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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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was die Hauptsache ist, er besaß einen Mut, der vor nichts zurückschrak. Als junger Mann, auf der Insel Hispaniola, soll er viele galante Abenteuer gehabt, manchen gefährlichen Zweikampf ausgefochten und immer den Sieg davongetragen haben. Ein Andenken an einen jener Händel war eine Schmarre zwischen Lippe und Kinn, die sein Bart nicht ganz verdeckte. Seine Haltung, sein Gang, seine Redeweise, sein Benehmen bei Tisch, seine Art, sich zu kleiden, alles das kennzeichnete ihn als Mann von Vornehmheit und Würde. Sein Anzug war der Mode gemäß, aber einfach und niemals geschmacklos. Seide und andere teure Stoffe trug er selten, immer jedoch erschien er äußerst sauber. Mit schweren Goldketten, wie sie viele seiner Zeit- und Ruhmesgenossen mit Vorliebe trugen, behing er sich nie. Er hatte stets die nämliche um den Hals, ein feingearbeitetes Kettchen mit einem Kleinod, das auf der Vorderseite ein Bildnis der Madonna mit dem Himmelskinde und auf der Rückseite eine lateinische Inschrift zeigte. Er trug einen einzigen goldenen Ring mit einem sehr kostbaren Diamanten. An seinem Samthut hatte er eine goldene Münze mit seinem Wahlspruch. Indessen zog er in seinen späteren Jahren eine Tuchmütze ohne die Münze vor.
    Cortes liebte es, von einem glänzenden Gefolge umgeben zu sein, wie es ihm als großem Herrn ja auch zukam. Seinen Haushalt verwalteten ein Haushofmeister und ein Kämmerer inmitten einer Schar von Edelknaben. Das Geschirr seiner Tafel war von Gold und Silber. Zu Mittag aß er reichlich und trankdazu ein Viertel Wein mit Wasser gemischt. Auch zu Abend speiste er gut. Aus besonderen Leckereien machte er sich wenig, derlei gab es auf seinem Tische nur bei Festlichkeiten, wo dann an nichts gespart wurde.
    Gegen seine Offiziere und Kriegsgefährten, insbesondere gegen diejenigen von uns, die gleich von Kuba aus unter seiner Fahne gedient hatten, war Cortes überaus freundlich und zutraulich. Er war ein guter Lateiner, und wenn er sich mit gelehrten Leuten unterhielt, redete er in dieser Sprache mit ihnen. Er soll sogar Doktor der Rechte gewesen sein. Ein bißchen Dichter war er auch, er machte hübsche Verse, und was er so schrieb, hatte Hand und Fuß. Seine Art zu reden war vornehm, bedacht und überzeugend. Jeden Morgen las er in seinem Brevier. Die Messe hörte er alle Tage mit viel Andacht. Zu seiner Schutzheiligen hatte er die Madonna auserkoren. Wenn er etwas beteuerte, so sagte er: Bei meinem Gewissen! Und wenn er über einen von uns alten Kriegsleuten, die ihm nahestanden, ärgerlich ward, so hieß es: Die Pestilenz sollt Ihr kriegen! Geriet er stark in Zorn, so schwoll ihm eine Ader an der Kehle und eine auf der Stirn, und wenn ihm etwas zu arg war, so warf er wohl auch seinen Mantel von sich, doch gebrauchte er nie ein Schimpfwort gegen Offiziere und Soldaten, überhaupt ging ihm die Geduld nicht leicht aus, und wenn schon manch toller Kerl unter uns war, der zuweilen ungebührlich redete, so vergaß sich Cortes doch nie in heftigen Worten gegen ihn. Alles, was er dann sagte, war: Schweigt! oder: Geht und redet hinfüro nicht, ohne es vordem besser bedacht zu haben! Ein andermal gehts nicht so glimpflich ab.
    Wenn Cortes einen Gedanken einmal gefaßt hatte, so war er nicht mehr davon abzubringen, zumal in Dingen des Krieges. Wir konnten dagegen einwenden, was wir wollten: es half alles nicht und wir mußten es so machen, es mochte noch so viel kosten. Einmal, auf unserem Zuge gegen die Hauptstadt,in den Bergen, die jetzt die Markgrafenberge heißen, sollten wir eine vom Feinde besetzte Höhe stürmen. Wir stellten ihm vor, es sei unmöglich wegen der zahlreichen Felsblöcke, die der Verteidiger auf uns herabrollen werde. Vor solchen Riesensteinen sei alle Tapferkeit umsonst, und dagegen anzurennen sei unser aller Tod. Es war alles in den Wind gesprochen. Cortes nahm seinen Befehl nicht zurück. Wir mußten unsere Haut daran wagen und den Sturm versuchen. Das Ende vom Liede war natürlich, daß wir nichts ausrichteten. Zehn oder zwölf Mann von uns blieben auf dem Platze, und wir anderen holten uns samt und sonders blutige Köpfe. Ein andermal, auf unserem unglückseligen Zuge gegen Honduras, als sich Christoval von Olid empört hatte, schlug ich dem Markgrafen an die hundertmal den Marsch über das Gebirge vor. Allein, er blieb bei seiner Meinung, daß wir uns an die Küste halten müßten, und er war nicht zu überzeugen, daß wir auf dem von mir vorgeschlagenen Wege überall bewohntes Gebiet

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