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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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eigenen Augen sahen, wie sehr sie Armfield brauchten. Er würde sie mit Schuld beladen und ihre Stirn in dunkle Wolken hüllen. Sie würden sich nach ihrem Priester sehnen, nach ihm, der sich ihrer geschwärzten Seelen annehmen und sie auf den richtigen Weg bringen würde.
    Aber nur Übung machte den Meister. Er senkte seine Stimme von einem Donnergrollen zu einem Flüstern und vergewisserte sich, dass seine Worte auch den letzten Winkel der leeren Kirche erreichten.
    »Und Satan ist mitten unter uns. Er erkennt die Dinge, die Gott auf die Erde gebracht hat und beansprucht diese als die Seinigen. Der Teufel baut seinen Thron auf unserem Rücken, er errichtet sein Reich in unseren Hochhäusern, in unseren Raumschiffen und in unseren Forschungslaboren. Er wandert durch unsere Felder des Lebens wie der Sensenmann, so als ob die Frucht dieser Erde für seine schwarze Ernte gereift wäre.«
    Armfield blickte anklagend durch den leeren Raum. Seine Stimme überschlug sich, als er weitersprach.
    »Und wir haben ihn noch dazu eingeladen. Wir haben unsere Herzen geöffnet und gesagt, "Komm, Satan, komm in unsere Häuser und in unsere Herzen und Gärten, denn du blendest uns mit deiner Herrlichkeit. Du versprichst uns Reichtum und alle nur erdenklichen irdischen Freuden und deshalb wenden wir uns dir zu. Denn du bist mehr Mensch als dieser andere Gott, der so weit weg und unsichtbar ist, der von uns Opfer verlangt und der uns Dinge verspricht, die wir weder sehen noch angreifen können und mit denen wir auch nicht kopulieren können.«
    Jetzt würde er glasige Augen bekommen, nur ein bisschen, so dass die ersten Reihen es sehen könnten.
    »Dieser so weit entfernte Gott, der im Schatten von Satan so klein und unwichtig erscheint. Dieser so weit entfernte Gott, der uns nicht zu erhören scheint, wenn wir um eine Gehaltserhöhung oder ein besseres Handicap beim Golf und eine Vielzahl von attraktiven Liebhabern bitten. Dieser weit entfernte Gott, der uns darum bittet, dass wir unser wertvolles Geld der Kirche geben, der uns bittet aufrecht zu gehen, den Nächsten zu lieben und die Lust in unseren Herzen zu ignorieren. Dieser weit entfernte Gott, der mehr zu nehmen als zu geben scheint.«
    Armfield nickte jetzt ernst und senkte seinen Blick, so als ob alle Hoffnung vergebens wäre, als ob der Herr die Sonne auslöschen würde und die Apokalypse unmittelbar bevorstand.
    »Satan bietet uns so viel. Ja, seine Geschenke sind wunderschön verpackt. Er erfreut unser schwaches Fleisch. Er spricht unsere Sprache.«
    Jetzt kam das lange, erdrückende Schweigen, so dass sich seine Worte in das Gewissen der Gläubigen einprägen konnten und auch in die holzvertäfelten Wände und den roten Teppich.
    »Und Gott verspricht nur ein einziges Geschenk.«
    Armfield drehte sich um und blickte auf das Kruzifix, das in der Mitte der Kirche stand. Dieses feierliche Symbol, das mit veruntreuten Kirchengeldern gekauft worden war. Jetzt würde jemand in der Kirche husten, jemand, der seine Tränen schon zu lange zurückhalten musste. Ein anderer würde unruhig mit den Schuhen über den Kirchboden fahren. Ein Kind würde zu weinen anfangen.
    Und Armfield würde sich wieder den Gläubigen zuwenden. Er würde seinen Blick zum Kirchendach heben, so als ob er durch die Holzplanken und Schindeln in eine hellere Zukunft blicken könnte. Jetzt könnten die Tränen kommen, nur zwei kleine Tränchen. Er würde wiederholen: »Gott verspricht nur ein einziges Geschenk.«
    Armfield war jetzt voll in seinem Element, so als ob die Masse der Gläubigen tatsächlich vor ihm sitzen und sich vorbeugen würde, um jedes seiner göttlichen Worte hören zu können. Armfield hob langsam seine Arme, so als ob Satan seine Glieder müde gemacht hätte.
    »Das Geschenk des ewigen Lebens.«
    Jetzt würde er den Tränen freien Lauf lassen, die Tränen könnten jetzt auf seinen Wangen glitzern, jetzt, da er die ganze Welt in seinen Händen hielt.
    Nun verlieh er seiner Stimme ein emotionales Tremolo und seine Schultern bebten vor gequälter Seligkeit.
    »Denn Er hat Seinen einzigen Sohn auf die Erde geschickt, damit er am Kreuz stirbt. So dass das Blut Seines Sohnes unsere Sünden wegwäscht. Sein Sohn wurde geopfert, so dass wir alle ewig leben können. So dass in der Dunkelheit der sündigen Welt ein Licht erscheint. So dass alle unsere Schmerzen und Sorgen und Sünden in einem einzigen Herzen Trost finden und wir gerettet werden.«
    Seine Stimme wuchs zu einem Crescendo und mit

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