermann-Frisur.
    Die zwei Teenager traten aus dem Schatten ihres Verstecks und gingen zum Schulparkplatz. Es war ihnen egal, ob sie vielleicht jemand sehen könnte. Ein Schulverweis für ein paar Tage würde ja nur verlängerte Ferien mit viel Marihuana bedeuten.
    »Bis morgen, also«, sagte Reggie und stellte den Kragen seiner Lederjacke auf und fühlte sich dabei wie ein junger Gott.
     

 
    ELFTES KAPITEL
     
    Armfield Blevins umklammerte die Seitenränder seiner Kanzel und blickte auf seine imaginäre Kongregation. Gott hatte Armfield zu dieser Stelle geführt und er füllte sie jetzt auf seine Art aus.
    »Die Zeit ist gekommen«, sagte er und seine Stimme triefte von Schwefelsäure.
    »Die Bösen sind mitten unter uns. Sie vergiften unsere Seelen mit Alkohol, führen uns mit ihrer Fleischeslust in Versuchung und versuchen sich mit ihren Händen, die zu Klauen geworden sind, unserer Herzen zu bemächtigen. Sie kommen als Engel verkleidet, als Familienmitglieder, als Freunde. Sie kommen mit einem Lächeln auf dem Gesicht, schön gekleidet und mit teurem Schmuck behangen. Sie kommen mit goldbrauner Haut, gekämmtem Haar und verlockendem Augenaufschlag. Warum? Weil der Teufel schlau ist. Der Teufel ist mächtig. Und er ist entschlossen.«
    Er schlug mit der Faust auf die Kanzel und der Schlag hallte an den Glasfenstern und den dunklen Holzwänden der Kirche wider. Da Ostern vor der Türe stand, würde die Kirche wohl voll sein. Die Gläubigen würden mit großen Augen dasitzen, die Männer mit Krawatten, die Frauen in lila und gelben Chiffonkleidern, und ihr Parfum würde wie Weihrauch durch die Kirche ziehen. Die Kinder würden die Nase hochziehen und an ihre Schokoladeneier denken, dabei aber regungslos auf ihren Bänken sitzen, mit dem wachsamen Blick ihrer Mütter im Nacken. Dies alles führte dazu, dass Armfield ihre Seelen erhöhen und ihre Sünden vergeben haben wollte, sodass sie dann rein und erneuert in die Welt zurückkehren konnten.
    Er würde sie am kommenden Sonntag zu religiöser Ekstase peitschen, damit ihre Sünden an die Oberfläche kämen und sie ihre eigene Schlechtigkeit erkennen konnten. Er würde sie zwingen, in ihre schwarzen Herzen zu blicken, sodass sie mit

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