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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Kopf wurden weniger und der Schmerz ließ soweit nach, dass sie ihre Augen öffnen konnte.
    Gehirntumor. Oh Gott, was ist, wenn ich einen Gehirntumor habe und ich deshalb diese Wahnvorstellungen habe? Oder wenn ich schizophren bin?
    Sie drehte ihren Rückspiegel so, dass sie sich darin betrachten konnte. Aus dem Spiegel schaute eine Fremde zurück: Weit geöffnete Augen, zerzauste Haare und ein verzogenes Gesicht, mit dem sie in einem Schulbuch als Beispiel für einen Schizophrenen posieren könnte. Der Schmerz war von der Mitte ihres Schädels hinter ihre Augen gewandert. Sie rieb sich über die Stirne, der akute Schmerz zog sich zurück und wurde zu einem weiter entfernten, schwachen Pulsieren.
    Als sie sich ein bisschen besser fühlte, kurbelte sie das Autofenster herunter und die kühle Brise trocknete den Schweiß unter ihren Augen. Sie kratzte ihren Arm und erinnerte sich wieder an das Moskito. Der Stich hatte einen grau-grünen Ring auf ihrer Haut zurückgelassen. Darin war ein kleiner roter Blutstropfen zu sehen.
    Tah-mah-raaa tah-mah-raaa tah-mah-raaa.
    Sie blickte sich verwirrt um. Vielleicht verhielten sich ja Gehirntumore so. Die Krebszellen manipulierten die gesunden Zellen, vermehrten und veränderten sich und vertrieben die gesunden Zellen aus dem Gewebe. Vielleicht war das Ding in ihrem Kopf sogar so programmiert, dass es wusste, dass es den Wirt umbrachte, aber es konnte nicht anders als weiter zu machen, so wie ein hungriges Moskito den Geruch nach warmem Fleisch und Blut nicht ignorieren konnte.
    Nein. Sie war fit und gesund, am Höhepunkt ihres Lebens. So etwas würde ihr niemals passieren. Lieber glaubte sie …
    Shu-shaaa.
    dass sie verrückt wurde, dass sie einen Nervenzusammenbruch hatte.
    Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es das auch nicht sein konnte. Innere Stimmen zu hören war eine Sache. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass die Stimme echt war.
    Und sie wusste jetzt, woher die Stimme zu ihr sprach.
    Der Berg rief sie wieder einmal. Sie legte den ersten Gang ein und begann die Straße, die auf den Bear Claw führte, hinauf zu fahren.
     
    ###
     
    Jimmy hatte sich vorgestellt, dass sein letztes Mal mit Peggy etwas Besonderes sein würde, aber es funktionierte nicht so richtig, weil Howard ja zusah. Die Geldscheine knisterten in seiner Brusttasche und er fühlte sich ein bisschen besser. Das Bett knarrte, als Howard und Peggy zur Sache kamen. Jimmy zog seine Stiefel an und wollte den Raum so schnell wie möglich verlassen. Er war zwar kein Heiliger, aber einige Dinge waren sogar für ihn zu viel.
    Er öffnete die Tür des Wohnwagens und ein einäugiger alter Sack in einer verblichenen Uniform stand da und lauschte an der Türe. Der Einäugige grinste wie ein Arsch mit Ohren. Jimmy stieß ihn zurück und schloss die Türe. Die Geräusche von Peggys Sexfabrik waren jetzt gedämpft.
    »Wer zum Teufel sind denn Sie?«, fragte Jimmy.
    Der alte Mann leckte seine Lippen. »Nur ein besorgter Nachbar, das ist alles. Ich habe mir gedacht, es könnte hier ein Problem geben.«
    »Es gibt kein Problem und was hier passiert, geht keinen etwas an.«
    »Da könnte Sylvester aber anderer Meinung sein, glauben Sie nicht?« Der alte Sack schielte an Jimmy vorbei, so als ob er durch die geschlossene Türe etwas erkennen könnte. »Sieht so aus, als ob ihr euch hier bei seiner Frau abwechselt.«
    Jimmy packte den Einäugigen am Hals. Der Adamsapfel des Alten zuckte unter dem harten Griff von Jimmys Hand.
    »Und wie sollte er etwas herausfinden?« Jimmy zog das bleiche Gesicht des Alten zu seinem. Er konnte den fauligen Atem des alten Soldaten riechen. Es war wie der Wind, der von einem Friedhof her wehte.
    »Nur mal langsam. Ich bin keine Petze«, keuchte der Alte.  »Ich möchte nur meinen Teil vom Kuchen, mehr nicht.«
    Jimmys Griff ließ nach. Seine Finger hatten auf dem Hals des anderen rote Abdrücke hinterlassen.
    »Kostet jetzt aber fünfzig Dollar. Extras kosten mehr.« Zweifelnd blickte er auf das faltige und bleiche Gesicht des Einäugigen. »Und es gibt kein Geld zurück, falls du ihn nicht...äh…hochkriegst.«
    »Fünfzig Dollar?«, jaulte der Einäugige auf. »Bis jetzt hat sie es mir immer gratis gemacht.«
    Howard musste etwas gehört haben, denn das Bett hörte zu quietschen auf. Oder er war schon zum Ende gekommen.
    »Wer ist da, Jimmy?«, rief Howard von drinnen.
    »Oh Gott, hoffentlich nicht Sylvester«, sagte Peggy.
    »Nein, es ist nicht Sylvester«, schrie Jimmy über seine

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